Stadtgarde Kempen Zahlreiche Meistertitel für die Stadtgarde

Kempen. · Tanz für Kinder und Jugendliche, Wagenbau mit Teilnahme am Rosenmontagszug und nicht zuletzt die Kempener Kindersitzung – die Stadtgarde Kempen ist fest im Karneval der Thomasstadt verankert.

Der Einzug der Kindertanzgruppe der Kempener Stadtgarde ist immer ein besonders farbenfrohes Bild.

Foto: Wolfgang Kaiser/Wolfgang Kaiser

Wenn Prinz Manfred I. und Prinzessin Irene II. (Härtel) von 1992 bis 1994 in Kempen nicht das närrische Zepter in der Hand gehabt hätten, dann wäre Kempen heute um einen Karnevalsverein ärmer. Irene Härtel war es nämlich seinerzeit, die die Idee hatte, eine Tanzgarde ins Leben zu rufen. „Mein Mann und ich kamen aus Düsseldorf und waren dort auch schon im Karneval aktiv. Während unserer Prinzenzeit stellte ich fest, dass es in Kempen keine eigenständige Tanzgarde gab“, erinnert sich Irene Härtel.

Da die Wahl-Kempenerin schon immer eine Frau der Tat war und zudem in Düsseldorf zehn Jahre lang eine Tanzgarde trainiert hatte, zögerte sie nicht lange. Sie startete schon im ersten Jahr der närrischen Regentschaft ihres Mannes einen Aufruf und suchte Interessierte, die Spaß am Tanzen und an Karneval hatten. Die gab es in der Thomasstadt reichlich. Mit 17 Kindern und Jugendlichen startete sie mit der frisch gegründeten Tanzgarde Kempen 1993. Es war genau das Jahr, in dem auch der Deutsche Verband für den Garde- und Schautanzsport (DVG) gegründet und damit der aus dem Karneval stammende tänzerische Einsatz als Sport gefördert wurde. „Wir hatten in Spitzenzeiten fünf Garden“, berichtet Irene Härtel. Los ging es mit den Kleinsten ab vier Jahren. Den Vier- bis Sechsjährigen, den so genannten Minis, folgten, in entsprechende Altersgruppen eingeteilt, die weiteren Kinder und Jugendlichen.

Gardetanz ist sportliche Höchstleistung: Auch der Nachwuchs der Stadtgarde trainiert regelmäßig für die Auftritte im Kindergarten Spatzennest in Kamperlings. Im Hintergrund Nicole Jahn (links) und Maike Knodt vom Vorstand.

Foto: Wolfgang Kaiser

Etliche Tanzmariechen ließen
sich zu Trainerinnen ausbilden

Aber nicht nur der Nachwuchs hatte Spaß am Tanzen. Aus den Müttern und weiteren tanzinteressierten Damen bildete sich sogar eine Showtanzgruppe von 25 Frauen. Aufgrund der vielen Gruppen stand an fünf Tagen in der Woche Training an. Wobei sich etliche Tanzmariechen der Stadtgarde über den DVG zu Trainerinnen ausbilden ließen und Gruppen trainierten.

Die Tanzgarde Kempen kann auf etliche Erfolge zurückblicken: NRW-Meister, Deutscher Meister, Dritte bei der Europameisterschaft – es kamen insgesamt 25 Pokale für Spitzenplätze auf dem Siegertreppchen zusammen. „Ich kann mich noch genau daran erinnern, als wir NRW-Meister wurden. Die Meisterschaft fand damals in Düsseldorf statt, und wir sind mit dem Pokal in der Hand durch Düsseldorf gezogen und haben ,We are the champions’ gesungen“, erzählt die Gründerfrau, die mit Leib und Seele bei der Sache war.

Choreografien wurden den Kindern mit Hilfe von Zuckerwürfeln am Tisch erklärt. Jedes Kind stellte einen Zuckerwürfel dar. „Das hat prima geklappt. Alle haben es so immer verstanden“, sagt Irene Härtel. Bei Kaffee und Kuchen gab es die Zuckerwürfel-Informationen. Ihr Mann habe immer scherzhaft zu ihr gesagt, sie sei ja bekloppt, berichtet Irene Härtel mit einem Lächeln im Gesicht. Sie möchte diese schöne Zeit nicht missen. Die Kombination Karneval und Sport begeisterte sie über die Jahrzehnte hinweg, und die Nachwuchsförderung lag ihr immer am Herzen. Es sei eine tolle Zeit gewesen, fügt sie an. Bis 2014 trainierte Irene Härtel die Jugend mit, dann fand sie es an der Zeit, etwas kürzer zu treten.

Als begeisterte Tänzerin und Ex-Prinzessin lässt einen die Stadtgarde aber nicht los. Zum Gucken kommt Irene Härtel immer noch. Und es gibt reichlich zu schauen. Aktuell gibt es drei Garden, die das Tanzbein bei der Stadtgarde Kempen schwingen. Mehr als 40 Kinder sind das ganze Jahr über mit dem einmal in der Woche stattfindenden Training beschäftigt, denn man ist nicht nur zu Karneval aktiv. Es gibt die Minigarde für die Drei- bis Sechsjährigen, die Schülergarde, in der alle zwischen sieben und zehn Jahren ihren Platz finden, sowie die Jugendgarde ab elf Jahren. Wobei die älteste Tänzerin aktuell 18 Jahre alt ist.

Die männlichen Tänzer sind in den Gruppen in der Unterzahl. Derzeit gibt es nur zwei Jungen unter den Aktiven, aufgeteilt auf die Mini- und die Schülergarde. Insgesamt sind vier Trainerinnen im Einsatz. „Wir erfreuen uns momentan eines guten Zulaufs und mussten sogar eine Warteliste anlegen“, sagt Maike Knodt, die Vorsitzende der Tanzgarde Kempen.

Aber nicht nur mit Tanzen beschäftigt sich die Stadtgarde. Mit einem eigenen Mottowagen und eigener Fußgruppe ist man beim Rosenmontagszug in Kempen mit von der Partie. Das heißt: vorab Wagen bauen und Kostüme nähen. „Wir haben mit unseren Mottowagen schon etliche Preise beim Zug gewonnen“, berichtet Nicole Jahn vom Vorstand. Ehrenamtlich betreut die Stadtgarde zudem die Garderobe beim Kostümfest und der Zugparty im großen Festzelt des Kempener Karnevals-Vereins (KKV) an der Otto-Schott-Straße.

Die Stadtgarde lässt zudem jedes Jahr Kinderaugen strahlen: Sie veranstaltet nämlich alljährlich eine große Kinder-Karnevalsitzung im Kolpinghaus mit Spiel und Spaß für Groß und Klein samt
Kostümprämierung.