Starke CDU will flexibel sein
Die Christdemokraten gewinnen erstmals alle Wahlkreise. Eine feste Koalition wird es nicht geben — auch nicht mit der schwächelnden FDP.
Kempen. Seit dem späten Sonntagabend steht es fest: Durch den erstmaligen Einzug der Linken wird der Kempener Stadtrat bunter. An den Mehrheitsverhältnissen wird sich allerdings nichts ändern. Die CDU, die alle Wahlbezirke gewonnen hat und die mit Abstand stärkste Kraft ist, muss sich Partner suchen. Wie schon bei der vergangenen Wahl reichte es nicht mehr zur absoluten Mehrheit.
CDU-Fraktionschef Wilfried Bogedain ist dennoch sehr zufrieden: „Die Verhältnisse sind stabil geblieben. Dass wir alle Bezirke gewonnen haben, freut uns sehr.“ Insbesondere der Sieg auf dem Tönisberger Wartsberg für den CDU-Kandidaten Bernd Fröchtenicht habe bei den CDU-Mitgliedern für Jubel gesorgt. Diesen Wahlkreis hatte bislang immer die SPD gewonnen. „Dass wir dort jetzt gewinnen, ist eine positive Überraschung. Insbesondere mit Blick auf das Wahlkampfthema Zeche in Tönisberg“, so Bogedain.
Einen festen Koalitionspartner werden sich die Christdemokraten nicht suchen. „Das macht auf kommunaler Ebene keinen Sinn“, so Bogedain. Vermutlich werde man den Weg von 2009 gehen, und Gespräche über eine „vertrauliche Zusammenarbeit“ mit der FDP anstreben. Details will die CDU-Fraktion morgen in ihrer ersten Sitzung klären. Bogedain: „Ansonsten werden wir von Thema zu Thema sehen, mit wem wir eine Mehrheit auf die Beine stellen können.“
Zurück zum Tönisberger Wartsberg: „Die Niederlage dort ist für uns ein Wermutstropfen“, sagte SPD-Fraktionsvorsitzender Andreas Gareißen. Die Sozialdemokraten hätten darauf gesetzt, dass Klaus Hegmanns eines von zwei Tönisberger Mandaten direkt holt. „Nun ist es nicht so. Und wir müssen analysieren, woran das lag“, sagt Gareißen. Es sei davon auszugehen, dass Die Linke von fremdelnden SPD-Wählern profitiert hat.
„Insgesamt sind wir aber zufrieden. Mit elf Mandaten haben wir zwei mehr als bei der letzten Wahl“, so Gareißen. Das erklärte Ziel, wieder zweistellig zu werden, sei erreicht. „Jetzt müssen wir sehen, wie die Verhältnisse im Rat sein werden. Ich werde die FDP immer wieder daran erinnern, nicht das Schoßhündchen der CDU zu sein.“
Bei den Grünen herrschte am Tag nach der Wahl Zufriedenheit. 13,3 Prozent (+0,6) und sechs Sitze stehen für den Bürgermeisterkandidaten, Joachim Straeten, und sein Team zu Buche. „Damit können wir gut leben. Es freut mich, dass die CDU keine absolute Mehrheit hat. Und dass die NPD keine Rolle spielen wird“, so Straeten. In den kommenden sechs Jahren werde man „punktuell Mehrheiten für grüne Themen suchen“.
„Unterm Strich ist das ein enttäuschendes Ergebnis für uns“, sagt FDP-Vorsitzender Odilo Heitzig zu den 6,5 Prozent (drei Sitze) der Liberalen. „Dass wir das Ergebnis der letzten Wahl nicht mehr erreichen, war uns klar. Wir hätten aber gerne weiterhin vier Sitze gehabt.“
Mit den drei Ratsmitgliedern Irene Wistuba, Bernd Lommetz und Jörg Boves will die FDP aber nach vorne blicken. „Da sind wir gut aufgestellt“, so Heitzig. Für Gespräche mit der CDU sei die FDP offen: „Da liegt der Ball aber nicht in unserer Hälfte.“
Aus dem Stand 3,5 Prozent — mit diesem Ergebnis bei der Ratswahl war Günter Solecki, Vorsitzender der Kempener Linken, „sehr zufrieden“: „Wir haben alle Wahlziele erreicht.“ Die Ratsarbeit wollen er und seine Fraktionskollegin Heidemarie Karlivans — beide sind aus St. Hubert — in den nächsten Monaten kennenlernen. Solecki: „Ich habe gelernt, zuzuhören. Dann sehen wir weiter, welche Akzente wir setzen werden.“
Die Freien Wähler Kempen (FWK) haben am Sonntag 1,3 Prozent und einen Sitz eingebüßt. Die Vorstandsmitglieder Werner Rennes und Georg Alsdorf waren gestern nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.