Interview mit Volker Ruiters „Unsere Mieten liegen deutlich unter Markt“

Nettetal. · Interview Der neue Baugesellschafts-Vorstand Volker Ruiters über anstehende Projekte.

Die Baugesellschaft Nettetal verlegt ihren Sitz an die Buschstraße, sobald das Mehrfamilienhaus dort fertig ist.

Foto: Emily Senf

Volker Ruiters ist angekommen. Der 54-Jährige hat im Frühjahr den Posten des kaufmännischen Vorstands Sven Karth bei der Baugesellschaft Nettetal übernommen. Nach einer Übergangszeit führt er die Geschäfte seit Anfang Juni vorübergehend alleine. Ein Gespräch über seinen Einstieg und anstehende Projekte.

Wie geht es Ihnen in Nettetal?

Volker Ruiters: Sehr gut. Ich bin sehr freundlich aufgenommen worden und habe ein sehr gutes, flexibles und engagiertes Team. Mein Vorgänger hat mir viel Wissen hinterlassen, aber natürlich sind manche Dinge genau dann passiert, als er weg war und ich ihn nicht mehr direkt fragen konnte.

Im Januar haben Sie angekündigt, nach einer Einfindungsphase Ihre Pläne, beispielsweise hinsichtlich des demografischen Wandels, konkretisieren zu wollen. Wie sieht es aus?

Ruiters: Altersgerechte Wohnungen sind ein Sonderthema. Neue Wohnungen werden eh barrierefrei gebaut, aber wir müssen überlegen, ob und wie wir unseren Bestand barrierefrei oder barrierearm umbauen können.

Wie alt sind diese Häuser?

Ruiters: Der meiste Bestand ist aus den 1950er-, 60er- und 70er-Jahren. Damals hat man nicht über Barrierefreiheit nachgedacht. Es wird aber nicht überall baulich machbar sein, wir werden nur einen kleinen Anteil des Bestands hinkriegen. Dazu wollen wir uns überlegen, ob wir auch Serviceleistungen anbieten.

Wie sähen die aus?

Ruiters: In einer sozialen Nachbarschaft helfen sich die Nachbarn gegenseitig, aber das wird ­langfristig nicht ausreichen, und zum Beispiel eine Putzfrau ist nicht für jeden Bürger finanzierbar. Wir müssen gucken, was man da machen kann.

Reicht es als Baugesellschaft nicht, Wohnraum zur Verfügung zu stellen?

Ruiters: Jeder möchte so lange so selbstbestimmt wie möglich in seiner Wohnung alt werden. Ich bin der Meinung, dass wir das als Wohnungsgesellschaft gegebenenfalls auch mit Services unterstützen sollten.

Welche Themen wollen Sie noch angehen?

Ruiters: Wichtig ist zum Beispiel auch die Digitalisierung. Einmal geht es dabei um interne Abläufe und dass wir mit gleicher Mannschaft mehr Erfolg haben. Auf der anderen Seite wird es ein Thema sein, online mehr für die Kunden anzubieten und so etwas wie ein Mieterportal einzurichten. Dann gibt es das Thema Nachhaltigkeit. Wir müssen schauen, was überhaupt geht.

Wie läuft der Bau der neuen Geschäftsstelle in Kaldenkirchen?

Ruiters: Wir sind sogar einen Ticken vor dem Zeitplan. Der Rohbau ist fertig, bald werden die Fenster eingesetzt. Bis auf zwei, drei Gewerke ist auch alles vergeben.

Also klappt der Umzug im Sommer 2020?

Ruiters: Ich bin ganz optimistisch, dass das passt.

Was sind die nächsten Projekte?

Ruiters: Wir wollen die ehemalige Obdachlosenunterkunft an der Breslauer Straße in Kaldenkirchen abreißen und dort 28 neue Wohnungen bauen.

Wie sollen die aussehen?

Ruiters: Wir planen kleinere und größere Wohnungen mit zwei bis vier Zimmern, darunter viele 50-Quadratmeter-Wohnungen. Der Mix steht noch nicht ganz fest. Geplant sind zwei Bauabschnitte mit einem öffentlich finanzierten und einem frei finanzierten Gebäude. Zu den Mieten können wir noch nichts sagen.

Wann geht es los?

Ruiters: Auf dem Dach des Gebäudes befindet sich eine Telefonantenne mit einer Laufzeit bis Mitte 2020. Wir stehen in Verhandlungen mit dem Anbieter, sie früher zu entfernen, aber bislang ist das nicht möglich. So scheitert der Abriss bislang an der Antenne.

Wie geht es für die Baugesellschaft weiter?

Ruiters: Wir wollen in den nächsten sechs bis zehn Jahren mit unserem Bestand um zehn Prozent wachsen. Wir haben auch noch ein weiteres Projekt in der Warteschleife, aber es ist noch zu früh, darüber zu sprechen.

Wie werden sich die Mieten entwickeln?

Ruiters: Unsere Durchschnittsmiete beträgt 4,60 Euro kalt. Damit liegen wir deutlich unter dem Markt. Wir stehen dafür, dass wir super faire Mieten haben, und das soll auch so bleiben. Aber wegen der guten Konjunktur steigen die Baupreise sehr stark, und wir müssen gucken, dass wir darunter nicht leiden. Aktuell laufen betriebswirtschaftliche Prüfungen, dann schauen wir weiter