Die Kempener Schulen sind voll
Schüler, die zum Beispiel ein Gymnasium verlassen müssen, haben Probleme, eine andere Schule zu finden. Im Fachausschuss schlugen die Rektoren Alarm.
Kempen. Alle Kempener Kinder sollen in Kempen zur Schule gehen können. Das war den Politikern auch bei der Entscheidung für die Gesamtschule ein wichtiges Anliegen. Nun ist dieses Ziel allerdings in Gefahr. Betroffen könnten die Schüler sein, die eines der Gymnasien verlassen und dann eine neue Schule finden müssen. Denn die bestehenden Schulen sind voll. Das bestätigten die Direktoren im Fachausschuss auf Anfrage.
Besonders traf es im vergangenen Schuljahr Schüler des Luise-von-Duesberg-Gymnasiums (LvD): Leiter Benedikt Waerder erklärte, dass etwa zwölf Kinder nach der sechsten Klasse die Schule verlassen mussten. Es sei ein sehr „schwacher Jahrgang“ gewesen. Für rund 25 Jungen und Mädchen habe es Einzelgespräche gegeben. „Zu den Sechs-Wochen-Konferenzen stand noch nicht fest, dass es nur zwölf werden würden“, so Waerder.
Das brachte vor allem die Erich Kästner Realschule in Not. „Es war ein langer Prozess der Auseinandersetzung“, sagte die kommissarische Leiterin Sigi Strohe. Alle Kempener Kinder habe man schließlich an Kempener Schulen unterbringen können. „Auswärtige mussten wir abweisen“, so Strohe. Teils habe man nun Klassengrößen von 31 Kindern. „Die Schule ist voll“, so Strohe. Was mit Kindern wird, die in Zukunft das Gymnasium verlassen müssen, ist also unklar.
Auch an der Martin-Hauptschule wurden zwei Schüler aus den Gymnasien und dazu sechs Schüler aus der Realschule aufgenommen. Hubert Kalla, der Leiter der auslaufenden Martinschule, war schockiert von der Situation der Eltern, schilderte er dem Ausschuss. Die Eltern kämen zu ihm und sagten: „Sie sind das Letzte für uns. Wir sind an der letzten Station gelandet.“ Was mit diesen Kindern passiere, wenn nun nach und nach alle Hauptschulen geschlossen würden, darauf habe er keine Antwort.
Auch durch Zuzug sind Schüler an die Martinschule gekommen. Nun habe man bis zu 30 Schüler in einer Klasse, schilderte Schulleiter Kalla. Pädagogisch sei das keinesfalls sinnvoll. Zumal die Schule auch Förderschüler aufnimmt, die eine besondere Aufmerksamkeit benötigen. Nur zwei bis drei Stunden pro Woche sei für diese Kinder ein Förderschullehrer da.
Und dass dieses Situation bei der Gesamtschule nicht anders aussehen würde, ahnten die Eltern schon vor dem Start. Bei Klassengrößen von 29 Kindern bleibt auch dort nicht viel Kapazität, um „Wechsler“ aufzunehmen. „Diesem Problem werden wir uns in den nächsten Jahren stellen müssen“, sagt der kommissarische Gesamtschulleiter Uwe Hötter. Verschärft werde das Problem noch dadurch, dass teilweise Lehrer fehlten und Stellen nicht besetzen werden könnten.
Schuldezernent Michael Klee lud dazu ein, alle diese Fragen bei einer Info-Veranstaltung am Montag, 15. September, um 19 Uhr im LvD, Berliner Allee, vorzubringen. Dort werden die Grüne-Landespolitikerin Sigrid Beer und der Inklusions-Experte Professor Christian Huber Rede und Antwort stehen.