Wer möchte ein „lebendiges Buch“ sein?
„Grefrath hilft“ sucht Freiwillige, die über den Zweiten Weltkrieg sprechen möchten.
Grefrath. Aus Büchern kann man über Geschichte schon viel lernen — wenn Geschichte aber ein Gesicht und eine Stimme bekommt wohl noch mehr. Vor diesem Hintergrund ist eine „Living Library“, eine „Lebendige Bibliothek“, eine spannende Idee. Und diese möchte die Gruppe „Grefrath hilft“ gerne umsetzen, wie Initiator Eckhard Klausmann zu berichten weiß. Nun werden Freiwillige gesucht, die etwas über ihre Zeit erzählen möchten.
Die Idee dahinter ist, Menschen, die sonst nicht so viel Kontakt zueinander haben, miteinander ins Gespräch zu bringen. Das können Menschen unterschiedlicher Nationalitäten oder Kulturkreise sein, mit verschiedenen Hobbys oder Vorlieben, Religionen oder unterschiedlichen Alters sein. Diese Aktionen finden meist im Rahmen größerer Events statt. Zu zweit oder in einer kleinen Gruppe kann man sich zurückziehen und ganz offen ins Gespräch kommen. Keiner muss Sorge haben, dass er vor einem großen Plenum sprechen muss.
Die Idee hat sich von Dänemark aus ausgebreitet. Die dänische Jugendinitiative „Stop the Violence“ hatte dieses Projekt erstmals 2000 beim Musikfestival in Roskilde umgesetzt. Die „Living Library“ wurde bei weiteren Festivals zu einem festen Bestandteil. 2003 war es dann Teil des vom Europarat geförderten Programms „Youth promoting human rights and social cohesion“. Mittlerweile haben zahlreiche Organisationen in ganz Europa und darüber hinaus die Möglichkeiten der „Living Library“ erkannt und diese aufgegriffen. Schulen und Bibliotheken, Musikfestivals, Buchmessen und Jugendkongresse haben bereits dazu eingeladen.
Nun will sich auch Grefrath einreihen und dies im Rahmen eines Events in der Niersgemeinde anbieten. Wo, ist noch nicht abschließend geklärt. Ideen dazu hat Eckhard Klausmann schon und er hofft nun erst einmal auf viele Freiwillige, die mitmachen möchten. „Ausländische Mitbürger können das Leben in ihrer Heimat beschreiben. Deutsche können berichten, wie hier das Leben in den 50er oder auch in den 80er Jahren so war“, sagt Klausmann.
In einem Aufruf auf Facebook sucht er expliziert nach Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs. Das hängt mit einem Projekt zusammen, das Klausmann gerne zusammen mit dem Maler und Bildhauer Ammar Abdal umsetzen möchte. Dieser kommt aus dem Irak, lebt zurzeit in Grefrath und hat bereits mit einer Ausstellung „Dunkler Wind“ auf sich aufmerksam gemacht. Er malt sehr detailgetreue Bilder und hat die Idee, Bilder vom zerstörten Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg auf seine Leinwand zu bringen. Dem möchte er aktuelle Bilder gegenüberstellen und diese als Mutmacher in seine vom Krieg gezeichnete Heimat schicken. Als Zeichen dafür, dass ein Wiederaufbau gelingen kann. Wer möchte, kann zu seinen Berichten also auch Bilder mitbringen.
Grefrather, die Interesse haben an dem Projekt teilzunehmen und als „lebendiges Buch“ von sich zu erzählen, können sich bei Eckhard Klausmann, Tel. 0171/8004074, melden.