Orkan: Der Zirkus geht nach Kyrill weiter
Ein neues Zelt steht schon an der Jugendherberge. Aber ein halbes Jahr nach dem Sturm sind noch nicht alle Schäden behoben.
Kempen/Grefrath/Nettetal. Umgestürzte Bäume, geknickte Straßenschilder und abgedeckte Dächer: Eine Schneise der Verwüstung hinterließ der Orkan "Kyrill", der am 18. Januar über das Land fegte. Einige der Schäden sind immer noch nicht behoben.
So zum Beispiel in Grefrath, wo dem Orkan zwei Lärmschutzwände zum Opfer fielen. "Die Erneuerung wird vermutlich 300 000 Euro kosten und musste erst genehmigt werden", sagt Bauamtsleiter Michael Raeppel. Vermutlich im Herbst können die Arbeiten an Ostumgehung (Kreisstraße 12) und Hinsbecker Straße beginnen.
Länger wird es dauern, die umgefallenen Bäume zu ersetzen. Dabei war der Grefrather Baubetriebshof schon 2324 Stunden damit beschäftigt, im Wald aufzuräumen und geknickte Bäume zu sichern. "Nachpflanzen konnten wir im Sommer allerdings nicht", so Ina Weise vom Bauhof. "Und auch zur besten Pflanzzeit im Winter muss erst überlegt werden, ob genug Geld zur Verfügung steht." Besonders schlimm hat es das Wäldchen an der Hinsbecker Straße getroffen. "Dort sind richtig schöne Kirschbäume verloren gegangen", bedauert sie. Die sind inzwischen als Kaminholz verkauft worden.
Ähnlich sieht es in den Kempener Grünanlagen aus. Dort fällte der Orkan 216 Bäume - etwa ein bis zwei Prozent der Gesamtmenge. Grünflächenamts-Leiter Dieter Adams: "Wir werden nach und nach wieder aufforsten." Mitte August entscheidet der städtische Umwelt- und Planungsausschuss über das weitere Vorgehen, ab Herbst kann nachgepflanzt werden.
Dafür ist auf Kempens Straßen schon lange wieder alles im Lot. Das Tiefbauamt um Torsten Schröder hat knapp zweieinhalb Monate gebraucht, um zwei Dutzend zerstörte Laternen und zahlreiche geknickte Straßenschilder zu reparieren "Vor allem bei den Lampen brauchten wir viele Ersatzteile. Alles in Allem haben wir fast 11 000 Euro aufgewendet", so Schröder.
Im Grenzwald in Nettetal hat Kyrill besonders gewütet. "In den städtischen Anlagen waren die Schäden schnell beseitigt", sagt Heike Meinert vom Tiefbauamt. "Im Wald ist aber noch eine ganze Menge zu tun."
Das kann Thomas Gieselmann vom Forstamt Mönchengladbach, das für den Wald in Kaldenkirchen und Breyell zuständig ist, bestätigen. "Wir werden sicher noch bis ins kommende Frühjahr beschäftigt sein", schätzt der Förster. "Zirka 20 Prozent der Bäume sind hier beschädigt worden, zum Glück aber nur wenig Jungholz, so dass nicht alles nachgepflanzt werden muss." Raus aus dem Wald müsse das tote Holz aber trotzdem. "Bisher haben wir etwas mehr als 30 Prozent weggearbeitet, das sind 1500 Kubikmeter Holz in ungefähr 50 Lastwagen-Ladungen", so Gieselmann. "Es werden wohl noch bis zu 70 Lkw-Fuhren dazukommen."
Ein rot-weißes Zirkuszelt steht nun an der Jugendherberge Vierlinden in Hinsbeck. Der Sturm hatte den blau-gelben Vorgänger einfach aus den Angeln gerissen. Die Masten brachen zusammen und begruben das gesamte Inventar unter sich - ein Schock für Herbergsvater Manfred Podchull. Vom Zirkus Verona aus Frankfurt an der Oder kaufte Podchull für rund 25 000 Euro ein neues Zirkuszelt - für die Herberge eine große finanzielle Belastung. Seit Mitte Februar geht es im Zelt wieder rund.
Viel Arbeit bescherte Kyrill auch den Dachdeckern und Baumschulen. "Wir waren monatelang fast nur mit Sturmschäden beschäftigt", heißt es bei der Dachdeckerei Heurs in Breyell. "300 bis 400 Dächer haben wir repariert, 40 davon mit größeren Schäden", erinnert sich der Inhaber. Inzwischen habe sich die Nachfrage wieder normalisiert.
Die Baumschule Höfkes in Unterweiden hat eine lange Saison hinter sich. "Da es im Mai noch mal kühler wurde, konnten wir lange bis in den Sommer hinein pflanzen", sagt Rudolf Höfkes. Vor allem Pflanzen mit drei bis vier Metern Höhe seien gefragt gewesen, um zerstörten Sichtschutz wieder herzustellen. Bis vor einem Monat wurden noch Kyrill-Schäden beseitigt.