Lobberich: Integrationsprojekt - Damit Esma nicht allein bleibt

Das Integrations-Projekt „Komm in“ will türkisch-stämmige Frauen aus der Isolation locken. Zwei neue Netzwerke sollen in Nettetal das Miteinander fördern.

Lobberich. Angst mag dahinter stecken, vielleicht auch nur Scheu oder Unkenntnis. Esma jedenfalls ist das einzige Mädchen aus türkisch-muslimischen Kreisen in Nettetal, das schon mal zum Netzwerk Integration gekommen ist.

Erstaunt fragt Esmas Vater Cemal Keskin: "Wo sind die anderen Töchter, die anderen Frauen?" Sie aus der Isolation zu locken, sie in Kontakt zu bringen mit anderen Mitbürgerinnen, sei ein wichtiges Anliegen. Das sieht die Stadt Nettetal genauso. Darum nimmt sie teil am Integrationsprogramm "Komm in" des Landes NRW, vorgestellt am Montagabend im Rathaus.

"So darf das nicht weitergehen, wir müssen was tun", fordert Cemal Keskin vom Türkischen Elternverein Nettetal. Wenn er seine Tochter mitnimmt zum Treffen des Netzwerks Integration, ist sie allein unter lauter Erwachsenen - mehrheitlich Männer.

Keskin weiß: Gerade Frauen aus Familien mit ausländischer Herkunft bleiben meist für sich- und sind so ausgeschlossen vom Leben in der Stadt. Dabei geht es nicht nur um türkischstämmige Mitbürger. Keskin: "Da sind so viele Gruppen und Vereine, ob türkisch, deutsch oder andere, die nicht aufeinander zugehen." Der Grund: "Jede Gruppe erwartet von der anderen, dass sie den ersten Schritt tut."

Erste Schritte sind in Nettetal getan worden: Ausländerbeirat und Netzwerk Integration kümmern sich um die Interessen von Mitbürgern aus anderen Ländern. Aber das reicht nicht: "Wir arbeiten nur ehrenamtlich, können nicht alles leisten", erklärt Cüneyt Deveci.

Der Vorsitzende des Ausländerbeirats klagt, traditionell kämen gerade Frauen in manchen Volksgruppen in Sachen Gleichberechtigung, Sprache und Bildung zu kurz. Entsprechend düster sehe es für sie bei Kontaktmöglichkeiten und Berufs-Chancen aus. Deveci ist deshalb froh, dass Alfred Kroeckert vom Sozialamt seit Mai zusätzlich Integrations-Beauftragter der Stadt ist.

Kroeckert hat einen großen Aufgabenbereich: 5000 Nettetaler sind aus anderen Ländern zugewandert oder stammen aus früher zugewanderten Familien. Der Integrations-Beauftragte baut dabei auf das Projekt "Komm in": "Wir brauchen mehr Informationen, mehr Unterstützung bei der Integration."

Am Montagabend haben sich unter Anleitung von Experten aus rund 60 Engagierten zwei neue Arbeitsgruppen gebildet: ein Multiplikatoren-Netzwerk sowie ein Netzwerk für Frauen und Mädchen. Darunter sind erstmals einige junge türkisch-stämmige Frauen - Hoffnung also, dass Esma nicht allein bleibt.