Seniorin stirbt nach Unfall
Anwohner hatten die Situation vor Ort schon seit Jahren kritisiert. Die Stadt verteidigt ihre bisherige Haltung.
Kempen. Die Rentnerin, die am Dienstagabend an der Ecke Burgring/Von-Saarwerden-Straße von einem Auto erfasst wurde, ist ihren Verletzungen erlegen. Die 83-jährige Kempenerin wollte aus der Franziskanerstraße kommend mit ihrem Rollator die Straße überqueren.
Ein 57-jähriger Fahrlehrer konnte den Zusammenprall mit der Seniorin trotz einer Vollbremsung nicht verhindern. Diese erlitt schwere Kopfverletzungen (die WZ berichtete gestern). Sie wurde in die Krefelder Helios-Klinik gebracht, in der sie kurz darauf starb.
Die Unfallstelle war bei Anwohnern schon zuvor in die Kritik geraten. Wie die WZ am 22. Februar berichtete, gab es Beschwerden, dass es dort oft zu Notbremsungen kommt.
Um die Straße zu Fuß zu überqueren, gehöre „Mut zum Risiko“, meinte damals Kirsten Heiden von Geers Hörakustik am Burgring 39. Hals-Nasen-Ohrenarzt Rolf Kamp und sein Sohn Martin berichteten, dass es täglich zu gefährlichen Situationen komme. Martin Kamp hatte im Juli 2010 in einem Brief an die Stadt um das Aufstellen einer Ampel gebeten.
Die Stadt verwies damals darauf, dass es sich um eine Kreisstraße handelt und schaltete deshalb den Kreis Viersen und die Polizei ein. Nach Rücksprache wurde entschieden, dass es keinen Anlass zum Handeln gibt.
Gestern äußerte sich der Erste Beigeordnete Hans Ferber auf Anfrage der WZ erneut zu der Unfallstelle: „Wenn so etwas Schwerwiegendes wie ein tödlicher Unfall passiert, dann muss man nochmal nachdenken.“ Da man bislang zu wenig über den Unfallhergang wisse, müsse man jedoch zunächst die Ermittlungen abwarten.
Ferber verteidigte aber die Entscheidung der Stadt, keine Ampel aufzustellen. „Es gab damals eine Verkehrszählung des Kreises und eine des Ordnungsamtes.“ Dabei war herrausgekommen, dass „Zeitlücken im Fahrzeugstrom zur gefahrlosen Überquerung der Einbahnstraße Burgring“ vorhanden seien.
Ferber: „Das kann nicht auf den Langsamsten ausgerichtet sein, der die Straße überquert.“ Er könne sich vorstellen, dass Menschen, die wackelig auf den Beinen sind, nicht berücksichtigt wurden. „Da muss so jemand aber auch eine Eigenverantwortung übernehmen und bis zur Ampel gehen“, meinte Ferber.
Die nächste Ampel am Kuhtor befinde sich „in einer zumutbaren Entfernung“. Dem Internetangebot Googlemaps zufolge handelt es sich um 160 Meter pro Strecke.
Auch ein Zebrastreifen ist laut Ferber nicht möglich, da diese auf zweispurigen Straßen nicht genehmigt sind. Die Geschwindigkeit von Tempo 50 auf 30 herunterzusetzen, sei rechtlich ebenfalls nicht möglich. Ferber: „Der Ring ist eine Hauptdurchfahrtstraße und da gilt Tempo 50.“ Die Zahl der Unfälle an dieser Stelle sei zudem „unauffällig“.
Dies bestätigte auch ein Polizeisprecher. Demnach gab es auf dem Innenstadtring zwischen Thomas- und Kerkener Straße seit dem 1. Januar 2008 keinen einzigen Unfall mit Fußgängern.
Arzt Rolf Kamp, dessen Praxis und Wohnung sich gegenüber der Unfallstelle befinden, kritisiert diese Einschätzung: „Für Rollator-Fahrer ist das Russisches Roulette, dort über die Straße zu gehen.“ Der Mediziner höre den ganzen Tag über das Quietschen von Bremsen und Reifen. „Vor etwa vier Jahren wurde an derselben Stelle auch einer unserer Patienten angefahren und tödlich verletzt“, erinnert er sich. Er hofft nun darauf, dass doch noch eine Ampel kommt.