Ausstellung: Märchen und Metallplatten
In der Kaldenkirchener Galerie von Petra Nostheide-Eycke zeigen Rana Matloub aus Bagdad und Yegor Jurijovich Kovalchuk aus Sibirien Installationen voller Gegensätze.
Kaldenkirchen. Schwarze Gesichter auf der Erde, weiße an der Wand. Leblos, passend zum welken Laub. Nur die Klänge in der Luft, sie könnten vom Leben künden, wären da nicht die bedrohlichen Untertöne. Auch ins Vogelgezwitscher im Raum nebenan mischen sich Texte, die der Leichtigkeit der Luftballons eine düstere Schwere entgegensetzen. Gegensätze, echte oder vermeintliche, sind es, die die Doppelausstellung in der Galerie Petra Nostheide-Eycke prägen.
Kulturen verschmelzen, Eindrücke wandeln sich. Auf den Zeichnungen an der Wand arabische Schriftzeichen: Aus Bagdad stammt die Künstlerin Rana Matloub, der Stadt der Märchen. Und märchenhaft wirkt ihre Installation „Selbst ist der Goldstaub“: Vom Oberlicht fallen und wallen goldene Bändchen, daran große lila Luftballons, einer schwebt knapp überm Boden, andere liegen, einige sind kaputt: In die Unbeschwertheit mischen sich zerplatzte Träume, in den schönen Traum schleicht sich die Angst.
Piepen und Fiepen ganz leise von oben, aus den Kopfhörern dazu Texte, mit warmer Stimme monoton kalt gesprochen. Von Liebe und Kindern, Gold und Armut. Dazu Kleider, Beine, Gesichter auf Zeichnungen, was Rana Matloub nicht spricht, zeigt sie im Bild: Die Vollständigkeit der Sinne zerfällt in unvollständige Bestandteile — oder bilden diese ein Ganzes?
Fragen wirft auch Yegor Jurijovich Kovalchuk aus Sibirien auf: „Nach Schumanns Waldgespräch op. 39, Nr. 3 — ziemlich rasch“ heißt die Installation aus Laub, überwucherten Stühlen, einem Tor aus kahlen Birkenstämmen: Hinein oder hinaus?
Überall schwarze zerfließende Gesichter, auf dem Boden, auf dem hölzernen Grammophon. Politpropaganda aus Lautsprechern, von oben Vogelstimmen, Flöten, dumpfes Murren. Schwarz auch der dornengekrönte Christus auf Metallplatten, die bei Bewegung und Berührung laute sphärische Klänge erzeugen. Weiß hingegen die Jagdtrophäen, menschliche Antlitze mit Gehörn, darunter Schilder „erlegt am . . .“ Schwarz und Weiß als Gegensätze schlechthin, vom Künstler in seiner Darstellung vereint.