Serie Unser Verein Heimatverein St. Hubert Verein liegt Liebenswürdigkeit des Ortes am Herzen

St. Hubert. · Wenn es den Heimatverein St. Hubert nicht gäbe, wäre der Kempener Stadtteil um einiges ärmer. Der 1964 gegründete Verein sorgt mit unermüdlichem Einsatz für eine Verschönerung des Kendeldorfes.

Werner Bovenschen (links) und Hans-Josef Güldenbog an Spinnrad und Webstuhl, zwei typischen Utensilien für das Weberhaus in St. Hubert.

Foto: Wolfgang Kaiser

Die Liste der Dinge, die dazu beitragen, dass sich das Ortsbild von St. Hubert besonders schön präsentiert, ist lang. Sie reicht von Spielgeräten im öffentlichen Raum über kunstvoll gestaltete Stromkästen bis hin zu einem Kreisverkehr am Ortseingang, der die Besucher mit Silhouetten von St. Huberter Sehenswürdigkeiten wie dem Berfes, der Kirche oder dem Weberhaus begrüßt. Dazu wird einem Besucher beim Verlassen des Ortes auf Hüppersch-Platt mitgeteilt, dass man sich auf ein Wiedersehen freut. Es gibt Skulpturen wie den Jungen mit der Ziege oder das Weberdenkmal. Es wird sich um den Erhalt von Heiligenhäuschen und Kreuzwegstationen gekümmert. Hinter all dem steht der 1964 gegründete Heimatverein St. Hubert.

„Uns liegt es am Herzen, uns für die Heimat einzusetzen und St. Hubert noch liebenswerter zu machen“, sagt Hans-Josef „Jupp“ Güldenbog. Seit 2008 steht er als erster Vorsitzender an der Spitze des Heimatvereins. Das Engagement der rührigen Vereinsmitglieder für den Heimatort zeigt sich jedes Jahr insbesondere beim Nikolaus-Geschenk. Zum nunmehr 47. Mal machte der Heimatverein zu Nikolaus der Gemeinde ein Geschenk, das St. Hubert schöner macht. Diesmal wurde ein kunstvolles Glasfenster aus der Johannes-Hubertus-Schule restauriert und an einem Fenster der Wandelhalle am Forum aufgehängt. Die Liste der Aktivitäten ist lang und reicht von Restaurierungen über Baumpflanzungen bis hin zu Skulpturen.

Als Nikolaus-Geschenk 2016 übergab Vorsitzender Hans-Josef Güldenbog (r.) an Bürgermeister Volker Rübo die Ortssilhouetten an der Tönisberger Straße.

Foto: Wolfgang Kaiser

In St. Hubert geht es persönlicher zu als in einer Großstadt

„St. Hubert ist ein überschaubarer Ort. Es geht, anders als in einer großen Stadt, persönlicher zu. Die Menschen hier, Alteingesessene wie Neuzugezogene, interessieren sich für die Geschichte ihres Heimatortes. Das spüren wir immer wieder“, sagt Güldenbog. Es spiegelt sich auch in den Mitgliederzahlen wider. Die Zahl liegt aktuell bei 1500 Mitgliedern. Für den Hubertusboten, die Ortsteilzeitung, die der Verein seit Ende 1966 monatlich herausgibt, interessieren sich sogar noch mehr Bürger. Die Auflage beträgt 2000 Stück. Der Hubertusbote, der sowohl abonniert als auch in St. Huberter Geschäften gekauft werden kann, legt außerdem weite Wege zurück. „Wir schicken den Hubertusboten in Papierformat bis nach Kanada. Dort wohnt eine ehemalige St. Huberterin, die ihn weiterhin lesen möchte“, berichtet Johannes Dicks, der 1991 dem Heimatverein beigetreten ist und seit vier Jahren stellvertretender Vorsitzender ist.

Unter der Schirmherrschaft des damaligen St. Huberter Bürgermeisters Ferdinand Bergerfurth wurde der Heimatverein St. Hubert am 22. November 1964 aus der Taufe gehoben. Neun weitere Männer waren an der Gründung beteiligt. Vereinszweck ist es laut Gründungsprotokoll, die Liebe zur Heimat St. Hubert zu wecken und zu pflegen. Die erste öffentliche Versammlung fand am 5. Februar 1965 im Lokal Louven statt. Dabei wurde der Gastwirt Alfons Louven als erster Vorsitzender gewählt. 62 Bürger erklärten seinerzeit spontan ihren Beitritt. Der Heimatverein wuchs beständig.

Drei der „Macher“ vom Heimatverein (von links): Johannes Dicks, Frank Schubert und Hans-Josef Güldenbog an der „Ferkes Ledder“.

Foto: Norbert Prümen

2001 kaufte der Verein das
fast 150 Jahre alte Weberhaus

Das Jahr 2001 war ein ganz besonderes für den Verein. Er kaufte nämlich das aus dem Jahr 1858 stammende alte Weberhaus an der Königsstraße 48. „Es war zuletzt von einem Geschwisterpaar bewohnt worden, wobei der Mann Schneider war. Im gesamten Haus war jahrzehntelang nichts modernisiert worden. Es hatte schon einen musealen Charakter und war unverbaut. Das hat uns als Heimatverein fasziniert“, sagt Güldenbog. So gab es noch nicht einmal eine Toilette im Haus, sondern lediglich ein Plumpsklo im Hof. „Ich bin nebenan groß geworden und kann mich daran erinnern, dass die Schwester des Schneiders jeden Morgen mit dem Nachttopf herauskam und diesen im Garten auskippte“, erzählt Dicks. In rund 2800 Arbeitsstunden renovierten Mitglieder des Heimatvereins das Haus. Innen wie außen spiegelt das Weberhaus Geschichte wider – angefangen von der „Knippenstuev“ mit den gewaltigen Holzmöbeln, der alten Bibel aus dem Jahr 1575 und den Totenbrettern bis hin zur Wohnküche mit altem Inventar und Gebrauchsgegenständen. Wobei viele der alten Gegenstände Schenkungen an den Heimatverein waren oder in Garagen und Schuppen entdeckt wurden. Der Webstuhl, der alte Schneidertisch, der Herd mit Vergangenheit, der Bierwärmer, das Knürchen – es gibt viel zu entdecken.

Heimatverein und Stadt Kempen bieten Hochzeitspaaren dabei etwas ganz Besonderes an. Im Weberhaus kann nämlich geheiratet werden. Eine einmalige Kulisse, um den Bund des Lebens zu schließen. Zum Tag des offenen Denkmals im Mai öffnet das Weberhaus immer seine Türen und gibt so allen Interessierten die Möglichkeit, einmal durch das Haus zu schlendern und damit eine kleine Geschichtsreise zu machen. „Für das kommende Jahr wollen wir beim Tag der offenen Tür einen Buttermacher präsentieren“, sagt Frank Schubert, ebenfalls Vize-Vorsitzender des Heimatvereins.

Ende Januar steht die traditionelle Grünkohlwanderung an. Am Samstag 25. Januar, 15 Uhr, geht es los. Anmelden kann man sich beim Heimatverein. Und dann gibt es da noch die Spezialitäten wie das „Weäverdröppke“ und den „St. Huberter Pflaumentraum“, die ein Stück Heimat zum Genießen
darstellen.