„Mehr als die schwarze Null ist kaum möglich“
Der neue Leiter des Technologiezentrums, Thomas Jablonski, sprach mit der WZ über die Finanzlage und die Zukunft der Einrichtung.
Kempen. Thomas Jablonski (47) hat die Leitung des Technologiezetrums Niederrhein (TZN) von Volker Helms übernommen, der in den Ruhestand gegangen ist. Im Interview mit der WZ spricht Jablonski über die Zukunft des Zentrums.
Jablonski: Man ist noch freier und unbefangen.
WZ: Was werden Sie anders machen als ihr Vorgänger?
Jablonski: Es soll mehr Wirtschaftsförderung betrieben werden, besonders im Wissens- und Technologietransfer. Im Austausch, etwa zwischen Politik und Unternehmen, sehe ich meine Rolle als Kümmerer und Moderator.
WZ: Wie sieht das konkret aus?
Jablonski: Wir wollen 2012 zum Beispiel eine neue Veranstaltungsreihe starten. Jährlich wird es vier oder fünf Termine geben, die mit aktuellen Themen an verschiedenen Orten im Kreis Viersen stattfinden. Im Anschluss an die Vorträge soll es Raum zum Netzwerken geben. Ich denke, dass hier so etwas fehlt.
WZ: Sie wollen nicht nur den Kontakt zu Unternehmen, sondern auch zu Hochschulen intensivieren, warum?
Jablonski: Großunternehmen saugen den Nachwuchs förmlich aus den Unis. Natürlich will jeder Absolvent zu einem Konzern wie Daimler. Die kleinen Unternehmen werden gar nicht wahrgenommen. Mittelständler müssen sich deshalb „aufhübschen“, sich besser präsentieren und auch Perspektiven bieten. Ein befristeter Arbeitsvertrag ist für den Nachwuchs nicht gerade ein Ansporn.
WZ: Wird sich auch im TZN selbst etwas ändern?
Jablonski: Wir wollen mehr Dienstleistung bieten. Nicht nur für Mieter, sondern auch für Externe. Kostenlose Seminare sollen nicht mehr nur für Gründer angeboten werden, sondern auch für etablierte Unternehmen.
WZ: Nach einem guten Start des TZN — 95 Prozent des Gebäudes waren belegt — ging es bergab. Ist die Talfahrt beendet?
Jablonski: Derzeit ist das Zentrum etwa zu 80 Prozent ausgelastet. Rund 40 Firmen befinden sich unter unserem Dach. Vor kurzem hatten wir zwei große Auszüge: SEW und Wipro. Dadurch stand ein ganzer Flügel leer. Verhandlungen mit mehreren Nachmietern, unter anderem aus München, laufen aber.
WZ: Und finanziell? 2005 soll das Minus bei etwa 230 000 Euro gelegen haben.
Jablonski: Die Situation hat sich stabilisiert. Mittlerweile erreichen wir die schwarze Null. Wir arbeiten kostendeckend, mehr ist kaum möglich.
WZ: Womit locken sie potenzielle Mieter?
Jablonski: Die Attraktivität der Räumlichkeiten muss erhöht werden. Heute reichen vier Wände nicht mehr aus. Es muss auch Atmosphäre vorhanden sein. Bis Mitte des kommenden Jahres soll zudem der Hallenbereich zu Büros umgebaut werden. Die Nachfrage nach Lagerhallen geht gegen Null.
WZ: Kommen Miet-Anfragen nur aus der Region?
Jablonski: Nein. Es gibt eine erstaunlich hohe Nachfrage aus den Niederlanden. Viele testen bei uns den deutschen Markt. Wenn es nicht klappt, gehen sie wieder. Das ist relativ unproblematisch für die Gründer. Die Mindestmietdauer beträgt drei Monate. Sonst kommen Mieter aus ganz Deutschland — so wie der mögliche aus München.
WZ: Wie kommen die ausgerechnet auf Kempen?
Jablonski: Die meisten kommen auf Empfehlung unserer Mieter. Außerdem muss Kempen sich nicht verstecken. Es gibt eine hohe Lebensqualität. Und was nützt es einem Unternehmer, wenn man in München mehr verdient, aber auch doppelt so hohe Kosten hat?
WZ: Gibt es einen Branchen-Schwerpunkt im TZN?
Jablonski: Nicht wirklich. Das Verhältnis ist relativ ausgewogen. Man kommt ins TZN, um zu gründen und zu wachsen.