Im Gespräch Lochner: Hoffnung auf ein „Super-Ergebnis“
Der Kempener FDP-Politiker Wolfgang Lochner möchte Landrat des Kreises Viersen werden. Er rechnet fest mit einem zweistelligen Ergebnis.
Kempen/Kreis Viersen. Es ist eine kleine Runde von Politikern, die da gegeneinander antreten und sich um das Amt des Landrats bemühen. Mittendrin: der Kempener Wolfgang Lochner, der für die FDP seinen Hut in den Ring wirft und der seine Chancen überhaupt nicht so gering sieht. Im Gespräch mit der WZ zeigte der Vorsitzende der Kreis-FDP sich durchaus kampfeslustig und siegesgewiss.
WZ: Welche Chancen rechnen Sie sich aus — oder sehen Sie sich eher als Zählkandidat?
Wolfgang Lochner: Es ist ein bisschen unheimlich. Ich trete nur gegen Andreas Coenen (Kandidat für die CDU; Anm. d. Redaktion) und den Linken Christoph Saßen an. Das könnte auf ein Super-Ergebnis hinauslaufen. Auf jeden Fall weit im zweistelligen Bereich.
Wie gut kennen die Menschen im Kreisgebiet Sie? In Kempen ist das sicher kein Problem, aber was ist mit Willich oder Schwalmtal?
Lochner: Ich mache seit 43 Jahren Politik. Ich glaube, im ganzen Kreis verbindet man den Namen Lochner mit der FDP. Aber das ist natürlich schwer einzuschätzen.
Warum treten Sie überhaupt an? Aus welcher Motivation heraus tun Sie das?
Lochner: Es war von Anfang an klar: Die FDP stellt einen Kandidaten. Das hat jede selbstbewusste Partei zu einer Wahl zu tun. Das hatten wir auch früh so entschieden. Da sollte es aber noch mein Parteifreund Udo van Neer aus Viersen machen. Das hätte auch gut gepasst. Dann wollte er aber auf einmal nicht mehr. Da hat mich unser Landtagsmann Dietmar Brockes angeguckt und gesagt: „Du machst das!“ Den Kempener Mitgliedern war das natürlich lieber.
Wo sehen Sie Ihre Qualifikationen?
Lochner: Ich bin Volljurist und habe Jahrzehnte Erfahrung in der Kreispolitik. Und mein Lieblingsthema ist die Polizei, ich bin Vorsitzender des Polizeibeirates. Jetzt Landrat zu werden, das wäre meine Welt.
Welche Ideen oder Visionen haben Sie, um den Kreis voranzubringen?
Lochner: Der Kreis muss sich stärker als Dienstleister für die Städte und Gemeinden begreifen. Das Gegeneinander muss aufhören. Das Verhältnis zu den Kämmerern muss besser werden. Der Kreis könnte auch Aufgaben für die Städte übernehmen, wenn er das denn günstiger hinbekommt. Ich denke da an das Jugendamt. Ein Solches braucht Kempen nicht. Die Entscheidung in Nettetal, ein eigenes Jugendamt einzurichten, war falsch. Ein anderes Feld, auf dem man gut für die Städte arbeiten könnte, wären die Bauhöfe.
Nicht zuletzt muss man den Niederrhein gemeinsam mit Limburg/Niederlande als Wirtschaftsraum begreifen. Der Niederrhein muss stärker zur Marke werden. Damit verbunden ist, dass auch der Tourismus noch stärker gefördert werden muss. Oder: Die Regiobahn hätte längst umgesetzt sein müssen.
Wie stehen Sie denn zur möglichen Zusammenlegung von Polizei-Präsidien?
Lochner: Dagegen müssen wir uns mit Händen und Füßen wehren. Der Kreis sollte seine eigene Behörde haben. Ansonsten werden diese zu groß.
Immer wieder mal wird spekuliert, dass es eine weitere kommunale Neugliederung geben wird. Können Sie sich das vorstellen? Was müsste sich dann ändern?
