Mehrheit für neues Rathaus steht
Im Hauptausschuss wurde die Entscheidung vertagt. Aber CDU, Freie Wähler und Linke stehen zu dem Beschluss.
Kempen. Die Beratungen um die neuen Verwaltungsgebäude am Bahnhof gehen weiter. Am Dienstagabend befasste sich der Haupt- und Finanzausschuss damit. Die Abstimmung wurde in den Rat vertagt, wo am nächsten Dienstag die Entscheidung fällt. Die Fraktionen beraten in diesen Tagen intern und führen Gespräche mit Bürgermeister Volker Rübo, um Detailfragen zu klären. Wie berichtet, will die Stadt Kempen drei Gebäude kaufen, die der Straelener Investor Hout an der Schorndorfer Straße bauen wird. Statt der zunächst eingeplanten 8,25 Millionen Euro liegt die Kostenrechnung nun bei 9,6 Millionen Euro. Die Mehrkosten machen einen erneuten Beschluss notwendig.
Rübo erinnerte daran, dass der Bau der Häuser zwar teurer werde, dass diese dadurch aber auch werthaltiger würden.
Für die CDU erklärte Fraktionschef Wilfried Bogedain, dass der Grundsatz für die Gebäude weiter stehe. „Nun müssen wir beraten: Wie gehen wir mit den Mehrkosten um.“ Sein Fraktionskollege Andreas von Brechan wurde da noch deutlicher. Bei den Mehrkosten sehe er noch nicht, dass dem genau so zugestimmt werde. Aber am Grundsatzbeschluss, diese drei Häuser zu bauen, werde sich nichts ändern.
Bogedain betonte zudem, dass durch die Rathaus-Planungen andere Prozesse — Schulsanierung, Kita-Bau, neues Wohnen — nicht aufgehalten werden dürften.
Ein deutliches Signal der Zustimmung kam von den Fraktionen Die Linke und Freie Wähler Kempen. Für Udo Kadagies (FWK) stimmt der Preis, die Planung steht und ist schnell umsetzbar. „Wir bauen schlüsselfertig. Die Verwaltung wird nicht belastet“, argumentierte Günter Solecki (Die Linke). Man wolle das Personal, das im Rathaus arbeitet, nicht weiter hinhalten. „Verwirklicht euch doch im zweiten Bauabschnitt“, so Solecki mit Blick auf die Sanierung, die im alten Rathaus am Buttermarkt ansteht.
Diese bereitet der SPD Kopfzerbrechen. Dass man etwas Neues brauche, sei allen klar. Aber man müsse die Sanierung auch in die aktuellen Planungen einbeziehen, so SPD-Fraktionschef Andreas Gareißen. „Was genau mit den Räumen passiert, wissen wir noch überhaupt nicht. Das ist der Punkt, der uns unsicher macht“, so Gareißen.
Bürgermeister Volker Rübo erklärte, dass der Raumbedarf da sei. Mit der Rathaus-Sanierung befasse man sich dann in einem gesonderten Prozess. Dann müsse man sehen, wie umfangreich die Arbeiten werden — auch mit Hilfe eines externen Büros. „Wir haben dann eineinhalb Jahre Zeit für die Planung“, so Rübo mit Blick auf die Bauzeit der drei Gebäude.
Alles wieder auf Anfang: Das würden sich FDP und Grüne für die Planungen wünschen. Joachim Straeten (Grüne) kritisierte einmal mehr den Zeitdruck, den man sich selbst geschaffen habe. „Das ist ein Prozess und wir schließen den nächste Woche ab — das ist für mich nicht nachvollziehbar“, so Straeten.
Jörg Boves (FDP) kritisierte, dass die drei Gebäude teurer würden als eines. „Höhere Investitionskosten und höhere Betriebskosten werden die Folge sein“, so Boves. Die Liberalen wünschen sich weiterhin einen Lenkungsausschuss, um zuerst zu klären, was man will. „Ich kauf doch nicht drei Autos und stell dann fest, dass ich einen Reisebus brauche — und fang dann an umzubauen“, so Boves, der auch kritisierte, dass man ein Technisches Rathaus brauche und kein repräsentatives. So seien die Sitzungsräume zu groß geplant. Das Filet-Grundstück hinter dem Bahnhof solle Dienstleistern vorbehalten werden. Im Kempener Westen hätte man mehr Gestaltungsmöglichkeiten.
Das hält Rübo allerdings für keinen guten Standort. Im Westen soll Wohnraum geschaffen werden. Nach den aktuellen Planungen entstehe ein funktionales Haus, kein Luxus. Die drei Gebäude böten die Flexibilität, sich von einem Haus zu trennen, wenn die Verwaltung den Raumbedarf nicht mehr hat. Die Nähe zum Arnoldhaus mit Finanzamt und Agentur für Arbeit sieht Rübo ebenfalls positiv.
Den Standort warf auch Joachim Straeten auf. Ein Technisches Rathaus sei durchaus in St. Hubert denkbar. Er denke in die Zukunft, an die digitale Verwaltung, viele Wege werde man sich verstellen.