Zu Besuch beim neuen Prinzenpaar Ein Hauch St. Martin im Karneval

Kempen · Prinz Peter II. und Brigitte I. haben ihrer Regentschaft ein Motto gegeben, das ihnen am Herzen liegt. Ob reich oder arm, groß oder klein – alle sollen gemeinsam feiern.

Ulrike Gerards war für die WZ zu Gast beim Prinzenpaar Peter und Brigitte Wolters. Allerlei Erinnerungsstücke, Geschenke und Bilder rund um den Karneval sind bereits im Wohnzimmer zusammengekommen. Und es werden in den nächsten Wochen sicher noch mehr.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Die Kinder der Kita Paul und Pauline haben eine schwere Aufgabe: Sie müssen ein Geheimnis für sich zu behalten. Ihre Kindergärtnerin Brigitte Wolters ist die Kempener Karnevalsprinzessin. Wenn sie an den Karnevalstagen im Kleid und in Begleitung ihres Prinzen zu Besuch kommt, warten einige Überraschungen auf sie. Und diese für sich zu behalten, fordert die Kleinen im Moment enorm, hat Brigitte Wolters festgestellt. Wie gerne würden sie verraten, was sie so alles vorbereiten.

Aber nicht nur bei den Kleinen steigt die Spannung. Peter und Brigitte Wolters, alias Peter II. und Brigitte I., stecken mittendrin in ihrer erste Session als Prinzenpaar der Stadt Kempen. Und da wartet ständig etwas Neues. Auf die Besuche in den Kindergärten – besonders Paul und Pauline und Regenbogen, die Kita ihrer drei Enkel – freuen sich die beiden 66-Jährigen am meisten. „Bin gespannt, was die Kinder so eingeübt haben“, sagt Peter II.

Mehr als 50 Termine stehen
bis Aschermittwoch an

Veranstaltungen wie ihre Proklamation, die Sitzung des Elferrates und die Mädchensitzung haben sie bereits hinter sich. Und das Prinzenpaar ist begeistert. „Für mich ist das Gänsehaut. Man kommt in den Saal, hört die Musik, die Menschen jubeln – toll“, berichtet Prinz Peter, der – abgesehen von einem kleinen Stolperer bei der Proklamation – noch nichts Negatives berichten kann. Vor den Auftritten sei sie schon ordentlich nervös, gibt Brigitte Wolters zu. „Aber sobald wir einziehen, ist die Nervosität weg und ich finde es total toll, auf der Bühne zu stehen.“

Veranstaltungen wie der Sturm auf das Kempener Rathaus am Karnevalssonntag liegen noch vor ihnen. Mehr als 50 Termine werden am Aschermittwoch, wenn man sich zum traditionellen Fischessen trifft, hinter ihnen liegen. Die Regenten haben zwar Respekt vor diesem Pensum, sind aber hoch motiviert, jeden Auftritt zu etwas Besonderem zu machen. Das Engagement für das Brauchtum und die Stadt ist Peter Wolters wichtig. In Kempen fühle er sich einfach so wohl. „Das ist wirklich meine Stadt. Und dafür werde ich mich immer engagieren.“

Karneval spielte in ihren Familien immer schon eine Rolle. Die Mütter von Peter und Brigitte vererbten ihren Kindern die Begeisterung für das närrische Brauchtum. Und die beiden freuen sich nun, dass ihre Kinder Hanna und Bastian mit ihren Partnern, die drei Enkel und auch Peter Wolters Vater mit seinen 88 Jahren bei den Veranstaltungen dabei sein werden, wo es möglich ist. „Es macht mich richtig stolz, wenn die Familie dabei ist“, sagt der Prinz. Und die nächste Generation steht schon in den jecken Startlöchern. Die Enkel singen jetzt schon begeistert Cordula Grün, den Hit, zu dem auch die royalen Großeltern auf der Bühne tanzen.

Geheimhaltung
hatte  funktioniert

Nachdem feststand, dass die beiden dieses närrische Amt übernehmen wollten, mussten sie dies ein paar Jahre für sich behalten. Die Geheimhaltung hatte gut funktioniert. Das Gerücht zu streuen, das neue Prinzenpaar käme wieder aus St. Hubert, half da wohl auch weiter. Und auch nach der offiziellen Bekanntgabe am 11.11. war erst einmal Geduld gefragt. Am liebsten hätten sie gleich alles durchgeplant. Bis sie aber alle Termine hatten, dauerte es noch bis Ende Dezember.

Nun erfordern die zusätzlichen Termine im Hause Wolters einiges an Planung und Selbstdisziplin, um diese mit Familienleben, Haushalt und Beruf in Einklang zu bringen. Schließlich fehlt dem närrischen im Vergleich zum realen Adel Annehmlichkeiten wie Dienstpersonal. Da sieht man die Prinzessin auch mal mit gemachten Haaren und Krönchen im Haar an der Waschmaschine, verrät sie. Ihr Hobby, die Forstwalder Theatergruppe, wird nun erst einmal zurückstehen müssen.

Der Finanzberater im Ruhestand und die Erzieherin, die ebenfalls im Ruhestand ist, aber zehn Stunden in der Woche in ihrer Kita arbeitet, haben sich für ihre Regentschaft ein Motto gewählt, das ihnen aus der Seele spricht: „Riek un ärm, jruet un kleen, we fiere all to-same.“ „Wir sind totale St. Martin-Fans“, sagt Brigitte Wolters. Und davon wollten sie mit dem Motto „riek un ärm“ etwas in den Karneval mitnehmen.

Ein großes Herz
für die Kleinen

Prinz und Prinzessin haben ein großes Herz für die Kleinen. „Wir können vieles von Kindern lernen“, sagt die Erzieherin. Die Kleinen kennen keine Vorbehalte. Kinder unterschiedlicher Nationen und Glaubensrichtungen besuchen ihre Kita. Und alle feiern gemeinsam Karneval. So möchten sie auch mit der ganzen Stadt feiern – mit allen. Egal, welcher Hautfarbe oder Religion, arm oder reich, prominent oder nicht. „Es wäre schön, wenn wir damit viele Menschen erreichen würden“, sagt Peter Wolters.

Die beiden haben in den vergangenen Wochen den Karneval von einer ganz neuen Seite kennengelernt. Zwar kennt Peter Wolters das große Engagement, das das Brauchtum einfordert, bereits als Sitzungspräsident des Elferrates. Wie vielfältig der Einsatz für das Brauchtum ist, lässt die närrischen Regenten dann aber doch staunen. Ob Kempener Karnevals-Vereins (KKV), Karnevalsgesellschaften, Einrichtungen wie Kitas, Schulen oder Altenheime – überall werde für den Karneval sehr viel geleistet, was man von außen nicht sehe. Dafür sind Brigitte und Peter Wolters sehr dankbar. „Wenn es diese Leute nicht gäbe, gäbe es uns auch nicht.“