Oedter Mammutzahn lockt Besucher

Das Heimatmuseum im Grefrather Ortsteil wird 25 Jahre alt. Es gibt erstaunliche Dinge zu bewundern.

Foto: Kurt Lübke

Oedt. Das Heimatmuseum in Oedt feiert in diesem Jahr Jubiläum: Vor 25 Jahren wurde es in den Kellerräumen der Villa von Fabrikant Dietrich Girmes, die heute das Oedter Rathaus ist, untergebracht. „Das ist kein typisches Heimatmuseum“, so der Vorsitzende des Heimatvereins Oedt Karl A. Willmen (Foto). Die vielen bedeutenden Stücke und kleinen Besonderheiten werden einem bewusst, wenn man sich von Willmen und seinem Vorgänger Heinz Panzer durch die Räume führen lässt.

Vorsitzender des Heimatvereins Oedt, Karl A. Willmen

Foto: Kurt Lübke

Viele Exponate, die im Gewölbekeller präsentiert werden, stützen sich auf wissenschaftliche Untersuchungen. „Das Museum hat einen Wert, der anerkannt ist“, so Willmen. Fachleute würden immer wieder dessen Qualität loben. Und Auswärtige kämen extra nach Grefrath, um sich die Stücke anzusehen.

So wurden die Ausgrabungen und Restaurierung der Burg Uda in den 50er Jahren von Experten begleitet. „Die Ausgrabungen habe ich noch mitgemacht“, erinnert sich Panzer an die harte Arbeit. Im Museum zeugen von der Zeit der Burg unter anderem Krüge, Messerklingen und Fußfesseln aus dem Verlies.

Um zu erfahren, wie groß die Burg einmal war, griff man auf ungewöhnliche Hilfe zurück. Die in Elmpt stationierte Royal Air Force überflog das Gelände und fotografierte die Burg. „Anhand des Grasbewuchses konnte man die Fundamente sehen“, erklärt Panzer. Dank einer Skizze eines Baumeisters von 1623 konnte auch ein Modell angefertigt werden.

Es gibt Stücke aus der Vor- und Frühgeschichte Oedts. Ein Mammutzahn ist rund 10 000 Jahre alt. Ein Glanzstück ist ein Bronze-Vollgriffschwert datiert auf die Zeit zwischen 1200 und 1100 vor Christus, das in der Niers gefunden wurde. Form und Herstellungstechnik sind bisher einmalig in Europa. Das Original ist im Rheinischen Landesmuseum in Bonn, in Oedt befindet sich eine Replik. Ebenso einzigartig ist das Eisenschwert aus der Wikingerzeit (9. Jahrhundert), bisher der einzige Fund seiner Art am Niederrhein.

Aus der Ortsgeschichte werden etliche Gegenstände gezeigt. So gibt es ein Modell von Oedt, wie es 1825 aussah. Viele liebevoll ausgewählte Details ermöglichen einen Blick in frühere Zeiten, wie die Schülermonatskarte der Deutschen Reichsbahn von Josef Lepers (früherer Bürgermeister) aus dem Jahr 1934. Exponate widmen sich den sozialen Einrichtungen, wie Krankenhaus, Schulen und Feuerwehr. Dazu gibt es viele Infos über Vereine, wie dem ältesten Kegelclub des Ortes aus dem Jahr 1925, der in der Gaststätte Zum Köhler seine Kugeln schob. Und auch von der Familie Mooren gibt es Bücher, Originaldokumente und Exponate, wie die Brille von Augenarzt Albert Mooren, einem Kneifer mit +4,5- und +4-Dioptrin.

Sakrale Gegenstände aus St. Vitus samt einem Modell finden Raum im Museum. Das Original der Madonna von Oedt ist im Kempener Kramer-Museum zu sehen, in Oedt steht eine Replik.

Ein emotionaler Raum ist der Gedenkraum an die Opfer des 1. und 2. Weltkrieges sowie der Kriege von 1866 und 1870/71. „Ob Schulklassen oder Ehemaligengruppen, alle fühlen sich von diesem Raum angezogen“, sagt Willmen. Dazu geben Lebensmittelkarten, Mutterkreuz, Gasmaskenbrillen und ähnliches einen Einblick in das Leben in der Kriegs- und Nachkriegszeit.

Auch Firmen, etwa der Berufskleiderfabrik Mertes und Girmes, wird Platz gewidmet. So gibt es auch einen Heimwebstuhl zu sehen, wie er bis zum Jahr 1900 in der Region immer wieder zum Einsatz kam. „Es ist bitter, dass wir so wenig Informationen zur Firma Mertes haben“, so Willmen.

Man müsse immer wieder darauf hinweisen, dass sich der Heimatverein für weitere Exponate aus der Ortsgeschichte interessiert. Es kommt immer wieder Neues hinzu. Wie ein Oedter Wappen, das der ehemalige Bürgermeister Wilhelm Tekath gemalt und Pfarrer Franz Better geschenkt hat. Über einige Umwege ist es im Januar ins Heimatmuseum gekommen.

Neben den fünf Räumen im Gewölbekeller ist das ganze Oedter Rathaus ein wichtiger Teil des Museums. „So ein Gebäude ist ein Schatz“, sagt Willmen.