Grefrath Vereine werden zur Kasse gebeten
Die Sportstättengebühr in Grefrath ist beschlossen. Vereinsvertreter äußerten im Hauptausschuss deutliche Kritik.
Grefrath. Der Oedter Ratssaal war proppevoll zur Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am Montagabend. Zahlreiche Mitglieder von Grefrather Sportvereinen waren gekommen, um ihren Unmut über die geplanten Sportstättennutzungsgebühren zum Ausdruck zu bringen. Kritik wurde an der Höhe der Gebühren laut. Der Gemeindesportverband (GSV) mit dem Vorsitzenden Herbert Kättner hätte sich Sätze wie in Kempen oder Nettetal gewünscht. Die Grefrather Gebühren seien doppelt so hoch wie in den Nachbarstädten. Zudem fühlen sich die Vereine an der Ausarbeitung der Gebührensatzung nicht ausreichend beteiligt.
So fragte sich Andreas Hillen, 1. Vorsitzender der Turnerschaft (TSG) Grefrath, warum Bürgermeister Manfred Lommetz nicht den Kontakt gesucht habe. Für die TSG sei es ein „hartes Stück Arbeit“, die Einnahmen des Vereins wegen der Gebühr um 20 Prozent erhöhen zu müssen, so Hillen. Lommetz betonte, dass die Arbeit an der Satzung sehr aufwendig gewesen sei und man sich viele Gedanken gemacht habe. „Das, was wir gemacht haben, halte ich für ausreichend.“
Einige Einwohner erinnerten an Familien mit Kindern, die nun zunehmend belastet würden. Behinderte Sportler dürften nicht an den Gebühren beteiligt werden, erklärte Hillen. Der Bürgermeister verwies darauf, dass man im Gegensatz zu den ersten Planungen die Kosten für die Nutzungsstunden gesenkt habe. Wie diese nun sozial verträglich an die Mitglieder weitergegeben werden, sei Sache der Vereine.
Doch ebenso ärgerlich ist für die Sportler, dass sie sich ungerecht behandelt fühlen. Denn die Tatsache, dass andere „soziale Vereine“ von Mieten für gemeindliche Gebäude befreit bleiben sollen, die Sportvereine jedoch nicht, stieß auf großes Unverständnis. Der GSV habe diesem Satzungsentwurf nicht zugestimmt, betonte Andreas Hillen — auch mit Blick darauf, dass die Sportvereine mit sozial engagierten Vereinen gleichbehandelt werden wollen. Denn auch sie würden Jugend- und Seniorenarbeit leisten.
Heinz Aandekerk
„Die Vereine tun schon genug für die Gemeinde. Diese Gebühr ist so überflüssig wie ein Kropf“, ärgerte sich Heinz Aandekerk, der auch gleich auf viele Mängel an den Sportstätten hinwies. TSG-Kassierer Hanno Anstötz fragte sich, wie er seinen ehrenamtlichen Trainern diese Gebühr erklären solle.
Eine „absolute Gerechtigkeit“ könne es nicht geben, so Lommetz. Aber das sei ein Kompromiss, den man tragen könne. Lommetz betonte auch, dass die Gemeinde bereits viel in die Sportstätten investiere. „Wir können nicht das ganze Geld für den Sport ausgeben.“ Bis zum Herbst will sich der Bürgermeister aber auch mit Gebühren für andere Vereine auseinandersetzen.
CDU-Fraktionsvorsitzende Wilma Hübecker bat die Bürger um Verständnis, dass man nun einmal nicht alles finanzieren könne: „Wir zerbrechen uns den Kopf, wie wir das alles zusammenkriegen sollen.“ Das bestätigte Grünen-Fraktionschef Jens Ernesti in einem engagierten Beitrag, der zudem für ein solidarisches Miteinander warb und kritisierte, dass man Vereine gegeneinander ausspiele. Das Vorhandene zu erhalten, „geht nur, wenn alle einen Beitrag leisten“, begründete auch Werner Mülders das Ja der FDP zur Gebührensatzung.
Die SPD sprach sich zwar für Einsparungen im Sportbereich aus, hatte aber andere Ideen diese umzusetzen. Jochen Monhof (SPD) nannte dazu die Reduzierung der Zuschüsse für die Eissportvereine oder eigene Bewirtschaftung der Sportstätten durch die Vereine. Mit dem SV Grefrath habe man da ein gelungenes Modell, das man auch für den Oedter Sportplatz anwenden könnte. „Wir wollen keinen zusätzlichen bürokratischen Aufwand“, so Monhof. „Wir hatten zwei Jahre Zeit, die Betroffenen zu beteiligen“, ärgerte sich Roland Angenvoort, dem es zudem an Wertschätzung für die Vereine vonseiten des Bürgermeisters fehlte. Die SPD stimmte folglich gegen die Gebührensatzung. CDU, FDP und Grüne stimmten dafür.
Auf Antrag der Grünen wurde allerdings noch eine sogenannte Härtefallregelung in die Satzung aufgenommen. Demnach kann die Gemeinde auf die Gebühr verzichten, wenn der Verein unverschuldet in eine Notsituation gerät und seine Existenz gefährdet wäre.