Bürgerbüro in Nettetals Speckerfeld Hausaufgabenhilfe für ein ganzes Quartier

Nettetal-Breyell · Das Bürgerbüro Breyell bietet im Speckerfeld regelmäßige und vor allem kostenlose Unterstützung für Menschen aus 40 Nationen an. Besonders Lesen und Schreiben stehen im Mittelpunkt der Hilfe.

Nora Campen mit einer Informationsschrift zu Hausaufgabenhilfe: Das Nettetaler Bürgerbüro kann weitere Helfer gebrauchen.

Foto: Uli Rentzsch/Uli Rentusch

Das Bürgerbüro Breyell hat seine Heimat mitten im Quartier Speckerfeld. Nora Campen, Leiterin des Büros, Sozialarbeiterin und systemische Familientherapeutin beim Caritasverband, hat feste Öffnungszeiten eingerichtet, um den Menschen vor Ort ihre Hilfe anzubieten. „Hier wohnen Menschen aus rund 40 Nationen“, erklärt sie. Allein diese Aussage macht deutlich, dass Unterstützung dringend notwendig ist: Jobcenter, Versorgungsamt, Jugendamt, Schule, Kindererziehung, Fragen des alltäglichen Lebens – die Liste ist lang. Hinzu kommt die deutsche Sprache, mit der nicht alle vertraut sind.

Unterstützung benötigt auch eine Bevölkerungsgruppe, über die gern in Sonntagsreden gesprochen wird: Kinder. Um ihnen die Chance auf Bildung zu geben, benötigt es nicht nur Wissen, sondern auch Zuverlässigkeit und Zuwendung. Jeder noch so kleine Schritt sei ein weiteres Mosaiksteinchen, damit Kinder integriert werden und sich im Alltag zurechtfinden können, sagt Nora Campen. So bietet das Bürgerbüro auch eine kostenlose Hausaufgabenbetreuung an. Einmal in der Woche kommen die Schülerinnen und Schüler für jeweils 60 Minuten in die Räume des Büros. Ein Team von derzeit neun Ehrenamtlerinnen kümmert sich um die vorwiegend aus der Grundschule kommenden Kinder.

Im Mittelpunkt stehen Lesen und Schreiben. In Kleingruppen könne gezielt gelernt werden, erklärt Campen. Möglicherweise brauche man für die rudimentäre Verständigung nicht unbedingt Kenntnisse zur Deklination oder Konjugation, wenn aber Prüfungen Voraussetzung für einen weiteren Lebensabschnitt werden, ist Unterstützung notwendig. „Unsere ehrenamtlichen Kräfte sind entweder noch berufstätig, im Ruhestand oder machen gerade ein Sabbatjahr“, erklärt die Leiterin.

Alle sechs Wochen trifft man sich zum Austausch, unterstützt sich gegenseitig bei Fragen zum Unterricht. Ergebnisse werden sichtbar: Tatsächlich habe man einzelne Schüler bis zum Abitur begleitet, in Ausnahmefällen helfe man auch den Eltern beim Spracherwerb, sagt Campen. Durch die Regelmäßigkeit des Unterrichts entstehe Verlässlichkeit und bei den Kindern die Gewissheit, da ist jemand vor Ort: Werte, die den Weg in die Familien finden. Wieder ein Mosaiksteinchen. Es sei vorgekommen, dass die Kinder beim Einkauf der Schulutensilien begleitet wurden. Die Kinder merkten bald, dass da jemand ist, der ihnen zuhört.

Träger des Bürgerbüros ist der Caritasverband, die Finanzierung übernehmen die Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft des Kreises Viersen, die die Räume zur Verfügung stellt, und die Stadt Nettetal. Auch die evangelische und die katholische Kirche sind im Quartier vor Ort. Eine große Hilfe sei auch der Förderverein Flüchtlingshilfe Nettetal. So sei beispielsweise ein Besuch im Zoo realisiert worden. „In der Tat ein zuverlässiger und großzügiger Partner“, lobt Campen.

Nachbarschaftsfest, Ausflüge, Nikolaus – diese Veranstaltungen haben sich bereits etabliert. Vorrangiges Ziel: Die Menschen im Quartier sollen sich kennenlernen. Nora Campen freut sich, dass allein durch die Absprachen zur Organisation eines Nachbarschaftsfestes die Unterstützung untereinander stabilisiert wird. Sie blickt nach vorn: „Schön wäre es, wenn sich ein Ehrenamtler finden ließe, der sich um die digitale Kommunikation innerhalb der Nachbarschaft kümmern könnte“, sagt sie. Allein, um auf das Angebot des Bürgerbüros aufmerksam zu machen und auch, um das Miteinander im Quartier zu festigen. Sie habe festgestellt, dass trotz aller Bemühungen einige Anwohner im Quartier kaum Notiz voneinander nehmen. „Sie leben lieber in ihrer eigenen Community“, sagt Campen. Aber auch hier komme ein Mosaiksteinchen zum anderen: „Eine meine Aufgaben ist, einerseits das gemeinschaftliche Leben zu festigen, andererseits aber auch die Selbstinitiative der Anwohner zu fördern.“ Es geht darum, den Nachbarn kennenzulernen, sich mit ihm zu unterhalten, vielleicht sogar etwas mit ihm zu unternehmen.