Kaldenkirchen feiert ein halbes Jahrhundert Bürgerverein
Das Koekerker Platt durfte bei der Feierstunde zum 50-jährigen Bestehen nicht fehlen.
Kaldenkirchen. Trommeln für Kaldenkirchen: Was der Bürgerverein 50 Jahre lang für die Grenzstadt getan hat, wurde musikalisch zu Beginn der Jubiläumsfeier zum Ausdruck gebracht, als die Samba Trommel AG der Realschule den Takt vorgab — mal im dezenten Trommelwirbel, meist aber im kräftigen Paukenschlag. Wie es sich eben für einen Lobbyverein gehört, der Gehör finden will — bei den eigenen Bürgern, für die er sich einsetzt, wie bei den Politikern der großen Stadt Nettetal, die ihre Bürger tief im Westen nicht vergessen soll.
Vor dieser Interessenpolitik im besten Sinne hatte Bürgermeister Christian Wagner Hochachtung, sah er hier doch eine „lebendige, engagierte Bürgerschaft“ am Werke, die sich mit viel Herzblut für ihren Stadtteil einsetze. Die Kaldenkirchener zeigten Bürgersinn, auf den ein demokratisches Gemeinwesen angewiesen sei. Er nannte den Bürgerverein deshalb auch „vorbildhaft für andere Stadtteile“.
Der Verein habe nicht nur Gedenkstätten für die Toten der beiden Weltkriege geschaffen, sondern auch dafür gesorgt, dass die jüdischen Mitbürger, die in der Hitler-Diktatur umgebracht wurden, nicht vergessen werden. Für Wagner ist der Bürgerverein eine „Institution in Kaldenkirchen und Nettetal“, die auf zahlreiche Meilensteine bei der Mitgestaltung des gesellschaftlichen Lebens zurückblicken könne. So wünschte er dem Verein weiterhin „viele Ideen und gute Mitstreiter“ und hoffte mit dem Vorsitzenden Heinz-Willi Schmitz darauf, dass sich erneut Nachwuchs findet — wie das auch vor 50 Jahren war, als ein Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVV) für Kaldenkirchen gegründet wurde. Initiator war Heinz-Günter Karrenberg, der im Jahr 1963 als 34-jähriger Stadtdirektor in Kaldenkirchen geworden war.
Als einer, der 1965 bei der Gründung auch Arbeit als Geschäftsführer und Kassenwart übernahm, schilderte Schmitz Entstehungsgeschichte, Wachsen und erfolgreiche Arbeit des Bürgervereins, der heute rund 180 Mitglieder hat und einige 100.000 DM/Euro bewegte: für die Veranstaltung von Martinszügen und von Stadtfesten (1980 und 2006), für die Herausgabe von Büchern (Stadtgeschichte, Postkartenansichten, Zollämter und Wanderwege) und Schriften (Totenzettel und Geschichten in Plattdeutsch), für die Gestaltung von Gedenkstätten oder für die Wiederbelebung des Gesundheitsgetränks „L’Estomac“ (mit 32 statt 42 Prozent Alkoholgehalt).
Bemerkenswert am Bürgerverein ist nach Schmitz’ Worten die Kontinuität im Vorstand: als Vorsitzende Heinz-Günther Karrenberg, Hanns Backes (1971 bis 2001), seither Heinz-Willi Schmitz, als Geschäftsführer und Pressewart Heinz-Willi Schmitz (1965 bis heute). Bemerkenswert sei auch, dass es kaum einen Vorstand gebe, der so viele Bundesverdienstkreuzträger aufweise: Derzeit sind es drei.
Eine von ihnen ist Elvire Kückemanns, die in ihrem Vortrag „Wat sech doch alles jedoan hätt en de letzte fiftich Joahr“ Revue passieren ließ, wie sich Kaldenkirchen nach der Ära „Lenzen Fitti“ ab 1963 durch den Weckruf Heinz-Günter Karrenbergs veränderte, der die Grundlage schuf für eine vom Durchgangsverkehr befreite Innenstadt „met hubbele“. Bei allem positiven Zeitgeist-Wandel bedauerte sie: „Wör kalle net mer platt“.