Hilfe für Flüchtlinge Kleiderkammern platzen aus allen Nähten
In Kempen, Grefrath, Willich und Tönisvorst ist die Bereitschaft der Bürger für Flüchtlinge zu spenden enorm. Die Städte suchen weiter dringend bezahlbaren Wohnraum.
Kreis Viersen. Jutta van Amern ist nicht im Büro, geht aber ans Handy, obwohl sie gerade zu Fuß auf der Straße unterwegs ist. Immer erreichbar sein — anders ist in diesen Zeiten ihre Arbeit für den Arbeitskreis Fremde in Willich nicht zu bewältigen.
„Bis Mitte Oktober nehmen wir keine Sachspenden mehr an“, sagt sie. Der Verein, „der zu schnell groß geworden ist“, muss sich Zeit und Luft verschaffen, um die Flut an Hilfsbereitschaft aus der Bürgerschaft zu koordinieren und zu verteilen. „Wir wechseln gerade Sommer- gegen Winterware.“ Mehr könne man zurzeit nicht bewältigen, selbst wenn sich noch mehr Helfer melden würden. Jutta van Amern und einige AKF-Mitstreiter arbeiten zurzeit an neuen Strukturen, um die Hilfe zügig zu verteilen. Wer den Arbeitskreis finanziell unterstützen möchte, kann dies tun, ein Konto bei der Volksbank Mönchengladbach ist eingerichtet. Nähere Infos unter: www.akf-willich.de
Bürger, die Möbel spenden wollen, sollten sich an das Online-Projekt „Von mir zu dir“ wenden (Adresse: Katholische Kirchengemeinde St. Hubertus, Ansprechpartner Hans-Joachim Beschoten, Hubertusstraße 5 in Schiefbahn, Tel. 02154/890815).
„Von denen bekommen wir als Erste die Angebote“, sagt Jutta van Amern. Das Freiwilligen-Zentrum Willich und die katholischen Pfarrgemeinden in Willich ermöglichen es so, preisgünstig oder sogar kostenfrei gebrauchte Möbel oder anderen Hausrat in großem Umfang zu erhalten. von-mir-zu-dir-will-ich.de
Während die LOT-Kleiderkammer in Willich, also die Kammer der Gemeinschaft der Gemeinden (GdG), der Emmaus Kirchengemeinde und des Arbeitskreises Fremde, zum Bersten gefüllt ist und zurzeit Annahmestopp gilt, werden Koffer und Reisetaschen, Kinderwagen und Buggys sowie Nähmaschinen und Musikinstrumente gesucht. Abgegeben werden können die Spenden dienstags und donnerstags von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 17 Uhr an der Pforte des Katharinen-Hospitals an der Bahnstraße. Dort hat die Bezirksregierung Arnsberg bekanntlich Ende 2014 eine Erstaufnahmestation für Flüchtlinge eingerichtet.
Auch in Grefrath ist die Hilfs- und Spendenbereitschaft der Bürger enorm. Sozialamtsleiter Volkmar Josten signalisiert: „Wir benötigen zurzeit an Sachspenden nichts.“ Die Kleiderkammern sind voll. „Ich bekomme täglich Anrufe von Bürgern, die helfen möchten.“ Zurzeit werde daran gearbeitet, die Hilfe zu kanalisieren. Eines aber benötige man sehr wohl, betont Josten: „Wohnungsangebote zu vernünftigen Preisen, damit wir Flüchtlinge, wenn weitere kommen, unterbringen können.“ Volkmar Josten ist Ansprechpartner unter Telefon 02158/40 80 500.
Ein ähnliches Bild zeigt sich in Tönisvorst. Auf der Homepage der Flüchtlingshilfe ist zu lesen, dass die Kleiderkammer der Caritas gerade „wortwörtlich aus allen Nähten“ platzt. Sach- und Kleiderspenden können nicht mehr abgegeben werden.
Zum nächstmöglichen Zeitpunkt und zur eigenen Anmietung sucht die Stadt Tönisvorst weiter Wohnraum für die Unterbringung von Flüchtlingen/Asylsuchenden. Wer helfen möchte, wendet sich an Jessica Döhrn in der Verwaltung unter Tel. 02156/999-422, Jessica.Doehrn@toenisvorst.de
Die Tönisvorster Flüchtlingshilfe verweist auf ihrer Homepage auch auf die „ZUE Kerken-Stenden“, die zentrale Unterbringungseinrichtung der Bezirksregierung Arnsberg. Dort bleiben Flüchtlinge in der Regel zwischen vier und 14 Tage. Auchdort an der St. Huberter Straße, 15 Minuten von Tönisvorst entfernt, gehen die Helfer ob der gewaltigen Spendenflut in die Knie. Claudia Burghans vom Deutschen Roten Kreuz: „Wir sind sehr dankbar für die Hilfe. Aber: Unser Lagerraum ist zehn Meter breit, genauso lang und hoch, also riesig. Und er ist voll. Wir haben sogar zusätzlich zwei leere Seecontainer kommen lassen, um sie mit den Sachspenden zu füllen. Sie sind ebenfalls voll.“
Bis Weihnachten, schätzt Burghans, werde man keine Aufrufe mehr starten müssen und können. „Wir gehen sonst in der Arbeit unter. Wir müssen alles jetzt erst einmal in unsere Kleiderkammern einpflegen.“