„Baumgestalten“-Ausstellung: Wenn der Stamm sich einen Ast lacht

Christoph Reichmann zeigt „Baumgestalten“ als fantasievolle Bilder im Info-Zentrum der Biologischen Station.

Hinsbeck. Das alte Lied: Da glaubt der Mensch, die Natur zu beherrschen, doch sie hat ihn heimlich längst im Griff. So lacht der vermeintlich abgestorbene Baumriese sich hämisch einen Ast, wenn sich geschlagene Krieger in seinen Wurzelfallen verfangen — Entrinnen aussichtslos.

Solche Vorstellungen, eigentlich in Sagen und Mythen heimisch, haben nun Gestalt angenommen. Einer hat sie in Bildern lebendig werden lassen, der sich sonst eher mit den Fakten vergangener Zeiten beschäftigt: Der Archäologe Christoph Reichmann zeigt im Info-Zentrum der Biologischen Station Krickenbecker Seen seine neuen Werke unter dem Titel „Baumgestalten“.

Was da an Bäumen auf Bildern lebt, das schmunzelt verschmitzt, das grinst grässlich, das spottet höhnisch. Unter dem Deckmäntelchen grün vermooster Rinde greifen und grabschen wuselnde Wurzelskelette nach Überresten derer, die ihr Leben ausgehaucht haben: Schädel, bleich im schalen Mondlicht, eine Menschenhand, der Rest des Körpers schon in der Erde — oder wachsen die Finger wieder her-aus?

Die Bilder erzielen ihre Wirkung nicht allein beim Anschauen, mehr noch in der Fantasie der Betrachter. Und darum brauchen die knapp 30 Werke auch keine Titel. In kräftigen Farben die Ölbilder, grün und braun zumeist, hier und da verspielt ein Tupfer von Rot.

Zurückhaltender, leicht matt, die Acrylgemälde. Düster drohend wirken die einen, heiter und verspielt die anderen. Griesgrämig wie ein knurrender Greis der knorrige Stamm, statt Elfen aus der Märchenwelt einer Echse gleich das Stammstück auf dem Waldboden. Mal listig lustvoll, mal mahnend malend scheint der Künstler seine Bilder geschaffen zu haben. Baumgestalten eben.