Zeitreise ins Rokoko: „History Action“
In der Dorenburg in Grefrath hielt am Wochenende das 18. Jahrhundert Einzug.
Grefrath. „Ich bin bis Sonntag im 18. Jahrhundert!“ — Wenn Tatjana Clemens diesen Status im Internet postet, wissen ihre Freunde, dass sie vorübergehend nicht erreichbar ist. Dann schlägt die Frau aus dem Spessart ihr Lager auf, kleidet sich gutbürgerlich und lebt die von ihr so geliebte historische Nachstellung — samt Lagerfeuer und Hausarbeit.
„Mein Mann ist hessischer Jäger“, sagt sie und erzählt von Scharfschützen, die damals als Subsidiare in US-Kolonien unterwegs waren. Die Frauen waren indes für Lager und Feuer verantwortlicht — willkommen im 18. Jahrhundert.
Auf Einladung von Matthias Mechela von der „History Action“-Gruppe waren am Wochenende rund 100 Darsteller auf dem Gelände des Niederrheinischen Freilichtmuseums Dorenburg in Grefrath zu Gast. Die historisch Interessierten — Husaren, Regimentsleute, Infanteristen, Jägercorps — kamen vom Niederrhein, aus Sachsen und Franken.
Zum „18. Jahrhundert in vielen Facetten“ gehörte auch ein lautes Scharmützel um einen Bauernhof, das in einer Linie mit drei Kanonen gegen einige Heckenschützen geführt wurde. Auch wenn das Ganze nur ein Spiel ist, so war es doch beeindruckend und wirkte echt. Denn geschossen wurde mit Schwarzpulver, was für viel Rauch, Lautstärke und den Geruch von fauligen Eiern sorgte.
Zu spät zum Dienst erschienen — damit war dem Offizier Malit ein Rüffel vom Kommandanten sicher. Rollenspiele gehören dazu, und genau das liebt Josef Malit an seinem Hobby. Der US-Amerikaner mag die „internationale Kulturgemeinschaft“ und bedankt sich für die Feststellung, er spräche geschliffenes Deutsch, standesgemäß: „Untertänigsten Dank, Sir!“
Währenddessen reinigt Hans-Jürgen Dubau vor seinem Unteroffizier-Zelt mit heißem Wasser, einem Lappen und Öl die Jägerbüchse von Resten des Schwarzpulvers. Seine zeitgemäße Uniform samt Nickelbrille macht die Illusion einer Zeitreise perfekt — bis Sonntag waren rund um die Dorenburg alle im 18. Jahrhundert.