Flüchtlinge bereiten Scheich-Picknick vor
Nach der Mittagspause des arabischen Herrschers in einem Naturschutzgebiet kommen weitere pikante Details ans Licht.
Nettetal/Düsseldorf. Auch zwei Tage nach Bekanntwerden des Picknicks von Scheich Muhammad bin Raschid al-Maktum in einem Nettetaler Naturschutzgebiet kommen weitere pikante Details des Aufenthalts ans Licht. Die Stadt Nettetal bestätigte unserer Zeitung, dass in Vorbereitung der Mittagspause des Vize-Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) auf die „Unterstützung von Flüchtlingen“ zurückgegriffen wurde.
„Die Event-Agentur, die das Ganze organisiert hat, kam mit der Bitte auf uns zu, ob weitere Kräfte bei den Vorbereitungen helfen können“, sagte der Erste Beigeordnete der Stadt, Armin Schönfelder, auf Anfrage. Seitens städtischer Mitarbeiter sei dann die Idee entstanden, „Flüchtlinge, die in einer Notunterkunft leben, zu fragen, ob sie freiwillig und unentgeltlich helfen können“. Dies sei dann so umgesetzt worden. Aus dem Umfeld von Helfern, die an den Vorbereitungen für den Kurzbesuch des Herrschers von Dubai an den Krickenbecker Seen beteiligt waren, erfuhr unsere Zeitung, dass etwa zehn Flüchtlinge beim Aufbau mit angepackt hatten.
Quellen aus der Nettetaler Lokalpolitik bestätigen das Vorgehen. „Bei den Aufbauarbeiten wurden die städtischen Mitarbeiter von Flüchtlingen unterstützt“, zitiert die Fraktion „Wir in Nettetal“ (WIN) sinngemäß aus einer E-Mail des Beigeordneten. Dieser hatte die Fraktionen des Nettetaler Stadtrates am 22. Juli — einen Tag nach dem Besuch des Scheichs samt 25-köpfigem Tross — über den Ablauf unterrichtet.
In dieser E-Mail, deren Inhalt WIN veröffentlicht hat, wird deutlich, dass die Verwaltungsspitze offenbar nichts Pikantes am Picknick des milliardenschweren Scheichs in einem gesperrten Bereich des Naturschutzgebietes fand. „Seine Hoheit erreichte mit zwei Stunden Verspätung gegen 13.30 Uhr das Grundstück, die Eskorte von zehn Wagen wurde von der Landespolizei mit zwei Fahrzeugen und einem Fahrzeug der Kaldenkirchener (Stadtteil von Nettetal, Anm. der Red.) Wache begleitet. Bei hervorragendem Grillwetter und bester Versorgung genoss der hohe Besuch die Landschaft und den Blick auf den Hinsbecker Bruch, bevor er gegen 14.45 Uhr wieder aufbrach.“
Für die 75-minütige Pause des Premier- und Verteidigungsministers hatte die Stadt laut E-Mail an die Fraktionen drei Tage Zeit zur Vorbereitung. Demnach habe die Botschaft der VAE am 18. Juli angefragt, ob die Fläche im Naturschutzgebiet genutzt werden dürfe. In diesem Zusammenhang gab es Rücksprachen mit dem Bundeskanzleramt und der Staatskanzlei NRW. Letztlich „duldete“ die Stadt den Besuch.
Der Aufwand der Kommune war dabei wohl nicht klein. Wie die Fraktionen vom Beigeordneten erfuhren, haben Mitarbeiter des Baubetriebshofes den Bereich gereinigt und die Stege am See gefegt. Zudem sei eine „überschaubare Teilfläche von rund 25 Quadratmetern zur Errichtung von drei Pagodenzelten mit einem Mulcher gemäht“ worden.
Außerdem ist in der Mail von „landestypischen Grillstellen abseits des Schilfs“ die Rede. Diese Grillstationen seien mit Sand umgeben gewesen. Es seien ausreichend „Feuerlöschgeräte“ vorhanden gewesen. „Dort wurde bei offenem Feuer in einem Naturschutzgebiet gegrillt. Es war 32 Grad heiß, der Boden pulvertrocken“, schildert ein Augenzeuge die Situation am Seeufer.
Auch bei Umweltschützern wächst der Unmut über die hoheitliche Mittagspause. Nach Informationen unserer Zeitung aus Behörden-Kreisen sind die Experten der Biologischen Station zwar in Kenntnis gesetzt worden. Eine Zustimmung seitens der Experten zum Picknick und den Mäharbeiten gab es aber keinesfalls.
Wie berichtet, will die Stadt Nettetal der Botschaft der VAE die entstandenen Kosten in Rechnung stellen. Wie viel die Arbeiten gekostet haben, ist bislang nicht bekannt.