Lochner: Der damalige Zuschnitt war willkürlich. Wachtendonk und Kerken gehörten zu Kempen. Hüls wäre ja auch gerne dabei geblieben. Ob Tönisberg damals dazu gehörte, ist fraglich. Aber ich glaube, das ist in absehbarer Zeit kein Thema. Dass das jetzt diskutiert wird, hängt ja wohl auch mit der Neuordnung der Landtags-Wahlkreise zusammen.
Sie haben mal gesagt, Sie wollen klare liberale Kante zeigen. Was heißt das?
Lochner: Was ich sagte. Die Polizeibehörden stärken. Mehr Gewicht auf den Tourismus legen. Gemeinsam mit den Niederländern zeigen, wie schön unser Niederrhein ist. Bis jetzt bröselt jeder für sich selbst. Außerdem müssen wir für junge Menschen bessere Ausbildungsmöglichkeiten schaffen. Ich denke an einen Runden Tisch mit Handwerkern, Verbänden und den Kommunen.
Sind die Liberalen ein Auslaufmodell? Ist die bundesweite Entwicklung nicht praktisch modellhaft?
Lochner: Im Kreis Viersen war das nie dramatisch. Hier sind auch unsere Mitgliederzahlen stabil. Hier war nie eine Untergangsstimmung. Aber: Man hängt immer vom Bundestrend ab. Gefühlt geht es im Moment steil bergauf. Ich habe mich auch mit der neuen Farblehre angefreundet (die FDP nutzt seit Kurzem zusätzlich die Farbe Magenta; Anm. d. Redaktion). Außerdem finde ich es gut, dass wir uns wieder „Freie Demokraten“ nennen.
Wie beurteilen Sie, dass die SPD keinen Kandidaten aufstellt?
Lochner: Wir haben ja immer eine Runde mit den Fraktions- und Parteichefs von CDU, SPD, FDP und Grünen gehabt. Dabei haben wir aber auch gesagt, dass das nicht geht, keinen Kandidaten aufzustellen. Das ist undemokratisch. Da kann man gleich den Stimmzettel nur falten, wie früher in der DDR. Es geht doch gerade darum, das Amt des Landrats aufzuwerten. Aber die CDU wollte mit Herrn Coenen ja nicht in die Stichwahl.
Was halten Sie von Ihren Gegnern? Wäre Andreas Coenen ein guter Landrat? Kennen Sie Ihren Linken Gegenkandidaten überhaupt?
Lochner (lächelt und zögert): Ich habe nichts gegen Andreas Coenen. Fachlich ist er bestimmt qualifiziert. Ich würde aber bei der Zusammenarbeit mit meinem Personal mehr auf gegenseitiges Vertrauen und Teamwork setzen. Christoph Saßen kenne ich als Kreistags-Kollegen. Mehr kann ich dazu aber nicht sagen.
Mit welchem Ergebnis wären Sie zufrieden?
Lochner: 30 Prozent plus X. Ich habe die große Hoffnung, von Wählern der SPD und der Grünen zu profitieren.
Wie hoch — glauben Sie — wird die Wahlbeteiligung sein?
Lochner: Ich denke 30 Prozent. Und das wäre schon gut.
Wie wollen Sie Menschen motivieren, wählen zu gehen?
Lochner: Durch viele persönliche Gespräche. Und auch wenn ich es persönlich nicht so mit Facebook habe: Wir nutzen die sozialen Medien auf jeden Fall. Und die Internet-Seite, die zu Wahlkampfzeiten viele Zugriffe hat, wird richtig gut gepflegt. Außerdem habe ich Aktionen vor wie die Menschen zu Radtouren einzuladen und den Kreis zu „erfahren“.
Wenn Sie gewinnen — was wird aus Ihrer Kanzlei?
Lochner: Ich habe bereits mit Kollegen gesprochen. Die müssten dann meine Arbeit übernehmen.