Bauernmarkt im Niederrheinischen Freilichtmuseum in Grefrath Ein Tag im Zeichen der Ernte
Grefrath · Im Niederrheinischen Freilichtmuseum lockte das Erntedankfest mit Open-Air-Gottesdienst und Bauernmarkt. Über 1000 Besucher bummelten über den Markt, der das Landleben in seiner ganzen Vielschichtigkeit präsentierte.
„Du brauchst keine Angst zu haben. Die darf man ruhig streicheln“, macht Hans Josef Giesen der fünfjährigen Mia Mut. Noch etwas zögernd geht der Arm in Richtung des Seidenhuhnes hoch, das der Geflügelzüchter auf dem Arm hält. Vorsichtig fährt die Kinderhand über die lockige Federstruktur. „Das ist ganz weich. Das fühlt sich schön an“, sagt Mia mit einem strahlenden Lächeln. Gleich 15 verschiedene Rassehühner hat der Kreisverband Viersen-Krefeld der Rassegeflügelzüchter mitgebracht, von denen die Mitglieder die unterschiedlichen Tiere immer wieder aus den Käfigen nehmen, um „den Besuchern einfach einmal ein Gefühl zu vermitteln, wie sich ein Huhn anfühlt“, sagt Birgit Giesen.
Das Niederrheinische Freilichtmuseum hat sich in einen großen Bauernmarkt verwandelt. Mit dem traditionellen ökumenischen Erntedankgottesdienst unter freiem Himmel ist der Markt, den das Museum gemeinsam mit der Kreisbauernschaft, den Ortsbauernschaften, der Landwirtschaftskammer sowie den Rheinischen Landfrauen organisiert, gestartet. Dutzende von liebevoll gestalteten Ständen locken mit ihren landwirtschaftlichen und handwerklichen Produkten.
Auch die Moorschnucken der Familie Vennen ziehen die Besucher an. Wobei hier auch probieren angesagt ist. Wie eine Salami der kleinen Landschafsrasse schmeckt, kann ebenso getestet werden wie die Produkte von den hauseigenen Streuobstwiesen, angefangen vom Löwenzahnsirup bis hin zu Bärlauchpesto. Die Ziegen hat die Firma „Bööscher Ziegenkäse“ zwar nicht dabei, aber dafür die vielen leckeren Milchprodukte aus eigener Produktion. Und wer noch nie Ziegeneis probiert hat, der erhält die Gelegenheit dazu. „Unser Eis mit den Cookies ist sehr beliebt, weil unsere Keksstückchen richtig knusprig sind“, sagt Mitarbeiterin Sarah Schmidt.
Ute Ripkens kreierte eine von innen abwaschbare Tortentasche
Besuchermengen pilgern über das ganze Gelände, bleiben stehen, gucken, informieren sich, probieren und staunen. „Sind das alles ihre Werke?“ Diese Frage bekommt Harald Böhm des Öfteren zu hören, und er kann sie mit einem Ja beantworten. Wer in die Küche der Dorenburg tritt, findet ein Vielzahl von gehäkelten Mützen, Schals und Ponchos in stimmigen Farbkombinationen und ausgefallenen Mustern. In der Mitte der ganzen Pracht sitzt Böhm mit Häkelnadel und Wolle. „Ich bin durch einen Zufall wieder ans Häkeln und Stricken gekommen. Was ich einst bei Oma gelernt hatte, ist wieder wachgerüttelt worden. Es ist ein super Medikament, wenn man nervös ist“, sagt Böhm. Der Aachener liebt es, Muster zu kombinieren und so eigene, wirklich ausgefallene Unikate zu schaffen, die nicht nur praktisch, sondern ebenso hübsch sind.
Etwas Praktisches hat auch Ute Ripkens entworfen. Ihr Metier ist das Patchwork, und sie hat eine von innen abwaschbare Tortentasche kreiert, mit deren Hilfe Springformen von bis zu 28 Zentimeter Durchmesser oder aber auch eine Salatschüssel problemlos zur Party transportiert werden können. „Nachdem ich selber einen Kuchen, den ich auf einer Hand balancierte, die Treppe hab hinuntersausen lassen, kam mir die Idee mit den Taschen“, sagt die Anratherin.
Kollekte ist für die Menschen
in Somalia bestimmt
Ob Getreidesorten raten bei den Landfrauen, sich bei der Rheinischen Landwirtschaftskammer über die Ausbildung in der Landwirtschaft informieren, bei Krout die fermentieren Köstlichkeiten aus dem Glas probieren, frisches Obst einkaufen, sich bei Bauer Claßen mit dem Rübe-Apfel-Aufstrich eindecken oder für die kalten Tagen mit wärmenden Filzpuschen von Rosemarie Rieger vorsorgen – trotz der immer wieder einsetzenden Regenschauer bummeln zahlreiche Besucher entspannt die vielen Stände entlang.
Auf der großen Wiese vor der Dorenburg bestimmt derweil ein ganzer Regenschirmwald das Bild. Die Schirme schweben über den Bänken, die vor der mit Strohballen sowie Obst- und Gemüsesorten dekorierten Bühne stehen. Die Besucher des Open-Air-Erntedankgottesdienstes schützen sich mit ihren kleinen Dächern vor den immer wieder einsetzenden Schauern. Wer keinen Platz mehr gefunden hat, nutzt die breite Toreinfahrt der Hofanlage Rasseln, um trocken zu stehen „Wir möchten heute dem Danke sagen, der trotz der Trockenheit so viel Gutes hat wachsen lassen. Der uns unser tägliches Brot ermöglicht und dafür sorgt, dass wir nicht hungern müssen, wie so viele Menschen auf der Erde“, weist der Grefrather Pfarrer Johannes Quadflieg auf die Kollekte hin, die für die Menschen in Somalia bestimmt
ist.