Haus Baaken in Tönisberg Heimatministerin überreicht Förderscheck

Tönisberg · NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach überbrachte am Donnerstag die Förderung für den Heimatverein Tönisberg. Damit ist die Heimatstube im denkmalgeschützten Haus Baaken gesichert.

Maximilian Thelen, Marcus Optendrenk, Karl Amendt, Ina Scharrenbach, Christoph Dellmans, Monika Schütz-Madré, Helmut Thissen, Detlef Krahé (v.li.).

Foto: Eva Scheuß

Tönisberg hat seine gute Stube Haus Baaken zurück. Nur strahlende Gesichter sah man, als Ina Scharrenbach (CDU), Heimatministerin des Landes NRW, am Donnerstag einen Förderscheck über 25 000 Euro an Helmut Thissen vom Heimatverein Tönisberg überreichte. Damit kann die Hälfte der Miet- und Nebenkosten für die neue Heimatstube im Eingangsraum des denkmalgeschützten Gebäudes für einen Zeitraum von zehn Jahren gedeckt werden.

Die andere Hälfte ist mit Hilfe von Mitteln der Stadt Kempen, des Heimatvereins Tönisberg und durch private Spenden zusammengekommen. Der Raum soll in Vitrinen altes Handwerk in Tönisberg zeigen. Integriert werden soll auch das großformatige Glasbild mit der Heiligen Barbara von Pitt van Treek, das aus der ehemaligen Zeche stammt. Außerdem sollen in diesem Raum demnächst Trauungen stattfinden können.

Dass all dies überhaupt möglich wurde, ist dem Idealismus der Krefelder Architektenfamilie Amendt zu verdanken, die das vom Verfall bedrohte Baudenkmal vor gut zwei Jahren erwarb. „Dieses Haus in Tönisberg darf nicht untergehen“, hatte Karl Amendt beschlossen. „Es hat Bedeutung für Tönisberg, Kempen, ja den gesamten Niederrhein.“ Er konnte seinen Sohn René – ebenfalls Architekt – und seine Schwiegertochter Sabrina Amendt zum Kauf bewegen. Während der gesamten Bauphase über anderthalb Jahre war der 86-Jährige fast täglich vor Ort, um den Fortgang der Bauarbeiten zu überwachen.

Das denkmalgeschützte Haus Baaken ist rund 470 Jahre alt

Das Gebäude war nach längerem Leerstand in einem verheerenden Zustand. Ein unentdeckter Leitungswasserschaden hatte die gewölbte „Kölner Decke“ in einem Raum des Erdgeschosses zerstört. „Man konnte bis zum Dach sehen“, erzählt Karl Amendt. Die Familie baute in Abstimmung mit den Denkmalbehörden die Decke wieder auf, erneuerte die gesamte Haustechnik. Die Außenfassade aus Backstein wurde gesandstrahlt und neu verfugt. Die Wände im Inneren erstrahlen in frischem, weißem Kalkputz, der hervorragend mit dem rustikalen Fliesenboden und dem Fachwerk harmoniert.

Haus Baaken ist ein bedeutendes Denkmal am Niederrhein. Es ist rund 470 Jahre alt und entwickelte sich in mehreren Bauabschnitten. Der älteste Bauteil stammt aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Das Hauptgebäude wurde um 1611 in Eichenfachwerk errichtet. Aus dieser Phase ist heute noch der östliche ausgemauerte, spätmittelalterliche Fachwerkgiebel an der Vluyner Straße sichtbar. Im Innenraum sind der zweigeschossige Kaminraum mit danebenliegender Opkammer, viel sichtbares altes Fachwerk, Teile der geschwungenen „Kölner Decke“ und die Innentüren im Erdgeschoss erhalten.

In der Mitte des 17. Jahrhunderts erfolgte ein durchgreifender Um- und Ausbau. Dabei erhielt das Gebäude Umfassungsmauern aus Backstein. Die südöstliche Giebelwand bekam dabei ihren charakteristischen Schweifgiebel im Barockstil mit Kugelaufsätzen. Seit dieser Zeit befand sich in dem Gebäude die Gaststätte „Zum Jägerhof“ und danach die Restauration zum „Goldenen Hirsch“, wie heute noch die goldene Dachbekrönung bezeugt.

Seinen heutigen Namen Haus Baaken verdankt das mehr als 350 Jahre als Gaststätte betriebene Gebäude Johann Baaken, der Ende des 19. Jahrhunderts in die Gaststättenfamilie einheiratete. Auf alten Postkarten sieht man noch die große unter alten Bäumen betriebene Außengastronomie. Diese befand sich vor und hinter dem Gebäude.

1983 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Ende der 1980er-Jahre wurde das gesamte Gebäude von der Firma Heckmann aus Kempen denkmalgerecht grundsaniert. Bis 2002 wurde das Haus zuletzt gastronomisch als Pizzeria genutzt und stand anschließend bis zum Jahr 2007 leer. Damals erwarb der gebürtige Hülser Paul Lutz Weynans das Gebäude und führte in Absprache mit der Denkmalbehörde diverse Um- und Rückbauten durch. So wurden im Dachstuhl Dachgauben und Dachflächenfenster an der Hausrückseite hinzugefügt. Die im Erdgeschoss befindlichen Treppen aus Stahlbetonkonstruktion wurden durch im historischen Stil ausgeführte Eichentreppen ausgetauscht. Viele verputze Fachwerkelemente wurden wieder frei gelegt und im Erdgeschoss alle Oberböden gegen historische Fliesen aus dem 16. Jahrhundert ersetzt.

Von 2008 bis Ende 2016 befanden sich im Erdgeschoss des Gebäudes das private Museum für niederrheinische Pottbäckerkeramik und die Heimatstube des Heimatvereins Tönisberg. Die Bestände des Museums wurden Anfang 2017 an das Rheinische Landesmuseum in Bonn übergeben und befinden sich heute im Museummagazin in Meckenheim/Eifel. Das Gebäude wurde zu dieser Zeit verkauft und stand einige Jahre leer. Zuletzt erwarb das Krefelder Architekten-Ehepaar René und Sabrina Amendt das Gebäude und führte in 2023/2024 eine umfassende denkmalgerechte Sanierung durch.