Grefrath Nato-Gelände: Eigentümer rührt sich nicht
Immobilienfirma überlässt das Gelände sich selbst. DRK räumt umgekippte Bäume nach Sturm weg.
Grefrath. „So, nun ist das passiert, was ich schon lange prophezeit habe, Gott sei Dank ohne Personenschäden.“ Mit diesem Eintrag in der Facebook-Gruppe „Aktuelles aus Grefrath und Dorfgeflüster“ machte eine Nutzerin ihrem Ärger Luft. Nach einem der in zahlreichen Unwetter war ein Baum, der auf dem ehemaligen Nato-Gelände stand, quer über den Weg am Vinkrather Spielplatz gefallen. Eigentümer des Geländes ist HW Immobilien im sauerländischen Menden. Unter dem Beitrag ärgerten sich weitere Facebook-Nutzer darüber, dass der Eigentümer der ehemaligen belgischen Nato-Kaserne sich nicht ausreichend um das Gelände kümmere. „Stellt euch mal vor da wäre jemand gelaufen/gefahren“, heißt es weiter.
Die Ortsgruppe des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), die eine Halle auf dem Gelände für ihre Fahrzeuge nutzt, räumte den Baum noch während des Unwetters aus dem Weg. Dabei gab es nicht nur Unterstützung durch das THW Kempen. „Ein Privatmann hat zunächst auch geholfen, den Baum aus dem Weg zu schaffen“, erklärt Christian Kappenhagen, Vorsitzender des DRK. „Nach einer Sichtung haben wir dann festgestellt, das zwei weitere Bäume durch den Sturm entwurzelt wurden.“ Auch diese beiden Bäume seien nach Absprache mit dem Eigentümer beseitigt worden.
Anders als die Facebook-Nutzer sieht Kappenhagen den Besitzer des Geländes jedoch nicht in der Pflicht. „Ich habe nicht das Gefühl, dass der Besitzer da etwas versäumt hätte. Starke Stürme können immer Bäume entwurzeln. Bei Facebook wird auch schnell Panik gemacht“, so Kappenhagen. Gefährlich sei die Situation seiner Meinung nach jedoch trotzdem gewesen, da die Baumkrone quer über dem Radweg gelegen habe.
„Wir werden erst aktiv, wenn Gefahr im Verzug ist“, sagt Norbert Franken auf WZ-Anfrage. Eine regelmäßige Kontrolle des Geländes nimmt die Gemeinde nicht vor. „Schließlich handelt es sich um Privatgrund. Wir als Gemeinde schreiben zwar den Besitzer immer wieder an, auch weil wir wissen wollen, was er auf dem Gelände plant. Aber er antwortet und meldet sich nicht.“
Die 70 000 Quadratmeter in der Nachbarschaft des Freilichtmuseums liegen seit Jahren mehr oder weniger brach. Lediglich das DRK nutzt als „Untermieter“ die alte Lkw-Halle — im Volksmund „Turnhalle“ genannt.
Zudem dient ein Teil des Geländes alle Jahre wieder als Notparkplatz für den Dorenburg-Weihnachtsmarkt. Mit dieser Nutzung habe der Eigner keine Schwierigkeiten, ist zu hören. Doch eine langfristige Nutzung, die Umsetzung eines großen Projekts, scheint weiterhin nicht in Sicht.
Noch stehen auf dem Gelände etwa 15 Gebäude in erkennbar schlechtem Zustand. Der belgische Nato-Standort war in den 1960er Jahren errichtet und 1969 in Betrieb genommen worden. 800 Soldaten waren dort stationiert.
Rund 20 Jahre lang diente die Kaserne als „Nike“-Stellung. Weitere militärische Anlagen waren in der Wankumer Heide installierte „Nike“-Flugabwehrraketen und die Feuerleitstelle im Hongersbusch zwischen Grefrath und Hinsbeck. Die Belgier rückten 1992 ab, die „Nachmieter“ aus den USA drei Jahre später.
Ab den späten 90er Jahren gab es Pläne, eine Justizvollzugsanstalt einzurichten — die Rede war von einem „Knast light“. Es kam zu massiven Protesten in der Bevölkerung. 2004 verabschiedete sich das Landesjustizministerium von dem Vorhaben.
Von Photovoltaik-Anlagen bis zum Wohnpark für Senioren reichten dann die diskutierten Ideen für das Gelände. Umgesetzt wurde bis heute nichts. Auf eine Anfrage bei der Immobilienfirma erhielt die WZ — wie in den Vergangenheit — nur die Antwort: „Der Eigentümer sagt nichts.“