Streichungen beim Geld für integrative Kita-Gruppen

Beschlüsse des LVR machen dem Kempener Jugendamt zur Zeit viel Arbeit.

Kempen. Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) streicht verschiedene Förderungen für Kita-Gruppen, in denen behinderte Kinder integrativ betreut werden. Dies wurde nun im Jugendhilfeausschuss mitgeteilt.

So werden unter anderem einige zusätzliche Personalkosten, ein Zuschuss zum Mittagessen sowie Fahrtkosten nicht mehr vom LVR bezahlt.

Für Kempen würde das Mehrkosten in Höhe von rund 82 000 Euro bedeuten. Hinzu kommen die Fahrtkosten von rund 10 000 Euro. Daher hat das Jugendamt beschlossen, die Planungen für das kommende Kindergartenjahr zu überarbeiten. Damit soll der Fehlbetrag um rund 28 000 Euro reduziert werden.

„Für uns bedeutet das eine Neuorientierung des Landschaftsverbandes von integrativen Gruppen hin zu Einzelintegration“, sagt Jugendamtsleiterin Heike Badberg. Daher soll nicht wie geplant eine integrative Gruppe in der Kita „Tabaluga“ in St. Hubert eingerichtet werden. Stattdessen gibt es integrative Plätze in den Kitas „Bärenstark“ in St. Hubert und „Hoppetosse“ in Kempen.

Was diese Neuorientierung für die Kinder bedeutet, sei nicht abzusehen. Die Betreuung in einer Regelgruppe mit 20 bis 25 anderen könnte je nach Behinderung überfordernd sein und die Integration gefährden, so die Stadt. Andererseits gibt es die Möglichkeit im gewohnten Umfeld, zusammen mit Nachbarkindern betreut zu werden.

Als die Pläne nun im Ausschuss vorgestellt wurden, zeigten sich die Fraktionen empört. „Die wollen Inklusion durchsetzen und kürzen die Mittel“, ärgerte sich Monika Schütz-Madré (Grüne). Da hätten die zuständigen Politiker wohl gepennt.

„Wir sollten interfraktionell überlegen, ob man nicht eine Resolution an den Landschaftsverband richtet“, schlug Josef Lamozik (CDU) vor. Einstimmig beschlossen die Fraktionen den Beschluss zu vertagen, um noch einmal politischen Einfluss nehmen zu können. Dadurch würden sich dann die Zusagen an die Eltern verzögern, in welcher Einrichtung die Kinder untergebracht werden können.

Das Landesfamilienministerium hat mitgeteilt, dass es nun veränderte Fördervoraussetzungen gebe — und damit Kempen kein weiteres Familienzentrum zustehe. Die Einrichtung in der städtischen Kindertagestätte „Schlösschen“ in Tönisberg sollte als letztes der sechs geplanten Familienzentren in Kempen entstehen.

„Das ist sehr schade, gerade für Tönisberg“, sagte dazu Jugendamtsleiterin Heike Badberg im Ausschuss. Nun wolle man gemeinsam mit den Trägern beraten, wie es weitergehen soll.

Wenn Tönisberg ein Familienzentrum bekommen soll, müsste eine andere Einrichtung in Kempen auf den Status verzichten. Monika Schütz-Madré riet abzuwarten, was die rot-grüne Landesregierung mit ihrer absoluten Mehrheit nun auf die Beine stellen werde.