Wucher bei Grün-Abfällen?
Das ärgert uns Nettetaler: Willi Bihn hat für die Entsorgung von Laub und Baumschnitt fast den dreifachen Preis bezahlt. Beschwerden stoßen bei den Behörden auf taube Ohren.
Lobberich. "Die Bäume kommen jetzt ab!" Willi Bihn ist erbost. Schon immer hat er Ärger mit der Entsorgung von Laub und Baumschnitt auf seinem Grundstück am Flothend. Aber was er jetzt nach dem Sturm Kyrill erlebte, schlägt dem Fass den Boden aus.
Da fand er das 1700 Quadratmeter große, parkähnlich angelegte Grundstück über und über besät mit abgebrochenen Ästen und Zweigen. Und weil die ohnehin nicht in die braune Tonne passen, machte er sich auf zum Entsorgungsstandort Viersen II an der Hindenburgstraße in Süchteln. Dort musste er mit seinem Pkw-Anhänger über die Waage fahren, die registrierte 90 Kilo, Bihn zahlte 11,90 Euro holte die nächste Ladung, für die er wieder 11,90 Euro zahlen durfte. So ging es ihm insgesamt drei Mal.
Als er sich zu Hause die Wägescheine genauer ansah, wurde er sauer. Der Grundpreis beträgt 50 Euro pro Tonne. Für zehn Euro (plus Mehrwertsteuer ergibt das 11,90 Euro) hätte er 200 Kilo abladen können - wenn die denn auf seinen Hänger gepasst hätten. Dreimal 90 Kilo sind 270 Kilo - und müssten korrekt abgerechnet 13,50 Euro kosten.
Bihn kennt auch die Gepflogenheiten in anderen Städten. "Als ich mit meinem Bruder aus dessen Garten in Mönchengladbach im November so eine Ladung zur Graf-Haeseler-Straße gebracht habe, haben wir gar nichts gezahlt. Da wurden wir durchgewunken."
Bihn hat sich beschwert, denn er sieht Geschäftemacherei auf Kosten der Klein-Anlieferer. Er schrieb an die EGN, die seinen Brief an die Stadt Nettetal und die an den Kreis Viersen weiterleitete. Doch anstatt dass er die seiner Meinung nach zu hohen Gebühren auf seinem Konto gutgeschrieben bekam, erhielt er einen Brief von Reinhard Wernitz, beim Kreis zuständig für Abfall. Der sieht die Mindestmengenregelung allein durch die Nutzung der Waage gerechtfertigt. "Einmal wiegen kostet halt zehn Euro." In seiner Antwort verweist er auf das von den Städten vorgehaltene Einsammelsystem. Das sei nun einmal am kostengünstigsten. Zumal sogar die Transportkosten zur Deponie entfielen.
Mit diesem Argument ist Bihn alles andere als einverstanden. "Was passt denn in so eine braune 250-Liter-Tonne?" Früher hätte er seinen Baumschnitt auch gebündelt an den Straßenrand gelegt. "Aber den haben die nie mitgenommen", so seine Erfahrung im Zeitraum seit 1992, als er mit seiner Frau zum Flothend zog. Jetzt will er sogar zum Anwalt. "So eine Gebührenpolitik ist doch unmöglich."
Reinhard Wernitz kann im Gespräch mit der WZ die Aufregung nicht verstehen. "Warum musste Herr Bihn seine Äste unbedingt sofort loswerden? Er hätte sie doch nur für die nächste Bündelsammlung anmelden müssen. Da wären sie kostenlos mitgenommen worden."
Anmelden: In Nettetal müssen gebündelte Grünabfälle zur Einsammlung angemeldet werden: Tel. 02162/376 4000. Die Abfuhr erfolgt an den im Müllkalender gekennzeichneten Tagen.
Informationen: Bei Unklarheiten gibt die Abfallberatung des Kreises Viersen Auskunft: Telefon 02162 / 39 1212 oder 02162 / 39 1218.