"Jedem Dorf sein BER" Viele genervte Reaktionen auf den Dauer-Stau

Jeden Morgen dasselbe: Auf dem Weg zur A44 reiht sich Auto an Auto. Auf die jüngste WZ-Berichterstattung gab es ein starkes Echo.

Foto: Lübke

Willich. Viele, viele Reaktionen hat es auf den WZ-Bericht über den Dauer-Stau auf der Landstraße 26 in Richtung Münchheide gegeben. Bekanntlich bildet sich jeden Morgen zwischen der Autobahn-Zufahrt auf die A44 und der Kreuzung in Anrath bzw. sogar darüber hinaus in Richtung St. Tönis eine kilometerlange Autoschlange. Das nervt tausende Pendler. Und eine Besserung ist auf Jahre hinaus nicht in Sicht.

„Wertvolle Mitarbeiter-Ressourcen gehen hier Tag für Tag verloren“, kritisiert Willichs Bürgermeister Josef Heyes die Situation. Außerdem erhalte das Gewerbegebiet Münchheide dadurch ein negatives Image.

Mit dafür verantwortlich sei die frühere Regierungspräsidentin Annemarie Lütkes, denn diese habe den längst beschlossenen vierspurigen Ausbau der Streckenabschnitts zwischen dem Porsche-Zentrum und der Kreuzung zur Landstraße Neersen — Forstwald (Aachener Straße/Beckershöfe) 2013 abgesagt. Und auch für den Vorschlag, zur Entzerrung der Situation die Abbiegespur auf die Autobahn in Richtung Mönchengladbach provisorisch zu verlängern, sei sie nicht eingegangen. Im Gegenteil: Poller wurden dort aufgestellt, um Autofahrer daran zu hindern, die Abkürzung über den Grünstreifen zu wählen.

Im Januar hat Josef Heyes bei einer Gesprächsrunde in Düsseldorf das Problem Landesverkehrsminister Hendrik Wüst geschildert. Dieser habe zugesagt, dass das Projekt Priorität bekommen soll, so Heyes. Man müsse aber immer wieder nachhaken, damit es nicht wieder zu neuen Verzögerungen komme.

Derzeit sieht es so aus, als ob frühestens 2021 die Bagger zum Ausbau der Streckenabschnitts rollen werden. 2023 könnte der Verkehr dann über vier statt bisher zwei Spuren fließen. Außerdem wird es teils verlängerte und teils zusätzliche Abbiegespuren geben. Die Autobahnbrücke muss dafür breiter gemacht werden.

Britta Meier von der Willicher Firma ZM Service GmbH hat in einer E-Mail an Heyes ihren Frust geschildert: „Über den jetzt nochmals längeren Zeitraum bin ich entsetzt! Mein Mann geht 2023 in Rente. Wir warten jetzt seit 2007 auf diesen Ausbau. Andere Länder schaffen es schneller“, klagt die Unternehmerin. „Sammeln Sie Unterschriften (auch im Stau) und senden Sie diese an den Verkehrsminister. Die Sache drängt“, hat der Bürgermeister ihr empfohlen.

In einer E-Mail an die WZ schreibt Olaf Wiegmann: „Warum wird nicht zuerst nur eine weitere Spur zur Autobahn gebaut! Zur Auffahrt Richtung Mönchengladbach. Dies hätte Vorteile: Schon nach Fertigstellung dieser Spur würde sich der morgendliche Stau verringern. Für die Verbesserung des Verkehrabflusses Richtung Düsseldorf wäre dann schon eine zusätzliche Spur vorhanden.

Reichlich Reaktionen sind auch auf Facebook zu finden. So schreibt ein Tönisvorster auf der Plattform: „Es gibt Leute, die aus Richtung Kempen in Fichtenhain, Fischeln, Neersen und Mönchengladbach auf die Autobahn fahren, weil zehn bis 20 Kilometer Umweg einfacher und effizienter sind, als sich (teilweise) ab dem Tönisvorster Südring (!) in die Warteschlange der Rechtsabbieger zur Autobahn zu stellen. Und Abends ist es bisweilen lebensgefährlich, dort abzufahren, weil der Rückstau von der Ampelkreuzung schon auf der rechten Spur der A 44 aus Düsseldorf am Forstwald beginnt.“

Münchheide brauche eindeutig eine zweite Autobahnanbindung, damit sich der Verkehr entzerre, lautet eine Forderung.

Auch Ironie fehlt nicht: „Respekt . . . tolle Planung . . . jedem Dorf sein BER. . .“ so ein Kommentar, der die Angelegenheit mit dem Bau des Berliner Flughafens vergleicht.

Apropos Fliegen: Ein Betroffener schreibt, dass er aufgrund der unfreiwilligen Wartezeit sogar schon mal kurzfristig einen Flug habe umbuchen müssen. Er habe für das kleine Stück eine Stunde gebraucht.

„Jeden Morgen kostet mich die Strecke Grefrath-Willich- Münchheide eine Stunde“, meint auch eine Facebook-Nutzerin verägert.

Und eine weitere Niederrheinerin schreibt mit Blick auf eine andere berühmt-berüchtigte Staustrecke in der Region: „Genauso sieht es in Richtung Autobahn morgens auf der Hückelsmaystraße und der Oberbenraderstraße aus.“ Für St. Töniser sei das „eine echte Katastrophe“.