Meinung Service-Wüste Rathaus
Ein Kommentar zum Artikel „Bedenkenträger Bürgerservice“.
Ich besuchte neulich selbst mit einem Anliegen einen Bürgerservice im Kreis Viersen. Wochenlang hatte ich auf den Termin gewartet – für eine Zwei-Minuten-Erledigung. Abgesehen von mir herrschte nahezu gähnende Leere. Ob die Bürger, die zeitgleich einen Termin hatten bereits fertig und wieder gegangen waren, kann ich nicht sagen. Aber bis zum nächsten Kunden-Schwung hatte offensichtlich niemand etwas zu tun. Zwei Mitarbeiter gingen erstmal zum Rauchen vor die Tür.
Dennoch – oder deswegen – warten die Bürger wochenlang auf einen Termin für die grundsätzlichsten Dinge. Service-Mitarbeiter in der Warteschleife im Rathaus, ebenso wie die Bürger zu Hause.
Natürlich gibt es auch Anliegen, die die vollen zehn bis 20 Minuten in Anspruch nehmen, welche die Verwaltungen pro Besucher kalkulieren. Aber viele eben auch nicht. Und natürlich versichert man in den Rathäusern, dass „wichtige“ oder „eilige“ Anliegen auch mal dazwischen geschoben werden. Aber das ist kein Service, sondern eine Art Kulanz, die sich der Bürger erst erbitten muss.
Und was spricht denn ernsthaft dagegen, zumindest zu bestimmten Zeiten wieder spontane Besuche zu ermöglichen? Der Infektionsschutz? Herrje, in jedem Supermarkt stehen Menschen Schlange und warten. In jeder Arztpraxis, Pommesbude, Apotheke. Es werden wieder Märkte und Umzüge geplant. Und wenn es im Rathaus zu voll wird, dann muss man eben draußen warten. Auch 2- oder 3-G wäre für offene Servicezeiten möglich. Man müsste diese aber eben auch wollen.
Häufig hört man aus Bürgermeister-Büros Dinge wie, die Verwaltung verstehe sich als „Dienstleister für den Bürger“. Wenn ich Wochen darauf warten muss, eine Fundsache abzugeben oder ein paar Mülltüten abzuholen – von wichtigen Anliegen einmal ganz zu Schweigen – dann fällt mir dazu nur eines ein: Service-Wüste Rathaus.