Grefrath Oedt — ein Straßendorf mit Potenzial

Politik, Verwaltung und Stadtplaner suchen Ideen für den Grefrather Ortsteil. Bürger sind gefragt.

Foto: Kurt Lübke

„Gewerbefläche sucht Mieter“ steht in großen Buchstaben am ehemaligen Schlecker-Markt an der Ecke Hochstraße/Niedertor in Oedt. „Planer suchen Ideen für Oedt“ wäre bald die bessere Schlagzeile. Denn dieses leer stehende Ladenlokal soll Schaltstelle für den Workshop „Oedt Live“ werden. Zwischen den halb angestrichenen Wänden und der Betondecke soll ein neuartiger Planungsprozess stattfinden, an dessen Ende Oedt um einiges lebenswerter sein soll. Eigentlich eine ganz passende Umgebung, denn es signalisiert: Hier ist Potenzial, aber es gibt auch einiges tun.

Foto: Kurt Lübke

Das soll auch für Oedt gelten. Ein „integriertes Handlungskonzept“ soll für den Ort entstehen — das klingt etwas sperrig, soll aber bedeuten, dass sich Politik, Verwaltung, Stadtplaner und Oedter Bürger gemeinsam auf den Weg machen wollen, um herauszufinden, wie man den Ortsteil besser machen kann, und so Strategien für die Zukunft zu entwickeln.

Vor vier Monaten ging der Prozess los. Die Stadtplaner Frank Pflüger und Pia Niclasen vom Aachener Büro HJP-Planer fuhren durch den Ort, sprachen mit Oedtern und machten sich selbst ein Bild. Eine Arbeitsgruppe aus Vertretern aller politischen Fraktionen, der Verwaltung und mit Quartiersmanagerin Nicole Geitner bildete sich und legte die Grundlagen für die Arbeit.

Vom 6. bis 8. Juli sind nun die Bürger gefragt. Die HJP-Planer verlegen ihr Büro für diese Zeit in den alten Schlecker-Markt, lassen sich bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen und nehmen die Anregungen der Oedter Bürger auf. Dazu sind verschiedene Veranstaltungen geplant (siehe Info-Kasten). Auch Kinder und Jugendliche sollen eingebunden werden.

„Es ist alles offen“, lädt Pflüger ein, Ideen beizusteuern. Sei es zum Thema öffentlicher Raum, Pflege des Dorflebens, Tourismus. Ziel sei es, den Ort für alle gleichrangig zu entwickeln für Jung und Alt, Geschäftsleute, Bürger, Touristen und so weiter.

Ein Straßendorf mitten im Grünen, das durchaus viele Potenziale hat, haben die Planer in Oedt vorgefunden. Es gehe nun bei den Planungen auch darum, einen Mittelpunkt für den Ort zu finden, so Pia Niclasen. Auch wie und ob man das Girmes-Gelände, die Burg Uda und das Altenheim anbinden werde, sei zu überlegen, so Frank Pflüger. Der Straßenverkehr und die Leerstände seien ein Problem. „Aber wir haben auch sehr viele engagierte Bürger und Vereine erlebt“, ist Pia Niclasen begeistert.

Das sei eine große Chance für Oedt, so Roland Angenvoort (SPD). „Das können Politik und Verwaltung nicht alleine.“ Daher sollen die Bürger nun mitziehen. Nicht nur bei den Planungen. Die Initiative soll auch private Investoren motivieren, zu investieren. Es sei nun erforderlich mutig zu sein und visionär zu denken, so Dietmar Maus (CDU). „Private Eigentümer müssen mitziehen. Sie müssen an den Standort glauben und investieren.“

Zum Beispiel könnten Eigentümer darüber nachdenken, ihre Häuser zu sanieren und neue Nutzungen für das Erdgeschoss in den Blick zu nehmen, so Planer Pflüger. Auch für private Investoren kann es Zuschüsse geben, so Bürgermeister Manfred Lommetz.

Aus den vielen Ideen sollen dann aber auch Maßnahmen abgeleitet werden, die Politik und Verwaltung in den kommenden Jahren umsetzen sollen. Bei der ganzen Sache geht es nicht zuletzt ums Geld. Denn das Handlungskonzept ist Grundlage dafür, dass die Gemeinde Städtebaufördermittel beantragen kann. Diese wünscht sich die Gemeinde vor allem für die Umgestaltung des Marktes. Auch wenn die Summen noch nicht feststehen, soll es im Ganzen durchaus um Millionen-Investitionen gehen. Zwar stehe in diesem Projekt Oedt im Fokus. „Aber die Gesamtgemeinde wird davon profitieren“, ist Dietmar Maus überzeugt. Die Gemeinde gehe nun neue Wege der Akquise von Fördermitteln, die in Zukunft auch den anderen Ortsteilen zugute kommen könnte.

Der Plan ist, dass das Konzept bis zum Ende des Jahres steht und Fördermittel beantragt werden können.