Kempen Mit Helm, Schild und Schwert

Gut Heimendahl war zum achten Mal Gastgeber des mittelalterlichen Ritterlagers.

Foto: Friedhelm Reimann

Kempen. Bereits die beiden Nordmänner am historischen Eingang von Gut Heimendahl ernten jede Menge neugierige Blicke. In seinem mit Wadenwickeln umhüllten Beinen und der Tunika, das Schwert in der Hand, ist Sweder, wie sich Christian Schütze nennt, wenn er in die altertümlichen Gewänder schlüpft, ein außergewöhnlicher Anblick.

Das gilt auch für Pascal Körfer, der die Glefe, wie die Stange mit Hiebklinge genannt wird, in der Hand hält. Die beiden sind die richtige Einstimmung auf das, was die Besucher im Park und auf den Wiesen der Gutsanlage erwartet.

Eine Zeitreise.

Beim Wikingerhort Oberhausen qualmt die Glut in zwei Feuerschalen, die unter gewaltigen Kesseln stehen. Hier blubbert keine Suppe vor sich hin. Es handelt sich um Extrakte, in denen später Schafswolle gefärbt wird.

Silvia Schnell ist noch mit dem Nadelbinden beschäftigt. „Das ist quasi der Vorläufer des Strickens und stammt aus der Jungsteinzeit“, erklärt sie den Besuchern am Stand. Mit einer Nadel wird ein Faden zu einem Knoten gebunden, der auf dem Daumen liegt und durch den die Wolle immer wieder gezogen wird. Socken, Pulswärmer und Mützen entstehen auf diesem Weg.

Auch bei Karl-Heinz Theden bleiben viele neugierig stehen. Als Karl Karlson ist er mit dem Flechten einer Kiepe beschäftigt. Das Holzgestell aus Haselnuss hat geraden den Weidenboden erhalten, in den er nun die Staken einarbeitet, um die später die Weidenruten geflochten werden. „Ungeschälte Weide muss ein bis zwei Wochen eingeweicht werden, geschälte hingegen nur einen Tag“, sagt er. Seine Frau Maren hält das Wappen der Gruppe in Leinen fest. Sie stickt den Höllenhund in Schwarz auf. Offene Zelte stehen dicht beieinander, wobei überall die Banner der jeweiligen Gruppierungen wehen. Die Bergischen Lehnsritter sind ebenso vertreten wie die Waera Frijaen und die Linner Ritterunde.

Das nunmehr achte mittelalterliche Ritterlager hat auf Gut Heimendahl Einzug gehalten. 150 Ritter und ihre Gefolgsleute bevölkern die Wiesen, demonstrieren Schaukämpfe und lassen die Erde unter den Hufen ihrer Pferde bei den Ritterspielen beben.

Handwerker zeigen ihre Fertigkeiten und im Lager der Händler auf den vorderen Gutswiesen preist das fahrende Volk Elixiere, Schwerter, Schilder, Bekleidung, Trinkhörern und Schmuck an.

Von der Schmiede dröhnen die Hammerschläge herüber, das gleichmäßige Surren eines Spinnrades ist ebenso zu hören wie das Klock-Klock der Holzbretter am Webrahmen. Äxte spalten Holz, mit dem wiederum die überall in Feuerschalen lodernden Flammen am Leben gehalten werden. Mit Zaubersteinen lockt die Hexenecke und es gibt sogar Überraschungsbeutel in denen „Wundersames für Hexen und Zauberer“ versteckt ist, wie es die Aufschrift verrät.

Zur Jagd abgerichtet Falken sind zu sehen. Und es gibt sogar einen Glockengrube, in der Ferdinand Ostermaier mit den Vorbereitungen für den Guss einer rund 50 Kilogramm schweren Glocke beschäftigt ist. Zu sehen gibt es reichlich für die Besucher, die über das Gelände wandern und sich mit sichtlicher Begeisterung in eine andere Welt entführen lassen.