Schüler löten für ihre Zukunft
Mit einem Workshop eines Diplom-Ingenieurs startet die Bildungsoffensive „Zukunft durch Innovation“.
Breyell. Im Technik-Raum in der Gesamtschule in Breyell riecht es ein bisschen verbrannt — die Schüler der achten Klasse löten mit feinen Kolben Platinen mit Leuchtdioden zusammen. Dafür braucht es Fingerspitzengefühl. „Ich hatte schon einen Kurzschluss“, sagt Jonas. Doch der konnte leicht repariert werden. Alles geschieht an diesem Morgen unter den Augen von Diplom-Ingenieur Matthias Krause von der Fachhochschule Niederrhein und Technik-Lehrer Jens Fliegen.
Der Workshop ist Teil des Projekts „Zukunft durch Innovation“ (ZDI) — einer Offensive des NRW-Wissenschaftsministeriums. Um viele Schüler und vor allem Schülerinnen für ein ingenieur- und naturwissenschaftliches Studium zu begeistern, arbeiten Schulen, Hochschulen und Firmen Hand in Hand.
Krause ist für insgesamt vier Stunden in die Gesamtschule gekommen. Für beide Seiten ist es eine neue Erfahrung. „Einen Fachvortrag vorzubereiten, ist einfacher“, sagt Krause. Auf seine jungen Zuhörer musste er sich erst einmal einstellen — und die haben nicht nur interessiert zugehört, sondern sind nun auch begeistert bei der Arbeit.
An diesem Morgen geht es nicht nur ums Löten, sondern auch um das Farbspektrum. Die Platinen haben eine LED-Leuchte und vier Regler, so genannte Potentiometer, mit denen sich die Farbe der Leuchte verändern lässt. „Zeig mir mal Gelb“, sagt Krause zu Alexander, nachdem dieser mit dem Löten fertig ist. Der 14-Jährige mischt mit wenigen Drehungen Grün und Rot zusammen. Was früher in etwas anderer Form mit dem Farbkasten ausprobiert wurde, klappt nun elektronisch.
Ein weiterer Schritt des Projektes ist ein Neubau an der Gesamtschule in Breyell, dessen erster Spatenstich Ende Februar gemacht werden soll. Das neue Gebäude soll nicht nur aus Nettetal, sondern auch aus dem gesamten Kreis Viersen technikbegeisterte Schüler, Lehrer und Erzieher anlocken. Träger des Projektes in Nettetal ist die Stadt, die 270 000 Euro investiert.
Neben zwei barrierefreien Klassenzimmern entsteht ein großer Technikraum samt Vorbereitungs- und Materialbereich. Dieser soll künftig von allen Schulen und Kindergärten der Stadt genutzt werden können. Erzieher können dort Fortbildungen machen und Materialien ausleihen.
Doch es liegt noch viel Arbeit vor den Organisatoren. „Die Beteiligung der Wirtschaft müsste noch mehr werden“, sagt Gesamtschulleiter Roland Schiefelbein. Neun Unternehmen sind zum nächsten Vorbereitungs-Treffen in der kommenden Woche eingeladen. Die Stadt sucht einen neuen Projektkoordinator, der Kontakte knüpfen und die Wirtschaft ins Boot holen soll.
Noch sei nicht genau umrissen, in welcher Form sich Unternehmen beteiligen können. Es gehe aber nicht allein darum, Geld zur Verfügung zu stellen. Auch Betriebsbesichtigungen, Praktika oder den Besuch von Fachleuten in der Schule kann es geben. Zudem gibt es einen Austausch mit den beteiligten Fachhochschulen Niederrhein und Venlo sowie der Hochschule Rhein-Waal.
Ab 2012 soll zudem Technik an der Gesamtschule auch in der Oberstufe unterrichtet werden. „Wir arbeiten an einem Konzept, das in der Klasse Acht Perspektiven eröffnet und dann nahtlos bis in die Oberstufe weitergeht“, sagt Schiefelbein. Und das hat im LED-Workshop der achten Klasse vielversprechend begonnen.