Narrenmühle muss in die Werkstatt
Das Wahrzeichen Dülkens muss den Ort eine Zeit lang verlassen. Es ist sanierungsbedürftig.
Viersen. Nach mehr als 200 Jahren wird die unter Denkmalschutz stehende, sanierungsbedürftige Narrenmühle in Dülken demnächst ihren Standort verlassen. Ein von der Stadt Viersen beauftragter Gutachter berichtete, dass etwa zwei Fünftel der Fachwerk-Balken verfault sind. Auch der Zustand weiterer Elemente sei sehr bedenklich. Diese Teile müssen nach Einschätzung des Gutachters erneuert werden. Der Umfang der Restaurierung sei so groß, dass die Mühle vom Unterbau abgehoben und in einer Werkstatt saniert werden sollte. Das teilte der Fachbereichsleiter Gebäudemanagement, Ralf Lentzen, jetzt den Mitgliedern des Bauausschusses mit.
„Wir waren schockiert, als wir das gehört haben“, erklärte Volker Müller, rector magnificus der Narrenakademie. Der Verein nutzt die Mühle seit mehr als 100 Jahren als Museum, stellt seltene und wertvolle Exponate aus — zum Beispiel Beamtenschweiß oder auch Mondstaub. „Wir müssen uns damit abfinden, dass die Mühle vorübergehend Dülken verlassen wird“, sagte Müller. Viele der Exponate könnten im Archiv in Dülken eingelagert werden; eventuell müssten Senatoren auch einzelne Gegenstände zu Hause unterbringen.
Das detaillierte Gutachten, aus dem der genaue Umfang der nötigen Arbeiten hervorgeht, wird gerade erstellt. Es soll im Juli vorliegen. „Erst danach können die Kosten und die Dauer einer grundlegenden Sanierung abgeschätzt werden“, so Lenzen. Klar ist schon jetzt: Die Mittel des 120 Mitglieder starken Fördervereins der Narrenmühle werden für die Sanierung nicht reichen. „Wir haben schon einmal bei möglichen Sponsoren vorgesprochen“, sagte Müller. Als hilfreich könnte sich auch das Gutachten erweisen: Der genaue Blick des Gutachters unter die Außenhaut der Mühle ergab, dass Teile des Holzes etwa 100 Jahre älter sind als der Mühlenbau selbst. Das steigert nach Ansicht der Stadt Viersen die Bedeutung des Bauwerks als Denkmal. Damit könnten sich die Chancen erhöhen, dass das Land NRW und der Bund die Sanierung der Mühle mit Fördergeldern unterstützen.
Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD) hatte entschieden, trotz der noch fehlenden Details über die ersten Ergebnisse des Gutachters zu informieren: „Die Dülkener sollen sofort erfahren, wie es um die Mühle steht. Ich bin froh, dass der Gutachter die Möglichkeit sieht, das Dülkener Wahrzeichen zu sanieren und auf Dauer zu erhalten.“
Der zuständige Dezernent für das städtische Gebäudemanagement, Norbert Dahmen, reagierte ebenfalls positiv auf die erste Rückmeldung des Gutachters. Durch die erfolgreichen Sicherungsmaßnahmen — aktuell wird die Mühle mithilfe einer Stahlkonstruktion abgestützt — bleibe ausreichend Raum, die detaillierte Bewertung des Gutachters abzuwarten und anschließend über die weiteren Schritte zu beraten: „Erst einmal steht die Narrenmühle sicher“, sagte Dahmen. „Und wenn es erforderlich sein sollte, sie abzubauen, dann nur, um sie für die Zukunft dauerhaft fit zu machen.“