Kempener Denkmal Neue Flügel: Stahl und sibirisches Lärchenholz für die Kempener Mühle
Kempen · Nach dem Sturmschaden an Karneval 2017 wird das Denkmal seit Dienstag repariert. Spätestens am Freitag sollen die Arbeiten am Hessenring beendet sein.
Die 1372 errichtete Mühle am heutigen Hessenring hat in ihrer Geschichte schon eine Menge Rückschläge verkraften müssen. So wurde sie 1642 im Hessenkrieg zerstört. 1911 sorgte ein Brand für große Zerstörungen. Bei einem Erdbeben 1926 stürzte der Oberturm ein. Und 2017 sorgte ein Sturm an Altweiberdonnerstag dafür, dass ein Flügel herunter fiel. Danach stellten Experten fest, dass das Flügelwerk nicht mehr sicher war. Es musste eine neue Lösung her. Auf diese haben die Kempener nun mehr als zwei Jahre gewartet – bis Dienstag. Seitdem ist eine niederländische Firma dabei, die neuen Flügel zu montieren. Bei einem Pressetermin erläuterten Vertreter der Stadt Kempen das Vorgehen.
Die wichtigste Neuerung: Die jeweils 18 Meter langen und 800 Kilogramm schweren Ruten für die Mühlenflügel sind nun aus Stahl – und nicht mehr aus Holz. Wobei das eigentlich keine Neuerung, sondern eher ein Comeback ist. „1966 – im Zuge der Altstadtsanierung – hat die Mühle neue Flügel bekommen. Damals hat man Holz verwendet“, sagt Gudrun Holzmann, Architektin im Hochbauamt der Stadt. Bei ihren Recherchen nach dem Altweiber-Unfall habe sie aber festgestellt, dass die Mühle davor stets über Stahlflügel verfügt hat. Daher hätten sich Politik und Verwaltung dazu entschlossen, wieder zu dieser Konstruktion zurückzukehren. Den Wechsel zum Holz erklärt Holzmann damit, dass in den 60er und 70er Jahren der Denkmalschutz noch keine große Rolle gespielt habe. „Da wurde halt einfach das gemacht, was man für richtig hielt.“ Das Denkmalschutzgesetz gelte erst seit 1980. Nun wird die Kempener Mühle also Stahlruten bekommen. Darin befestigt wird eine Lattenkonstruktion aus Holz. Dann werde die Mühle wieder so aussehen wie vor 1966.
Diese Stahl-Holz-Konstruktion hält die Stadt Kempen für widerstandsfähiger. „Wir müssen vermehrt mit Wetterkapriolen rechnen. Hier haben wir nun eine sichere Lösung“, so Holzmann. Das Holz sei besonders widerstandsfähig, weil es sich um sibirisches Lärchenholz handele. Bei solchen Projekten werde stets Holz aus dem russischen oder nordischen Raum verwendet. „Holz aus kalten Regionen, das lange wachsen muss, hält auch lange was aus“, ergänzt Hochbauamtsleiter Christian von Oppenkowski.
Dass die Kempener und auch die Touristen nun satte zwei flügellose Jahre überstehen mussten, erklärt Gudrun Holzmann vor allem mit der aufwändigen Recherche. Und dann habe das Comeback des Stahls auch noch durch ein langes Genehmigungsverfahren bei der Denkmalbehörde laufen müssen. „Wir haben aber irgendwann gesagt, dass wir jetzt wirklich eine langfristige Lösung haben wollen“, so Holzmann. Die Architektin bekam beim Pressetermin ein großes Lob von Bürgermeister Volker Rübo. „Ich bin sehr froh, dass sich Frau Holzmann so akribisch mit dem Projekt auseinandergesetzt hat. Wir haben nun eine Lösung, von der die Mühle und wir alle lange etwas haben werden“, so der Bürgermeister.
Weiterhin keine Pläne für
eine touristische Nutzung
Die Flügellösung ist sogar so komplett, dass man die Mühle damit wieder in Betrieb setzen könnte. „Die Vorgänger-
flügel waren nur Schauflügel“, so die Architektin. Um das Gerät tatsächlich wieder in Bewegung setzen zu können, fehlt hinter den fünf Meter dicken Mauern des Bauwerks aber die Technik – ein Malwerk. Und daran wird sich auch vorerst nichts ändern. Die Stadt hat keine Pläne, das Gebäude für touristische Zwecke zu öffnen. Die Mühle kann weiterhin nur von außen bestaunt werden – und sie ist Bestandteil der Führungen durch die Altstadt.
Schon zum Start der Arbeiten am Dienstag blieben immer wieder Passanten stehen und zückten ihre Handys. Ein Zeichen dafür, dass die Kempener sich über die neuen Flügel freuen. Beobachten kann man die Arbeiten wahrscheinlich noch bis Freitag. Dann will die Firma aus Holland mit dem 30 000 Euro teuren Auftrag fertig sein.