Kempen St. Huberter fordern Kunstrasen auf der Sportanlage „An Eulen“

Am Dienstag steht eine hitzige Sitzung des Sportausschusses an. Fußballer kündigen 200 bis 300 Besucher an.

Foto: Kurt Lübke

St. Hubert/Tönisberg. Der Sitzungssaal des Kempener Rathauses wird am Dienstag wohl aus allen Nähten platzen. Davon ist auszugehen, wenn man der Ankündigung von Volker Müllers junior, Geschäftsführer der Fußballer beim TuS St. Hubert Glauben schenken darf: „Ich rechne damit, dass wir mit 200 bis 300 Leuten vertreten sein werden.“ Der Sportausschuss steht vor einer hitzigen Sitzung. Er befasst sich mit der Verwaltungsvorlage, in der steht, dass es kurzfristig keinen neuen Kunstrasenplatz in St. Hubert geben wird, weil aus dem vorgesehenen Grundstückskauf an der Tönisberger Straße vorerst nichts wird (die WZ berichtete). Über diesen Umstand sind die Fußballer des TuS und auch des FC St. Hubert alles andere als glücklich, zumal sie seit Jahrzehnten auf einen neuen Platz warten. In einem gemeinsamen Brief an die Stadtspitze wollen die Vorstände der Vereine noch vor der Sitzung ihren Unmut kundtun — und auch im Rahmen der Sitzung am Dienstag, wie Müllers junior bekräftigt.

„Nach der Sitzung des Sportausschusses im Oktober wurde dem Projekt in St. Hubert Vorrang vor dem in Tönisberg eingeräumt“, so der Geschäftsführer. Und nun hätten die Vereine aus der Zeitung erfahren, dass es vorerst nichts wird mit dem neuen St. Huberter Platz. Stattdessen werde ein neuer Kunstrasen für Tönisberg beschlossen — auf dem Gelände des jetzigen Aschenplatzes. „Ich gönne dem VfL Tönisberg den Platz. Der Vorstand hat einen guten Job gemacht“, so Müllers junior. „Es kann aber nicht sein, dass wir St. Huberter nun in die Röhre gucken.“

Diesen Verdacht habe nicht nur er, sagt Müllers junior vor allem mit Blick auf die Aussage der Verwaltung, dass sie hoffe, dass St. Huberter Fußballer vorübergehend auch den neuen Platz in Tönisberg nutzen werden. „Daraus kann ganz schnell eine Dauerlösung werden“, fürchtet der TuS-Geschäftsführer. „Und man kann doch unseren Kindern nicht zumuten, künftig immer den Weg nach Tönisberg auf sich zu nehmen.“

Der Vorstand des TuS sieht die Stadt Kempen in St. Hubert in der Pflicht. „Dann muss eben auf dem Gelände des Aschenplatzes, An Eulen, ein Kunstrasen gebaut werden“, sagt Müllers junior. Dies ist nach Angaben der Verwaltung nicht möglich. Weil der Aschenplatz mitten in einem Wohngebiet liege, müsse er langfristig aufgegeben werden. Nur deshalb müsse die Stadt eine neue Lösung finden. Und die Umgestaltung in einen Kunstrasen sei An Eulen nicht möglich, weil dann aktuellere und schärfere Lärmschutzbedingungen vorgegeben seien. Das sieht Volker Müllers junior anders: Seitens des Bundes seien in diesem Bereich im vergangenen Jahr neue Möglichkeiten geschaffen worden. „Man kann dort einen Kunstrasen bauen. Die Stadt will es nur nicht“, so Müllers junior. TuS und FC werden gemeinsam fordern, An Eulen einen solchen Platz zu bauen.

Der Vorstand des FC St. Hubert um den Vorsitzenden Hubert Gutmann und Urgestein Karl-Heinz Josten hat seinen Unmut bereits in einem Brandbrief an Sportdezernent Michael Klee kundgetan. Auch aus Sicht des FC ist das Argument Lärmschutz am Platz An Eulen nur vorgeschoben.

Im Brief schießt der FC aber nicht nur gegen die Stadt, sondern auch gegen den Nachbarverein VfL Tönisberg. Dieser wird wohl an der Schaephuysener Straße einen Kunstrasen bekommen. In den vergangenen Wochen hatte der VfL-Vorstand Gespräche mit der Stadt geführt und angeboten, die Pflege des Naturrasens zu übernehmen, damit sich die Investition in den neuen Kunstrasen amortisiert. Damit stieß man im Rathaus auf offene Ohren. Die Verwaltung schlägt den Kunstrasen-Bau in Tönisberg vor, weil man die Projekte in St. Hubert und Tönisberg ohnehin parallel planen wollte, heißt es in der Sitzungsvorlage.

„Wir sind keine Hellseher, aber Kenner der Szene und erwarten, dass in Tönisberg der Kunstrasenplatz sofort realisiert wird, aber in fünf bis zehn Jahren nur noch ein paar Teams dort kicken werden“, heißt es im Brief des FC an die Stadt. Der VfL Tönisberg habe die Stadt mit „erstaunlichen Mitteln beeinflusst“.

Auf diese Vorwürfe wollte Jens Grundei, Vorsitzender des VfL Tönisberg, im Gespräch mit der WZ nicht eingehen. „Daran beteilige ich mich nicht.“ Der VfL habe konstruktive Gespräche mit der Stadt geführt. Es habe keinen Sinn, die Projekte in St. Hubert und Tönisberg gegeneinander auszuspielen. Nun hofft Grundei, dass die Politik dem Vorschlag der Verwaltung folgen wird — und der Kunstrasen bald Wirklichkeit wird. Allerdings macht Grundei nicht deutlich, dass der VfL sich an der Schaephuysener Straße eine große Lösung wünscht: Um den neuen Kunstrasen soll auch eine Tartanbahn für die Leichtathleten gebaut werden. „Bei aller Freude unter den Fußballern über die Verwaltungsvorlage setzen wir uns weiter für die Laufbahn ein“, so Grundei. Die Leichtabteilung betreibe eine hervorragende Jugendarbeit. „Vor allem Mädchen zwischen neun und 14 Jahren sind bei uns aktiv“, sagt der Vorsitzende. Diese nutzten derzeit die Aschenbahn ausgiebig und bräuchten die neue Bahn dringend. „Alles andere würde das Aus der Abteilung bedeuten“, so Jens Grundei.

Ein weiteres Argument pro Laufbahn sei die Nutzung durch die Grundschule. „Die Leiterin hat uns noch einmal bestätigt, dass die Laufbahn unter anderem von der OGS häufig genutzt wird“, sagt Grundei. Der Neubau von Kunstrasen und Laufbahn würde laut Stadt 1,35 Millionen kosten. Sollte nur der Platz gebaut werden, würden 860 000 Euro fällig. Die Mehrkosten würden sich laut Grundei aber amortisieren. Auch das habe man der Stadt vorgerechnet. Nun liege die Entscheidung in der Hand der Politiker.