Kühe, Käse, Keramikschüsseln
Am Sonntag wird in der Dorenburg eine Schau für die ganze Familie eröffnet. Im Mittelpunkt steht das Nahrungsmittel Milch.
Grefrath. So selbstverständlich wie der Kaffee oder die Kartoffel gehört für viele die Milch zu den Grundlagen ihrer täglichen Ernährung — ob als Vollmilch, Joghurt oder Käse. An die Anfänge der Milchwirtschaft und an die fortgeschrittene Entwicklung erinnert jetzt im Niederrheinischen Freilichtmuseum eine Sonderausstellung, die am Sonntag, 11 Uhr, eröffnet wird. Sie ist bis zum Pfingstmontag, das ist der 21. Mai, zu den üblichen Museumszeiten zu sehen.
Auf der ersten Etage der Dorenburg ist bereits alles aufgebaut, sieht man an den zahlreichen Stellwänden, wie man früher den Rahm abschlug oder die Milch zu Butter verarbeitete. Den Impuls zu dieser Ausstellung („Von der Kuh ins Kühlregal“) hatte Frederik Grundmeier gegeben, wissenschaftlicher Referent im Freilichtmuseum Lindlar.
Renate Fürtjes vom Verein „Milch und Kultur“ und selbst Milchbäuerin
Mit Kreis-Kulturdezernent Ingo Schabrich und Museumsleiterin Anke Wielebski fand er schnell Unterstützer: „Klar machen wir das“, so der Tenor. Möglich wurde die Ausstellung durch das Museum Lindlar, die Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW und durch den Kölner Verein „Milch und Kultur“.
Anke Wielebski sah sich in den eigenen Magazinen um, stellte einiges mit zur Verfügung, unter anderem alte Milchkannen, kleine Abfüllmaschinen, Zentrifugen oder sogenannte Milch-Satten, durch die sich der Rahm von der Milch absetzte.
Renate Fürtjes, Zweite Vorsitzende des Vereins „Milch und Kultur“ und selbst Milchbäuerin, lobt die Schau: „Früher war es unser Traum, einmal selbst ein Milchmuseum einzurichten, davon mussten wir leider Abstand nehmen. Aber solche Ausstellungen sind wichtig.“
Nicht zuletzt aus diesem Grund: Die Milchbetriebe in NRW gehen weiter zurück, derzeit sollen es noch 7100 Höfe sein. Seit 2000 haben zwei von fünf Landwirten ihren Milchbetrieb aufgegeben. Entsprechend gestiegen sind auf den restlichen Höfen die durchschnittlichen Tierbestände. Jährlich werden in NRW etwa 3,1 Milliarden Liter Milch gewonnen.
Neben alten Werbetafeln, Zinkeimern, Melksalben, Rinder-Ohrenmarken ist auch eine der ersten Melkmaschinen aus den 1960er-Jahren zu bestaunen.
Schon lange davor begann die Milchindustrie, auch die Kinder für das Getränk zu begeistern. So gab es bereits in den 1920er Jahren das Gesellschaftsspiel „Milch Lotto“, in den 50er Jahren folgte eine „Milchfibel“, in der zum Beispiel Annegret ihrem Klassenkameraden Peter erklärte, dass er bloß nichts von seinem Pausen-Getränk verschütten dürfe.
In früheren Zeiten wurde die Milch häufig in flachen Keramikschüsseln und verschließbaren Schränken aufbewahrt. Diese boten Schutz vor Kindern, Katzen, Mäusen und Fliegen. Während der rund zweitägigen Ruhephase setzte sich dann der Rahm an der Oberfläche ab. Mit der Entwicklung der Milch-Zentrifuge kam es dann ab 1875 zu einer Revolutionierung der Milchwirtschaft. Die Satten wurden überflüssig.
Gezeigt wird auch der Versand und die Arbeit der Molkereien. Der Verkauf erfolgte lange Zeit aus Milchkannen. Bis in die 1950er Jahre wurde die Milch vielerorts noch mit einem Schöpflöffel direkt in die Behälter der Kunden gefüllt. Später kamen dann die gläsernen Flaschen auf den Markt.
Bei der Familienausstellung sind natürlich auch die Kinder willkommen. Sie können sich an einem Milch-Quiz beteiligen. Für den Gewinner beziehungsweise die Gewinnerin wird eine ganz besondere Geburtstagsfeier (bis zwölf Personen) auf dem Dorenburg-Gelände ausgerichtet.