Stadtentwicklung: Ärztehaus nimmt Konturen an

Auf dem Arnold-Areal am Bahnhof entsteht ein Therapie-Zentrum.

Kempen. Die Umstrukturierung in der alten Arnold-Fabrik geht weiter. Nachdem bereits Finanzamt und Arbeits-Agentur im Gebäudekomplex untergebracht sind, steht nun auch das Ärztehaus kurz vor der Fertigstellung. Im so genannten Ärzte- und Therapiezentrum werden sich zum 1. April sieben medizinische Praxen, eine Elternschule zur Geburtshilfe, eine Physiotherapie-Praxis und eine Apotheke niederlassen. Im Erdgeschoss eröffnet die Tönisberger Bäckerei Hoenen eine Depandance. "Es handelt sich um ein Zentrum für Fachärzte", erklärt der Urologe Jan Marin (Foto), Sprecher der Ärzte.

Jan Marin, Sprecher Ärztehaus

Er wird mit seinem Kempener Kollegen Michael Kämmerling und vier weiteren Urologen die größte Gemeinschaftspraxis eröffnen. "Durch diese Einrichtung werden wir die medizinische Kompetenz in Kempen bündeln." Der Austausch zwischen den Medizinern werde reibungsloser ablaufen. "Wenn ich einen Patienten zum Orthopäden schicke, muss er nur eine Tür weiter."

Das Geld spielt für die Ärzte auch eine Rolle. "Die alleinige Fachpraxis wird es in Deutschland künftig nicht mehr geben. Die Kosten sind zu hoch", erläutert Marin. In der Gemeinschaft könne man Geräte etc. besser kaufen und nutzen.

Aus Sicht der Ärzte, die im neuen Haus einziehen, ist der Komfort für die Patienten hinter dem Bahnhof viel besser. "Es gibt ausreichend Parkplätze, behindertengerechte Eingänge und Lifte sowie eine Liegend-Anfahrt für Krankentransporte", sagt Jan Marin. Diese Möglichkeiten hätten er und seine Kollegen in ihren derzeitigen Räumlichkeiten in und um die Altstadt nicht.

"Mein Mietvertrag am Burgring läuft zum 31. März nach zehn Jahren aus", so Marin. In den anderen Praxen sei die Situation ähnlich. "Zwischen Ärzten und Vermietern ist da alles sauber gelaufen. Man kommt ja auch nicht mal eben so aus einem Mietvertrag." Was mit den frei werdenden Räumen passiert, kann der Urologe nicht sagen: "Das ist Sache der Vermieter."

"Es wäre sicherlich schade, wenn die Praxen leer bleiben", meint Bürgermeister Karl Hensel. In seinen Augen gebe es genug Möglichkeiten, die Räume zu vermieten. "Es müssen ja nicht überall Ärzte sein. Manche Objekte eignen sich auch als Wohnungen oder Büroräume", so Hensel.

Insgesamt betrachtet das Stadtoberhaupt die Entstehung des Ärztezentrums als positiv: "Für den Bürger kann dadurch vieles leichter werden. Die Patienten könnten sich vielleicht einige Wege sparen." Den Standort hält der Bürgermeister für "erträglich". Es sei zwar schöner, wenn solch ein Zentrum in der Innenstadt läge, "aber das ist schon alleine wegen der Anfahrt und den Parkplätzen nicht zu machen". Außerdem läge der Arnold-Komplex in Stadtnähe und sei für die meisten Bürger problemlos zu erreichen.

Für die Geschäfte in der City wird der Wegzug einiger Ärzte in Hensels Augen keine Auswirkung haben. "Ich glaube nicht, dass die Einzelhändler davon abhängig sind, dass wartende Patienten durch die Stadt bummeln." Ähnlich sieht’s auch Werbering-Chef Reinhard Stein: "Wir konnten die Entscheidung ohnehin nicht beeinflussen, aber ich glaube nicht, dass die Geschäftsleute darunter leiden."