Stadtführung in Kempen: Kleinod bei klirrender Kälte
Eine Gruppe der Frauen Union hat sich an fünf ausgesuchten Heiligenhäuschen auf religiöse Spurensuche begeben.
Kempen. "Es gibt so viele Kleinode in Kempen, die aber keiner mehr richtig wahrnimmt", sagte Angelika Thiel-Hedderich, Vorsitzende der Frauen Union. Um das zu ändern, ging es diese Woche mit den CDU-Frauen auf einen Ausflug zu fünf Heiligenhäuschen. Die Führung übernahm Matthias Mertens.
Den Anfang machte das Marienheiligtum am Viehmarkt. "Ursprünglich befand sich die Figur im Engertor, bevor sie in die Mauer des Küsterhauses versetzt wurde. Das stand früher da, wo heute Tchibo ist", erzählte Mertens. 1732 wurde die Engerstraße durch einen Brand in Schutt und Asche gelegt. Daraufhin wechselte die Heilige wieder ihren Platz. Ein Chronogramm in der Inschrift unter der heutigen Marienfigur erinnert an das Datum.
Weiter ging’s zur Kreuzkapelle an der St.Töniser Straße. Auf dem Weg dorthin sind die sieben schwarzen Marien aus dem 14./15. Jahrhundert zu sehen. An der Kreuzkapelle angekommen, standen neun Frauen samt Führer plötzlich bei minus zwei Grad vor einem kaputten Tor. Doch kurzerhand half ein vorbeifahrender Radler, das Törchen aufzuschieben.
Endlich im Gebäude, erzählte Matthias Mertens von der Legung des Grundsteins 1608, der Anlegung des Kreuzwegs auf dem Gelände 1864 und der Restaurierung nach einem Einbruch. Neuerdings steht das heilige Grab mit der Jesusfigur offen - zu sehen ist nun der im Grab liegende Körper des Gekreuzigten. "Ich bin öfter mit Gruppen hier. Von der Figur sind immer alle ganz erschüttert. Aber das macht die Geschichte viel anschaulicher", berichtete Ellen Matoni von der Frauen Union.
Zur Halbzeit ging es in die Kapelle des St.Peter-Stift. Das Senioren- und Pflegeheim wurde 2001 erbaut und bietet Platz für 70Personen. Es besitzt einen eigenen Friseur, eine Cafeteria und die Kapelle. Dort wird einmal die Woche ein Gottesdienst gefeiert.
Anschließend fuhren die Frauen zur St.Peter-Kapelle- die älteste Kapelle Kempens. "Der Legende nach geht ihre Gründung auf Karl den Großen zurück. Geweiht wurde sie angeblich 803 von Papst Leo III.", erzählte Mertens. Eine kleine Sakristei wurde im 14. Jahrhundert als Taufkapelle angebaut. Im 18.Jahrhundert entstand neben der Kirche eine Schule für die Klassen eins bis acht. Unter anderem sind neben der St.Peter-Figur Abbildungen von Antonius und Maria in der Kapelle zu bestaunen.
Zum Abschluss schließlich die Matthias-Kapelle. "Durch meinen Namen bin ich natürlich voreingenommen", scherzte Matthias Mertens. Er selbst ist Mitbegründer der St.Matthias-Bruderschaft, die es seit 1980 gibt. Um nicht immer nur auf den Pilgerungen nach Trier den Heiligen um sich zu haben, entschied die Bruderschaft, ihn auch in Kempen präsent werden zu lassen.
Als erstes wurde eine Statue errichtet, es folgten ein Matthias-Fenster in der Kirche Christ-König und schließlich die Kapelle. Auf derem linken Fenster steht der Spruch der Bruderschaft: "Ihr seid meine Freunde."
Nach so viel kirchenkulturellem Hintergrund bei klirrender Kälte hatten die Frauen sich schließlich einen heißen Kakao im Sporthotel redlich verdient.