Langsames Internet schränkt Schulen ein

In Viersen und Nettetal haben die meisten Schulen nur einen langsamen Internetzugang.

Foto: Bretz

Viersen/Nettetal. Martin Landman, Leiter der Viersener Anne-Frank-Gesamtschule, hat etwas, worum ihn andere Schulleiter beneiden: Durch großzügige Spenden konnte die Schule einen Satz Notebooks anschaffen. Doch viel Freude haben Schüler und Lehrer mit den neuen Geräten bislang nicht. „Weil es im Altbau kein WLAN gibt, können wir die Notebooks dort gar nicht benutzen“, erklärt der Schulleiter. Am Standort an der Lindenstraße sei die Internetverbindung so langsam, dass das Arbeiten und Recherchieren im Netz nur sehr schleppend vonstatten geht. Und erst vor Kurzem hat die Schule im Neubau einen Anschluss mit einer Geschwindigkeit von 25 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) einrichten lassen. „Das war unsere eigene Idee und dringend notwendig“, sagt Landman.

Wie die Anne-Frank-Gesamtschule berichten viele Grund- und weiterführende Schulen in Viersen und Nettetal von Problemen bei der Internetanbindung. Das ist auch in den Rathäusern der Städte bekannt, die Träger der Schulen sind. Nur eine Minderheit der Schulen hat schnelles Internet, also einen Anschluss mit einer Geschwindigkeit von 50 Mbit/s oder mehr. Stattdessen verfügen viele Schulen über die weit verbreitete Verbindung von 16 Mbit/s, die selbst in den meisten Haushalten nicht mehr zeitgemäß ist: Mitte 2016 konnten 77,4 Prozent aller Privathaushalte in NRW theoretisch mit einer Geschwindigkeit von mindestens 50 Mbit/s surfen.

„Nach Meinung unserer Fachleute ist eine übliche 16 Mbit/s-Verbindung für Schulen unzureichend“, erklärt Kaspar Müller-Bringmann, Sprecher des kommunalen Rechenzentrums. Denn in Schulen greifen oft viele Schüler gleichzeitig auf das Internet zu, wie das Beispiel der Johannes-Kepler-Realschule in Süchteln zeigt. „Wir haben rund 60 Computer für Schüler sowie zehn Verwaltungsrechner“, sagt Schulverwaltungsassistent Axel Schiffer: „Wenn zwei Klassen gleichzeitig im Internet recherchieren, sind die Ladezeiten sehr lang und die Geschwindigkeit insgesamt ist überaus langsam.“

So langsam, dass viele Anwendungen bei einer 16 Mbit/s-Verbindung nicht richtig funktionieren. „Dass alle Schüler einer Klasse gleichzeitig Lernvideos auf Youtube schauen, ist zum Beispiel nicht möglich“, erklärt der Verwaltungsassistent. So könnten pädagogisch sinnvolle Lernplattformen im Internet nicht genutzt werden. „Es besteht sehr großer Nachholbedarf“, sagt Schiffer.

Die Probleme an der Realschule sind keine Ausnahme: Auch in Nettetal verfügen nur wenige Schulen — konkret vier von 13 — über Breitbandanschlüsse mit einer Geschwindigkeit von 50 Mbit/s oder mehr. Drei von vier Berufskolleg-Standorten im Kreis können schnell surfen. Die Viersener Verwaltung konnte in anderthalb Tagen nicht herausfinden, wie viele Schulen in der Stadt über schnelle Breitbandanschlüsse verfügen.

Die Stadt Nettetal will Schulen rasch ans Glasfasernetz anschließen. Die Verwaltung in Viersen plant Gesamtschulleiter Landman zufolge eine gemeinsame Lösung für alle weiterführenden Schulen mit einem Anbieter. Doch gebe es in dieser Frage noch großen Klärungsbedarf.