Zwei Damen, die exzellent harmonieren

Viktoria Mullova und Katia Labèque gastierten in der Paterskirche.

Foto: Stadt Kempen

Kempen. Mit einem Klangfeuerwerk beginnt dieser Kammermusikabend in der Paterskirche. Die Geigerin Viktoria Mullova spielt die Stradivari Jules Falk aus dem Jahr 1723, ein Instrument, das mit seinem Klang mühelos wie wunderbar den Raum füllt. Mit ihrem voluminösen wie virtuosen und temperamentvollen Spiel der Sonate für Violine solo in D-Dur op.115 von Sergej Prokofjew (1891-1953) erweckt Mullova zeitweise den Eindruck, als würde sie gleichzeitig zwei Geigen zum Klingen bringen können.

Foto: Stadt Kempen

Etwas schwermütig ist dagegen der Beginn von Robert Schumanns (1810-1856) Sonate für Violine und Klavier Nr. 1 a-Moll op. 105. Katia Labèque übernimmt am Flügel diesen Part. Dann bewegt sich die Interpretation der beiden zwischen leidenschaftlichem Ausdruck, wie es die Satzbezeichnung vorgibt und einem Aufgewühltsein sowie verträumten, melancholischen Passagen. Beim nachfolgenden Allegretto, das zwischen liedhaft und keck pendelt, wird die exzellente Homogenität des Duos besonders deutlich.

Im dritten Satz „Lebhaft“ treiben sich die Musikerinnen gegenseitig bis zum Hang zum Dramatischen. Nach der Pause folgt eine musikalische Entdeckungsreise vom Feinsten mit dem japanischen Komponisten Toru Takemitsu (1930-1996) und seinem Werk „Distance de Fée“. Unverkennbar impressionistisch von den ersten Akkorden auf dem Flügel, über die sich die Geigenstimme erhebt, zeigt sich hier der Einfluss von Claude Debussy. Der meditative Charakter des Stücks und die unterschiedlichsten Klangfarben, die Mullova der Stradivari entlockt, schaffen Spannung und beweisen wieder ein höchst sensibles Miteinander spielen der beiden.

Hervorragend passt in die Stimmung, die diese Komposition geschaffen hat, das nachfolgende Werk „Fratres“ des Esten Arvo Pärt (*1935). Mit einem virtuosen Geigensolo beginnt es, dann folgt wieder ein sehr meditativer Teil, in dem auch Assoziationen an Tänze des Baltikums aufkommen.

Insgesamt erzählt das Duo eine facettenreiche, emotionale Geschichte voll von unterschiedlichsten Stimmungen. Eine sehr inspirierende Musik in dieser Interpretation!

Mit der Sonate für Violine und Klavier in G-Dur von Maurice Ravel (1875-1937) beschließen Mullova und Labèque ihr offizielles Programm. Ein Spiel voller Leidenschaft und Ausdruck — mit technischen Höchstleistungen auf den Instrumenten — begeistert das Publikum. Da kommen die Damen nicht an Zugaben vorbei und sorgen mit zwei langsameren Stücken für eine gewisse Beruhigung.

Am Ende bleibt nur noch die Frage offen, warum man die beiden Musikerinnen im Programmheft jeweils mit gefühlt 20 Jahre alten Fotos abgebildet hat. Bei der Professionalität und jahrzehntelangen internationalen Konzertpraxis mit den Besten der Szene wären aktuellere Fotos ehrlicher gewesen und hätten dem Image der Meisterinnen auch keinen Abbruch getan. gmk