Julia Neigel: Konzerterlebnis in der Alten Kirche in Lobberich

Julia Neigel und ihre Band boten ein mitreißendes Erlebnis.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Lobberich. Den Atem anhalten, andächtig lauschen auf einen wunderbaren Gesang, der ohne Mikro den Kirchenraum ausfüllt, die Stimmbänder gleichsam als Verstärker einsetzt. Und dann mitgehen, aufspringen, klatschen, wenn die Band funkig und fetzig losrockt, die Sängerin mit Mikro kreischt, dass die Mauern beben. Was da abging am Samstagabend in der Alten Kirche in Lobberich, war ein mitreißendes Konzerterlebnis: Julia Neigel mit Band.

Ihre lange schwarze Mähne hat sie noch. Doch wie sie die Haare im Dutt bändigt, so hat sich die einstige Rockröhre Jule Neigel gewandelt zur vielseitigen Künstlerin Julia Neigel. In Lobberich sang sie, klar, auch alte Hits, „Schatten an der Wand“ etwa als letzte Zugabe. Doch vor allem waren die drei Stunden in der übervollen Kirche eins dieser typischen intimen Unplugged-Konzerte der neuen Neigel, in der einzigartigen Atmosphäre der Alten Kirche ein bewegendes Erlebnis.

„Weil ich dich liebe“: Auch wenn der Titel nach schlagermäßigem Schmachtfetzen klingen mag, von Kitsch keine Spur. Neigel hauchte und hechelte, kraftvoll und klangvoll, flüsternd und fauchend, rauchig und röhrend. Kein Verstärker, keine Technik, ihre wunderbare Stimme reichte, schmeichelte den Ohren, ergriff die Herzen, ließ das Publikum, Alt wie Jung, toben. Standing Ovations schon vor der Pause.

Und dann wieder Strom an und ab die Post: „Love for a woman“. Minutenlange Improvisationen, Keyboard und Akustikgitarre im Wechselspiel der Tonfolgen, Bass und Drums im Reigen der Rhythmen. Blues, Jazz, Funk, typisch „Neigelneu“, wie das jüngste Album heißt.

Die Neigel, sie kokettierte mit ihrer Ausstrahlung, flirtete mit dem Publikum. Sang „Ich bin froh, dass es Dich gibt“, ließ sich dabei am Bühnenrand sitzend von den Fans abklatschen, stiefelte flott über die Stühle durch die orgiastisch klatschenden Zuschauer.

Gönnte ihnen zwischendurch mit Balladen und Plaudereien Verschnaufpausen. Riss alle wieder mit beim fetzigem Funk. Mitreißend eben, das Neigel-Konzert. jbh