Muziek Biennale: Sich einfach treiben lassen
Rembrandt Frerichs und Kollegen waren Gäste in der Paterskirche. Sie hätten mehr Zuhörer verdient gehabt.
Kempen. Rembrandt Frerichs beginnt eher unauffällig mit seinem Spiel auf dem Flügel: Fast scheint es wie ein Einspielen, ein Ausprobieren des Instruments, das mit einem verfremdeten, stumpfen Klang die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ebenfalls sehr zurückhaltend bearbeitet Etienne Nillesen sein Schlagzeug mit streichenden Bewegungen. Der Akkordeonvirtuose Frode Haltli und der Bassist Tony Overwater schleichen sich musikalisch dazu, und es entwickelt sich langsam ein deutlicher musikalischer Strang.
Harmonisch strömt ganz nach dem Motto der Muziek Biennale ein friedlicher Fluss — noch mit einem gewissen Minimalismus an Tönen — durch die Kempener Paterskirche. Leider hat der Abend unter dem Motto „A long stream, a short story“ mit dem Rembrandt Frerichs Trio und dem nur für dieses Konzert aus Oslo eingeflogenen Akkordeonisten weniger Publikum angelockt, als er es verdient hätte.
Für die Zuhörer in der ungefähr zur Hälfte besetzten Kirche wird dies nach den ersten musikalischen Flussschlingen deutlich. Aus dem harmonischen Strom mit fast schon meditativen Klängen (Kompositionen von Frerichs) ergibt sich langsam ein Seitenarm, der den Jazz berührt. Ein Dialog zwischen Flügel und Akkordeon bringt Neues, ohne den Fluss zu beeinträchtigen.
Dann folgt einmal eine lautmalerische Phase, in der die Instrumente ein Gurgeln, Glucksen oder andere Geräusche des fließenden Wassers andeuten. Auch der Kontrabass wird zum Melodie-Instrument. Ein musikalischer Fluss strömt ohne Unterbrechung, mal lauter, mal leiser werdend, aber immer in einer Art und Weise, die dem Ohr und der Seele schmeicheln. Die kreativen Spielweisen der vier Musiker, wie zum Beispiel die Klangerzeugung des Percussionisten mit einem Geigenbogen, fügen sich dem Ganzen unaufdringlich ein.
Nach 50 Minuten fallen die ersten Worte, und Frerichs beginnt, das Konzert zu moderieren. Musikalisch schlägt er nun eine härtere Gangart an, knallende Akkorde auf dem Flügel werden zur deutlichen Zäsur. Aber nach kurzer Zeit beruhigt sich das Spiel wieder, und die vier Musiker tauchen wieder in die bis dahin bestimmende nuancenreiche Klangwelt ein: Jazz, Klassik, etwas Weltmusik mit Elementen vom Balkan, etwas Arabischem, Französischen.
Warum soll man versuchen, die musikalischen Abstecher der einfühlsam miteinander kommunizierenden Musiker in Schubladen zu stecken? Einfach nur genießen und sich treiben lassen, war die Devise des Abends und freundlicherweise boten die Vier mit ihren Zugaben dazu noch mehr Gelegenheit.