Jugendamt: „Das muss jeder selber wissen“

Im Rat wird es wohl eine geheime Abstimmung geben.

Nettetal. Bei den meisten Fraktionen sind die Würfel gefallen, wie morgen Abend abgestimmt werden soll, wenn es im Stadtrat um die Einrichtung eines eigenen Jugendamtes geht. Trotzdem steht noch in den Sternen, wie die Entscheidung ausfallen wird. Vor allem angesichts der Tatsache, dass es wohl zur geheimen Abstimmung kommen wird.

Geschlossen für ein eigenes Jugendamt sind SPD (9 Sitze), FDP (5), Grüne (4) und WIN (2). Die Mehrheit der CDU (21) ist dagegen, aber es gebe bei der Abstimmung keinen Fraktionszwang. Vorsitzender Günter Werner: „Das muss jeder selber wissen.“ Noch nicht festgelegt hat sich die ABK (3).

„Wir wollen vor Ort entscheiden, wie die Jugendarbeit vor Ort aussieht“, fasst Christian Schürmann die Meinung der SPD-Fraktion zusammen. „Weil es besser ist, sich um die eigenen Dinge selbst zu kümmern — und weil die Chancen größer sind als die Risiken“, sagt Hans-Willy Troost (FDP).

„Weil wir dann die Dinge vor Ort gestalten und Schwerpunkte in der Prävention setzen können, damit Probleme möglichst gar nicht erst entstehen“, formuliert es Guido Gahlings für die Grünen. „Wir wollen einen möglichst großen Gestaltungsspielraum haben, ohne andere fragen zu müssen. Und weil wir eine bessere Verzahnung von freier Jugendarbeit, Jugendamt und Schulen sehen“, sagt Hajo Siemes von „Wir in Nettetal“ (WIN).

Gespalten ist die größte Fraktion im Nettetaler Stadtrat, die CDU. Deren Partei-Vorsitzender Jürgen Boyxen gehört zu den Befürwortern eines eigenen Amts: „Eine Kommune muss sich mit den wichtigsten Themen selber beschäftigen — und dazu gehört inzwischen die Jugendarbeit.“ Die Meinung des Lobberichers hat zwar Gewicht, aber im Stadtrat hat er weder Sitz noch Stimme. Für ein Nettetaler Jugendamt ist auch Bürgermeister Christian Wagner: „Weil es ein unverzichtbarer Bestandteil einer familienfreundlichen Stadt ist.“

Für einen Verbleib beim Kreis Viersen ist Günter Werner, Chef der CDU-Fraktion: „Die Gestaltungsmöglichkeiten sind eingeschränkt, weil es viele Pflichtaufgaben gibt, und Nettetals Sozial-Prognose ist angesichts vieler Scheidungen und Kinder mit Migrations-Hintergrund nicht so positiv, wie im Gutachten der Hochschule Niederrhein behauptet.“ Zudem sieht er ein finanzielles Risiko angesichts der Nettetaler Haushalts-Situation.

Noch nicht entschieden haben sich die „Aktiven Bürger für Kaldenkirchen“ (ABK). „Unsere Fraktionssitzung ist am Dienstagabend, wie immer in der Kneipe Tach. Und das dauert mindestens bis Mitternacht“, sagt Ratsherr Jörg Hebben gestern Nachmittag. Man wolle sich ausführlich beraten und dann entscheiden. Hebben: „Aber wie das ausgeht, kann ich noch nicht sagen.“ Der Wichtigkeit der ABK-Entscheidung ist er sich bewusst: „An uns hängt es ja wohl.“