Einser-Abiturient Der Durchstarter aus Vinkrath
Vinkrath. · Ole Osborg-Schmitz hat schon mit 16 Jahren sein Abitur in der Tasche – eines der besten des Landes. Jetzt geht’s nach Oxford.
Der Lektürestapel ist eher ungewöhnlich für einen 16-Jährigen. Immanuel Kants Werke geben sich ein Stelldichein mit Steve Jobs, „The future of Europe“, „The wealth of nations“ und dem Buch „Wohlstand für alle“ von Ludwig Erhard. Der, der sie liest ist aber auch ungewöhnlich. Es handelt sich um Ole Osborg-Schmitz. Der Vinkrather hat gerade ein glattes Einser-Abitur an der Liebfrauenschule Mülhausen gemacht. 890 von 900 möglichen Punkten hat er erreicht. Damit gehört er zu den besten 25 Abiturienten des nordrhein-westfälischen Abiturjahrganges 2019.
Das alleine zeichnet Ole aber nicht aus. Sein Lebenslauf fasst schon jetzt drei DIN-A4-Seiten. Was er für sich und andere bereits alles geleistet hat, füllt die drei Seiten problemlos aus. Seine Maxime lautet: Freiheit heißt Verantwortung. „Das bedeutet für mich nicht nur Eigenverantwortung, sondern auch soziale Verantwortung gegenüber meinen Mitmenschen. Ich möchte zur gesellschaftlichen Entwicklung beitragen“, sagt der junge Mann. Ole war so unter anderem Schülersprecher und Sporthelfer als auch in der Bezirksschülervertretung aktiv.
Ole hat den Debatting-Club der Liebfrauenschule mitgegründet
Vor dem Abitur bot er seinen Mitschülern in seiner Freizeit in den Fächern Mathematik und Sozialwissenschaften Tutorien an. „Da war ich Initiator, Organisator und Tutor in einem“, berichtet Ole. Die Schule stellte dafür die Bibliothek zur Verfügung. Fit in der Erstellung von Konzepten für solche Aktionen war der Vinkrather durch die Teilnahme an der „Young Leaders“-Akademie. Dort belegte er Seminare in Philosophie, Networking und Trainings in Rhetorik, Verhandlungsführung und Führungsverhalten und setzte sich mit Themen wie Soziale Marktwirtschaft und Außenpolitik auseinander. Im Anschluss stieg er dort als ehrenamtlicher Mitarbeiter ein.
Als Gründungsmitglied vom Debatting-Club der Liebfrauenschule und Teilnehmer der Jugendkonferenz des Landes NRW stellte sich Ole indes gesellschaftlichen und politischen Zukunftsfragen. In der Stufe elf absolvierte Ole zudem ein freiwilliges Schülerpraktikum beim CDU-Bundestagsabgeordneten Uwe Schummer in Berlin. „Ich habe die konstituierenden Sitzungen miterlebt und das hat mich ein stückweit geprägt und mir meinen Weg gewiesen. Ich hatte zunächst an ein Studium der Betriebswirtschaftslehre in Standford gedacht, aber dann wurde mir klar, was es werden sollte: nämlich Philosophie, Politik und Wirtschaft“, sagt Ole.
Nachdem er die siebte Klasse übersprang, in der Stufe zehn ein Schuljahr in Kanada verbrachte, wo er mit einem Zeugnisdurchschnitt von 98 Prozent die dortige zwölfte Jahrgangsstufe abschloss und damit faktisch die kanadische Hochschulreife erwarb, sowie an der Universität Duisburg-Essen ein Frühstudium in den Fachbereichen Mathematik, Geschichte, Philosophie und Politik erfolgreich aufnahm, geht es nun an die traditionsreiche Universität im englischen Oxford.
Ab 7. Oktober wird er am dortigen Keble College ein Bachelorstudium der Philosophie, Politik und Wirtschaft aufnehmen.
Dass es Oxford werden sollte, war dem 16-Jährigen klar, nachdem er einen Artikel über seinen Wunschstudiengang in Oxford gelesen hatte und bei den „Young Leaders“ jemanden getroffen hatte, der genau das in Oxford studiert hatte. Doch der Weg in die berühmte Universität war nicht einfach. Weniger als zehn Prozent derjenigen, die sich dort bewerben, werden angenommen.
Im Oktober 2018 begann das Bewerbungsverfahren für den Vinkrather, nachdem klar war, dass er die beiden ersten Hürden in Form von Sprachnachweis auf muttersprachlicher Ebene und ein Abi mit dem Notendurchschnitt 1,3 oder besser erfüllen würde. Er musste ein Empfehlungsschreiben eines Lehrers vorweisen, einen „Letter of Motivation“ schreiben und einen Eignungstest bestehen. „Es waren 50-Multiple-Choice-Fragen in 90 Minuten zu beantworten und ein Essay in 30 Minuten zu schreiben“, erzählt Ole, der den Test bei der Volkshochschule in Düsseldorf machte. Anfang Dezember erfolgte eine Einladung nach Oxford, wo persönliche Bewerbungsgespräche liefen. Den 9. Januar 2019 wird Ole nie mehr vergessen. An diesem Tag kam nämlich die E-Mail mit der Zusage für Oxford. „Ich war überglücklich“, sagt Ole. Das Nachreichen seines Einser-Abiturzeugnisses war da nur noch eine Formalität.
Nun liegen drei Jahre Oxford vor dem 16-Jährigen. Wobei er dem Bachelor natürlich gerne den Master an der altehrwürdigen Universität folgen lassen möchte.