St. Tönis: Heimatbund stellt neuen Heimatbrief vor Geschichten von damals und heute

St. Tönis · Heimatbund hat den neuen Heimatbrief vorgestellt – mit interessantem Lesestoff.

Peter Steppen (3.v.r.) stellte das neue Heft vor.  Landtagsabgeordnete Britta Oellers (r.) sprang für die abwesende Stadtverwaltung ein.

Foto: Wolfgang Kaiser (woka)

Der Heimatbund St.Tönis präsentierte im Sparkassengebäude an der Ringstraße seinen Heimatbrief 181. Vorsitzender Peter Steppen konnte zahlreiche Autoren der verschiedenen Berichte, Vorstandsmitglieder und Gäste begrüßen. Da die Stadtspitze sich entschuldigen musste, übernahm die Landtagsabgeordnete Britta Oellers spontan den Part, das erste Exemplar überreicht zu bekommen. Und blätterte gemeinsam mit den Anwesenden durch die rund 40 Seiten der druckfrischen Ausgabe.

Einen mit großen Teil nimmt der Rückblick auf die Stolpersteinverlegung vor zwei Monaten ein. Guido Beckers blickt darin nicht nur auf die Verlegung zurück, sondern nahm auch die Biografien der fünf ehemaligen jüdischen Mitbürger, an die die Steine erinnern sollen, in seinen Bericht auf. Der am Ende durchblicken lässt, dass die AG Stolpersteine des Michael-Ende-Gymnasiums an der Verlegung von weiteren Stolpersteinen arbeitet.

Auf die Arbeit gleich dreier aktiver Organisationen wird im Heimatbrief eingegangen. So wird die Gründung eines neuen Stadtsportverbandes erwähnt, das 25-jährige Bestehen der Alter-nativen  und unter der Rubrik „Menschen in St.Tönis“ der Bürgerbusverein vorgestellt. Einen Nachruf auf den Förderverein der Realschule Tönisvorst, die seit einem Jahr nicht mehr besteht, gibt es ebenfalls.

Dass mit Änne Sieverding eine verdiente Sportlerin mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, daran erinnert die neue Ausgabe ebenso wie an die Kinderprinzessin Lisa Sophie, die erfolgreich durch die Session führte. Hans Peter und Peter Steppen, zwei Cousins, blicken mit Augenzwinkern unter dem Motto „We hadde doch nix“ auf das Schicksal der frühen Geburt zurück.

Erinnerung an eine
beeindruckende St. Töniserin

Werner Lessenich präsentierte im Heimatbrief nicht nur ein knalliges Spielzeug, an das sich Ältere noch erinnern – eine Apparatur, mit der man Zündplättchen knallen lassen kann. Er rief auch das Fahrrad des Milchhändlers Adolf Köchlin in Erinnerung, mit dem er bis in die späten 1930er Jahre hinein Milch im Ort auslieferte. Und blickt auf eine eindrucksvolle St.Töniser Mitbürgerin, über die er bei Recherchen im Kreisarchiv zufällig gestoßen ist. Denn am 4. April vor 100 berichtete das „Niederrheinische Tageblatt“ auf vier Zeilen, dass „Fräulein Aenne Schmitz, Tochter des Arztes Dr. P. Schmitz“ in Bonn ihr juristisches Doktorexamen mit Auszeichnung bestanden hat. Bei weiteren Recherchen stellte sich heraus, dass sie nach ihrer Hochzeit Aenne Kurowski-Schmitz hieß. Sie hat eine eindrucksvolle Lebensgeschichte, die auch eine starke Gegnerschaft gegen die Nazis beinhaltete und deshalb an ihrem damaligen Wohnort Danzig schwerste Verfolgung nach sich zog. Diese endete mit der Verbannung und dem Tod ihres Mannes. Vielleicht, so Lessenich, könne man bei einer irgendwann wieder anstehenden Suche nach einem Straßennamen sich dieser Frau erinnern.

Erinnert wurde im Heimatbrief auch an den jüngst verstorbenen Ehrenvorsitzenden Rolf Schumacher. Was von Udo Beckmann eigentlich als Bericht zum 80-jährigen Geburtstag Schumachers im März gedacht war, wurde durch seinen Tod kurz danach zu einem würdigen Nachruf.

Bericht aus dem Vereinsleben, Gratulationen zu Goldhochzeiten und ein Aufruf des Vorstandes an interessierte Bürger des Ortes und Mitglieder des Heimatbundes sich aktiv im Heimatbund und damit für die Arbeit des Vereins zu engagieren, schlossen die Vorstellung.

Den Titel der 181. Ausgabe ziert übrigens ein Bild das Wasserturms, vor dem sich eine Kuhherde auf einer Weide tummelt. Dass der Turm es auf den Titel geschafft hat, liegt daran, dass am 12. Juli 1929, also vor 90 Jahren, der Grundstein gelegt wurde. Der Turm selbst wurde schon am 5. November desselben Jahres in Betrieb genommen.