Susanne Stangl las im Kempener Thomaeum aus „Es ist nur eine Phase, Hase“ Heiteres und Informatives rund ums Altern
Kempen. · Autorin Susanne Stangl las aus „Es ist nur eine Phase, Hase“. Ärzte beantworteten Fragen.
Auf der Bühne der Aula des Thomaeums herrscht ein wenig Wohnzimmeratmosphäre. Zwei gemütlich aussehende Sessel werden von einer altmodischen Stehlampe samt niedrigem Tisch und einer weiteren Lampe eingerahmt. Ein Stückchen daneben sieht es mit dem Vorlesepult etwas nüchterner, aber nicht weniger heimisch aus. Und genau hier beginnt der Abend in dem Moment, als Susanne Stangl Platz nimmt und zum Buch greift.
„Müsste ich einen Moment benennen, in dem ich zum Alterspubertier wurde, den ,point of no return’ sozusagen, dann waren es die zwei Sekunden, in denen mein Augenarzt sagte: Tja, sie brauchen einen Lesebrille“, beginnt sie mit ihrer angenehm harmonischen Stimme vorzulesen und löst damit die ersten Schmunzler im Publikum aus.
Die Lachmuskeln werden von der Kölner Schauspielerin und Sprecherin aber noch mehr strapaziert, denn sie liest aus dem Buch „Es ist nur ein Phase, Hase“ von Maxim Leo und Joch Gutsch vor. Das beschäftigt sich in amüsanter Art und Weise mit der sogenannten zweiten Lebenshälfte und deren Unwägbarkeiten, die das Älterwerden mit sich bringen kann.
Was es mit der speziellen Speisekarte für Alterspubertiere auf sich hat. Wie eine winzige Geste die Opahaftigkeit der Welt ausdrücken kann. Was die historischen Wendepunkte im Leben eines Mannes ausmachen, und warum eine Prostatavorsorgeuntersuchung unweigerlich dazugehört. Das Buch gibt mehr als nur unterhaltsame Antworten, die bei den altersmäßig bunt gemischten Besuchern bestens ankommen.
Susanne Stangl sorgt für
die Leichtigkeit des Abends
Beim nunmehr dritten Lese-Talk des Hospitals zum Heiligen Geist anlässlich des bundesweiten Vorlesetages rückte das Alterspubertier in den Mittelpunkt. Wobei die Bezeichnung von dem Autoren-Duo kreiert wurde und sich auf den Menschen in der Mitte seines Lebens bezieht und Aspekte wie Bierbäuchlein, Fettpölsterchen, Schusseligkeit, Beziehungsstress und andere Symptome unter die Lupe nimmt.
Es kann allerdings nicht nur gelacht werden. Mit gleich drei Chefärzten des Kempener Krankenhauses werden jene Erkrankungen beleuchtet, die die zweite Lebenshälfte mit sich bringen kann. Die Harninkontinenz steht dabei genauso auf dem Programm wie etwa Prostatabeschwerden oder die Wechseljahre. Das Thema Schlaganfall wird unter die Lupe genommen, ebenso gehören Demenzerkrankungen sowie die Pflegesituation zu den einzelnen Gesprächsrunden. Dr. Bruno Wirth von der Urologie, sein Kollege Dr. Hajo Wilkens von der Gynäkologie und Dr. Lars Wojtecki, der den Part Neurologie abdeckt, referieren und beantworten, moderiert von Axel Küppers, die aufkommenden Fragen von Seiten des Publikums.
Dazwischen sorgt Susanne Stangl mit insgesamt acht Leseeinsätzen immer wieder für die Leichtigkeit des Abends. So bleibt bei der Begegnung des Buch-Protagonisten mit Gott kein Auge trocken. Der berichtet nämlich, dass, wenn das Team im Himmel Spaß haben wolle, immer auf die Alterspubertiere auf der Erde geschaut und sich über deren Gehabe amüsiert werde. Ein Gehabe, das gar nicht nötig ist, letztlich sei es eine Zeit, in der alles kann, aber nichts muss. Stangl: „Man muss nicht mehr jeden Quatsch mitmachen.“