MENSCHEN IN KEMPEN UTE GREMMEL-GEUCHEN „Da ist ein Drang, etwas zu bewirken“

Kempen. · Die siebenfache Mutter, gefragte Musikerin und Politikerin Ute Gremmel-Geuchen möchte in den Kempener Stadtrat.

Die 55-jährige Ute Gremmel-Geuchen will ihre politischen Aufgaben ebenso leidenschaftlich angehen wie ihr Orgel- und Cembalospiel.

Foto: Norbert Prümen

Ihr neuestes Projekt ist die Politik: „Ich wäre bereit, mich für den Kempener Stadtrat aufstellen zu lassen“, sagt Ute Gremmel-Geuchen – sofern sie die Mitgliederversammlung der örtlichen CDU im Februar nominiere, wie sie gleich hinzufügt. Dort ist sie schon seit einiger Zeit im Vorstand. Jetzt will sie sich noch weiter einbringen.

„Ich habe festgestellt, dass man tatsächlich mehr bewirken kann, wenn man auch Entscheidungsträger ist“, sagt die 55-Jährige. Schwerpunkte würde sie in den Bereichen Kultur und Schulen setzen wollen. Sie sprudelt über vor Ideen, zählt auf, wo es ihrer Meinung nach hakt. In beiden Bereichen ist sie seit langer Zeit tätig und gut informiert.

Ute Gremmel-Geuchen ist eine europaweit gefragte Organistin. Im vergangenen Jahr spielte sie in der Brüsseler Kathedrale, in diesem Jahr wird sie unter anderem im Konzerthaus Berlin gastieren. Auch dank ihrer guten Vernetzung in die Musikszene hinein konnten renommierte Künstler für die Reihe der Kempener Orgelkonzerte gewonnen werden, deren künstlerische Leiterin sie ist. Acht Konzerte jährlich umfasst die Reihe, vier finden in der Propsteikirche, vier in der Paterskirche im Kulturforum Franziskanerkloster in Kempen statt.

Ihrem Engagement ist es zu verdanken, dass die barocke König-Orgel in dieser Kirche wieder erklingt. Am 12. Februar 2000 – das Datum hat sie sofort parat – wurde die restaurierte König-Orgel eingesegnet. Damals hatte sie mit dem Kempener Unternehmer Karl Nagels 850 000 D-Mark für die Restaurierung der Orgel gesammelt. Und zwölf Jahre später sammelte sie noch einmal 50 000 Euro für die farblich korrekte Gestaltung des Orgelprospekts. „Das hat auch wieder funktioniert“, sagt sie – und wirkt selbst ein wenig erstaunt. Wie so etwas funktioniere? „Das schafft man nur durch die persönliche Ansprache“, antwortet sie sofort.

Und durch die Leidenschaft, die man für ein Projekt habe. Leidenschaft – das ist ein Wort, das man im ersten Moment durchaus nicht mit dieser Frau verbindet. Sie wirkt sehr diszipliniert und wohlorganisiert, auf das Wesentliche konzentriert. Das Esszimmer ihres großen Einfamilienhauses an der Ludwig-Jahn-Straße in Kempen wirkt sehr aufgeräumt und klar. An den Wänden finden sich Bilder und Zeichnungen mit Kempener Stadtansichten. An einer Wand steht die Nachbildung eines flandrischen Cembalos aus dem 17. Jahrhundert. In der Mitte des Raumes befindet sich ein großer Holztisch. Die acht roten Lederstühle sind nicht ausreichend, wenn sich die gesamte Familie versammelt. Ute Gremmel-Geuchen und ihr Mann Karl, der in Kempen eine Kinderarztpraxis betreibt, haben gemeinsam sieben Kinder, die mittlerweile fast alle aus dem Haus sind. „Nur noch die 17-jährigen Zwillinge sind hier“, erzählt Gremmel-Geuchen.

Das gemeinsame Abendessen
ist ein wichtiges Familien-Ritual

Die Hausarbeit mag sie nicht groß thematisieren, aber drei Maschinen Wäsche am Tag, das sei damals schon viel gewesen, sagt sie. Um den sorgfältig gedeckten Tisch versammelt sich die Familie abends zum Essen, ein festes Ritual. „Da wird dann oft heftig diskutiert, durchaus auch kontrovers“, erzählt sie.

Durch ihre Kinder war sie 23 Jahre in diversen Schulpflegschaften tätig, am längsten als Schulpflegschaftsvorsitzende des Gymnasiums Thomaeum, das in unmittelbarer Nachbarschaft liegt und das alle Kinder besucht haben oder noch besuchen. Zuletzt war sie fast drei Jahre lang Vorsitzende der Kempener Stadtschulpflegschaft. „Diese Ämter habe ich aber vor Kurzem wegen meiner politischen Ambitionen niedergelegt“, erklärt sie. Ihre politische Arbeit, sofern es denn dazu kommt, möchte Gremmel-Geuchen kommunikativ und transparent gestalten: „Ich wünsche mir viel mehr Bürgernähe, etwa durch regelmäßige Bürgersprechstunden.“

Auf die Frage, wie sie das alles schaffe, reagiert sie gelassen. Der Tag sei schon sehr ausgefüllt, da seien nicht viele Pausen, räumt sie ein. Aber: „Man kann nicht anders, da ist ein innerer Drang, etwas zu bewirken“, sagt sie. Dabei gebe es keine Trennung zwischen Arbeit und Hobbys. „Das geht alles ineinander über“, meint sie schmunzelnd.

Wenn sie sich ein Ziel gesetzt hat, arbeitet sie hartnäckig an dessen Umsetzung. So wie sie sich gemeinsam mit dem Kempener Historiker Hans Kaiser – zunächst gegen den Widerstand der Kempener Politik – für die Verlegung von Stolpersteinen in Kempen stark machte. Gerade engagiert sie sich für die Restaurierung von zwei Figurengruppen in Kempener Heiligenhäuschen. Und auch das wird ihr wohl gelingen.