Rewe-Markt in Tönisberg?
Seit eineinhalb Jahren ist das Dorf ohne Supermarkt. Die Bürger protestieren. Stadt und Inhaber verhandeln mit Investoren.
Tönisberg. Eineinhalb Jahre ist es nun her, seit der Edeka-Markt in Tönisberg geschlossen wurde. Es war die letzte Einkaufsmöglichkeit für den täglichen Bedarf der rund 3000 Einwohner des Bergdorfs. Ansonsten gibt es nur noch zwei Bäckereien und den wöchentlichen Markt. Zu wenig, wie die Tönisberger finden. Deshalb hat sich eine Gruppe von Bürgern zusammengeschlossen, um mit einer Unterschriften-Sammelaktion Politik und Verwaltung im Kempener Rathaus zu aktivieren. Sie sollen mehr Einsatz für einen neuen Supermarkt in Tönisberg zeigen.
Britta Cordes hat bereits unterzeichnet. „Es muss wieder ein Lebensmittelgeschäft her, zu dem man fußläufig gelangen kann“, sagt die Mutter. Doch nicht nur junge Familien wünschen sich eine nahe gelegene Einkaufsmöglichkeit, auch Senioren bemängeln die Situation in Tönisberg. „Alte Menschen müssen, teilweise zu Fuß, vier Kilometer laufen, um sich zu versorgen“, heißt es in dem Unterschriften-Aufruf der Bürger. Den Bus zu nehmen, sei für viele zu teuer.
Indes steckt die Stadt nach eigenen Angaben in „konkreten Verhandlungen“ mit einem Investor, der die Nahversorgung sicherstellen soll. Mit einem Verhandlungs-Ergebnis sei in den nächsten Wochen zu rechnen, sagte Pressesprecher Christoph Dellmans gestern auf Anfrage der WZ. Dazu, mit wem und worüber die Stadt genau Gespräche führt, wollte er nichts sagen. „Das ist ein unbefriedigender Zustand“, sagte Dellmans über die derzeitige Situation im Bergdorf. Darüber sei man sich im Rathaus einig.
Weil der ehemalige Edeka-Markt an der Rheinstraße zu wenig Umsatz machte, wurde das Geschäft im September 2010 aufgegeben. Seither versucht der Eigentümer der Immobilie, einen neuen Pächter zu finden. Besitzer ist die Familie von Rita Ulschmid, die für die CDU im Stadtrat sitzt. Sie sei „tatkräftig bemüht“, einen Nachfolger zu finden — bislang allerdings vergebens. Dabei ist für sie auch klar, dass „Tönisberg einen Lebensmittelmarkt braucht“.
Es sei allerdings eine schwierige Suche. „Wir haben verschiedene Betreiber nach der Schließung angeschrieben“, sagte Ulschmid auf Nachfrage der WZ. So sei zum Beispiel die Discounter-Kette Netto interessiert gewesen, sprang dann jedoch ab.
Erfolgreicher scheinen derzeit die Verhandlungen mit dem Rewe-Konzern zu laufen. „Rewe hat Interesse und sucht nach einem Einzelhändler, der das Geschäft betreiben würde“, sagte Ulschmid. Allerdings habe das Unternehmen dafür um Zeit gebeten.