Saucen und Limonade aus wilden Gewächsen
Gewusst wie: Celia Nentwig zeigt, was man aus Kräutern herstellen kann.
Grefrath. Beim Blick in den eigenen Garten fallen sie oft negativ auf: Kräuter wachsen einfach wie und wo sie wollen. Als Unkraut abgewertet sind sie bei der Gartenpflege eher lästig. Dabei schmecken viele Wildgewächse außergewöhnlich gut und einige haben sogar eine heilende Wirkung. Den zu Unrecht verurteilten Pflanzen auf der Spur, streifte Kräuterpädagogin Celia Nentwig mit 13 Teilnehmern durch Wald und Wiesen im und rund um das Niederrheinische Freilichtmuseum. Dabei kam heraus, dass viele Wildkräuter Leckerbissen sind.
„Wer mag, kann sich auch mal ein Pflänzchen abrupfen“, sagt Nentwig. Am Wegesrand, dicht neben dem Museum, findet sich ein ganz besonders vielseitiges Kraut: „Giersch“, eine der Lieblingspflanzen der Kräuterpädagogin. „Giersch kann wie Spinat zubereitet werden, aber daraus lässt sich zum Beispiel auch eine leckere Limonade machen“, so Nentwig. Beim Wort „Limonade“ wird Lukas (5) hellhörig und pflückt ein paar Blätter ab, um daran zu riechen.
Giersch verbreitet sich sehr schnell. Dies ist einer der Gründe, warum viele Gärtner ihn loswerden wollen. Deshalb freut sich Petra von Königslöw besonders über die Tipps der Expertin: „Wir haben viel Giersch im Garten und wussten gar nicht, was man damit alles machen kann.“ Gemeinsam mit ihrem Mann Jochen ist sie aus Erkrath angereist, um an der Kräuterwanderungen im Dorenburg-Museum teilnehmen zu können: „Wir möchten gesund leben und nicht mehr alles aus den Supermarkt-Regalen kaufen. So weiß ich wenigstens, was ich esse und wo es herkommt.“
Ein Stück weiter entdeckt Nentwig die „Knoblauchsrauke“. Sie ist Knoblauch und Bärlauch geschmacklich sehr ähnlich und hat eine reinigende Wirkung auf den Darm. In Kräuterquark oder -butter schmeckt sie besonders gut. „Das Beste daran ist: die Knoblauchsrauke ist kussecht, man riecht nicht“, sagt Nentwig schmunzelnd.
Vorbei an Baldrianpflanzen, Waldmeister und Co. geht es weiter zum Löwenzahn, der dank seiner Bitterstoffe ebenfalls gut für die Verdauung ist. „Damit kann man einen schönen Magenbitter aufsetzen oder ein wenig davon in den Salat geben. Aus den gerösteten und gemahlenen Wurzeln lässt sich sogar ein Kaffeeersatz herstellen“, erklärt die Kräuterpädagogin.
Wichtig sei bei allen Rezepten das „Gewusst wie“, damit das Essen am Ende auch schmeckt. Davon konnten die Teilnehmer sich am Ende der zweistündigen Wanderung dann selbst überzeugen: In der Dorenburg wartete eine kulinarische Kräuter-Überraschung. Neben Fichtenspitzen-Gelee und Walnuss-Tapenade gab es wilde Frankfurter Grüne Sauce — und zwar aus Zutaten, die vielleicht umsonst im eigenen Garten zu finden sind. „Manchmal muss man eben nur genau hingucken“, so Celia Nentwig.