„Nettetal als soziale Stadt profilieren“

Verwaltung sieht im eigenen Amt Vorteile. Die Entscheidung fällt Donnerstag im Rat.

Nettetal. Es ist einer von 22 Punkten der Tagesordnung im öffentlichen Teil der Ratssitzung am Donnerstag — aber wohl der umstrittenste: die Einrichtung eines eigenen Jugendamtes. Unter Punkt 5 der Tagesordnung soll es nach mehr als viereinhalb Jahren Diskussion zum Schwur kommen: Bleibt das Jugendamt in der Trägerschaft des Kreises Viersen — oder bekommt die Stadt Nettetal ein eigenes?

„Wir kritisieren nicht die Qualität der bisherigen Arbeit“, sagt der 1. Beigeordnete Armin Schönfelder. Aber mit einem eigenen Jugendamt sei eine bessere Arbeit vor Ort möglich: „Wir wollen mehr machen. Wir wollen Nettetal als soziale Stadt für alle Generationen profilieren — mit einer inhaltlichen und fachlichen Steuerung vor Ort.“

Da sei vieles möglich. Beispielsweise mehr Zusammenarbeit mit Schulsozialarbeit und Streetwork, mit den Netzwerken Integration und Prävention. Zudem eine bessere Anbindung der betreuenden Sozialarbeit an Kindertagesstätten, die Schulen (inklusive Offene Ganztagsschule) und die Sportvereine. „Wir sind davon überzeugt, dass wir näher am Bürger sind“, sagt Schönfelder.

Sollte es am Donnerstagabend eine Mehrheit für ein eigenes Jugendamt geben, könnte es frühestens Anfang 2012 an den Start gehen. Wieviele Mitarbeiter müsste solch ein Amt haben? „Der Kreis Viersen sagt, dass 30 Mitarbeiter übernommen werden müssten. Aber das waren auch schon einmal weniger. 2007 war noch von 23 Mitarbeitern die Rede“, sagt Schönfelder. Laut Machbarkeitsstudie wären für eine Stadt der größe Nettetals 20 bis 25 Beschäftigte sinnvoll — je nach Organisation und wie stark die freien Träger in die Arbeit eingebunden werden.

Ein Teil der Mitarbeiter, die bisher beim Kreis angestellt sind, soll übernommen werden. Schönfelder: „Die wichtigsten Ansprechpartner sollen möglichst bleiben. Aber das ist eine Sache der Verhandlungen mit dem Kreis Viersen — und ob die Mitarbeiter überhaupt wollen.“

Bisher sitzen die sechs Sozialarbeiter des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD) im Gebäude der Sparkasse am Doerkesplatz in Lobberich. Das muss nicht unbedingt so bleiben. „Es ist denkbar, das der ASD dezentral in den drei großen Stadtteilen sitzt.“

Und wie sieht es mit den anderen Mitarbeitern aus? „Die so genannte Innere Verwaltung könnte in die bisher genutzten Räume in der Sparkasse. Aber wenn die Arge, die neue Büros sucht, das Rathaus verlässt, dann hätten wir dort Platz“, sagt Schönfelder.

Doch zunächst müssen sich die 44 Mitglieder des Stadtrates plus Bürgermeister Christian Wagner am Donnerstag entscheiden: für oder gegen ein eigenes Jugendamt. Es bleibt spannend, wie die Entscheidung zu Tagesordnungspunkt 5 ausfällt . . .